Aus im Tollhaus: Löwen unterliegen knapp dem FC Ingolstadt

München - Der Löwe frisst den Drachen, der TSV 1860 packt die Sensation. Das war es, wovon die Sechzger-Fans träumten, und aus diesem Anlass bastelten sie eine Choreographie des tierischen Festmahls in der Westkurve.
Es hätte eine Pokal-Überraschung werden können. Es wurde Sechzigs letztes Duell im Profifußball – womöglich für lange Zeit.
Die Löwen verloren das Erstrundenduell im DFB-Pokal gegen den FC Ingolstadt 04 (hier den Liveticker nachlesen), ein heißes und hochspannendes bayerisches Derby, mit 1:2. Torjäger Dario Lezcano brachte den Bundesliga-Absteiger früh mit einem gekonnten Heber in Führung (20.), Kapitän Felix Weber köpfte nach Freistoß-Vorarbeit von Nico Andermatt den umjubelten Ausgleich (66.). Joker Stefan Kutschke entschied das Duell per Foulelfmeter (83.).
Keeper Strobl wird zum tragischen Helden
Bitter für 1860: Beide Treffer verschuldete Torhüter Alexander Strobl, der seine Elf mehrfach überhaupt im Spiel gehalten hatte. "Auf gut Österreichisch: Es ist scheiße. Wir wollten weiterkommen und haben es verpasst. Drumherumreden bringt eh’ nix, also gebe ich es ehrlich zu: Das 1:0 geht auf meine Kappe. Das bringt mir auch nix, dass ich ein, zwei Dinger gehalten habe", sagte Strobl. Damit hat sich trotz aller Hoffnungen des Regionalliga-Tabellenführers, dem Zweitligisten ein Bein stellen zu können, der Favorit durchgesetzt: Sechzig trauert einer vergebenen Chance hinterher, Ingolstadt steht in Runde zwei.
"Wir haben einen tollen Kampf gezeigt und ein gutes Spiel gemacht, haben Moral bewiesen nach dem 0:1", sagte Jan Mauersberger, der kurz vor Schluss mit Gelb-Rot runter musste. "Jeder von den Jungen wollte sich beweisen. Jetzt kommt wieder Regionalliga, das ist wichtig für uns, da wollen wir an den Start anknüpfen." Und Timo Gebhart meinte: "Das ist sehr bitter. Wir haben gekämpft, aber es hat nicht gereicht. Die Stimmung der Fans war Wahnsinn bis zum Schluss."
Trainer Daniel Bierofka veränderte seine Elf im Vergleich zum 4:0 im Totopokal gegen Neuburg auf sechs Positionen und ließ die Achse der Routiniers (Mauersberger, Gebhart, Mölders) ran. Während Torwart Strobl erneut den Vorzug vor Marco Hiller bekam, biss Gebhart auf die Zähne: Der Taktgeber spielte mit einem lädierten Zeh und konnte nur dank Spritze und aufgeschnittenem Schuh auflaufen.
Alles schien möglich im blauen Tollhaus - dann kam der Elfer
Angepeitscht vom Gros der 12.500 Zuschauer im ausverkauften Grünwalder Stadion wurde anfangs jeder noch so kleine Konter bejubelt – und die erste Fast-Chance umso mehr: Kilian Jakob tauchte frei vor Gästekeeper Örjan Nyland auf, seinem Kopfball fehlte der Druck (2.). Danach hieß es: dem Druck der Schanzer standhalten. Das gelang anfangs mit Glück, Geschick und Einsatz. Nach 20 Minuten und einem überhasteten Herauslaufen von Strobl bei Lezcanos Lupfer war die Hoffnung Bierofkas ("Je länger wir die Null halten, umso bessere Chancen haben wir") schon dahin.
Ärgerlich für die Löwen: Nach einer dicken Gästechance durch Sonny Kittel (28.) hätte Jakob fast den Ausgleich erzielt, doch Ingolstadt konnte klären (35.). Nach der Pause (und der Verabschiedung von Pressesprecherin Lil Zercher) blieben die Gäste von Trainer Maik Walpurgis die gefährlichere Elf und hätten bei besserer Chancenverwertung alles klar machen können.
Und 1860? Gelangte zu selten in Tornähe. Doch die Bierofka-Löwen bewiesen auch als Underdog einmal mehr: Wir geben nicht auf! Der verdiente Lohn: Webers 1:1 (66.), Grünwalder Tollhaus. Als der Glaube an den Erfolg wuchs, traf Neuzugang Kutschke vom Elfmeterpunkt ins Herz der Blauen (82.).
Damit könnte das Duell tatsächlich der letzte Auftritt abgestürzter Giesinger gegen einen höherklassigen Gegner für Jahre gewesen sein – außer, die Biero-Elf sorgt über den Umweg Toto-Pokal für das nächste weiß-blaue Tollhaus.