Auftakt in der dritten Liga: Bierofkas Plan gegen den 1. FC Kaiserslautern
München/Kaiserslautern - Ein Jahr ist es her, da stand Daniel Bierofka vor einem Scherbenhaufen. Im Sommer letzten Jahres versuchte der Trainer des TSV 1860, den Laden nach dem Absturz aus der Zweiten Liga irgendwie zusammenzuhalten. Sechzigs Vereinsikone formte, angetrieben von unbändiger Leidenschaft, eine schlagkräftige Truppe, die Sechzig zurück in den Profifußball schoss – und dort geht es nun endlich wieder los.
"Letztes Jahr waren wir hier gesessen und sind nach Memmingen gefahren. Da waren 5 000 Zuschauer", erklärte dieser Bierofka am Freitag: "Letztes Jahr haben wir gegen Buchbach oder Eichstätt gespielt, ohne das negativ zu bewerten." Verschmitzt fügte der 39-Jährige hinzu: "Seitdem hat sich einiges getan. Es ist ein tolles Gefühl, jetzt nach Kaiserslautern auf den Betzenberg zu fahren. Es ist schon fast ein bisschen surreal."
Aber nur fast, denn: Sechzig begeht tatsächlich seinen Auftakt in die erste Saison seit Einführung der eingleisigen Dritten Liga. Die Löwen feiern ihre Premiere am Samstag beim 1. FC Kaiserslautern (14 Uhr, live in der ARD und im AZ-Liveticker). Willkommen in der Realität – Bühne frei für (dritte) Bundesliga!
Geballte Fußballtradition vor 40.000 Zuschauern
Bevor die Giesinger am Freitagmittag in Richtung Pfalz aufbrachen und auf ihrer Homepage einen Countdown bis zum Anstoß runterzählten, gestand Bierofka: "Wenn wir jetzt nach Kaiserslautern fahren, merkt man: Die Vorfreude ist extrem. Profifußball ist einfach etwas anderes, die ganz spezielle Atmosphäre auf dem Betzenberg. Es geht nicht nur mir so: auch die Spieler, die Fans – wir sind alle heiß darauf!"
Ein heißes Duell zwischen den beiden Klubs, die eine Fanfreundschaft verbindet, verspricht auch die Kulisse: Knapp 38.000 Karten hat Lautern schon verkauft, über 40.000 werden im Fritz-Walter-Stadion erwartet. "Das ist geballte Fußballtradition! Für solche Spiele arbeitet jeder, der im Profibereich unterwegs ist", sagte Sportchef Günther Gorenzel und erklärte das Duell auch wegen der "tollen Kulisse" zu einem "besonderen Auftakt."
Die Löwen jagen die Roten Teufel
Lautern gegen die Löwen, das heißt für Sechzig aus sportlicher Sicht: antreten bei Aufstiegskandidat Nummer eins. Bierofka über den Unterschied zwischen Regionalliga und der dritthöchsten deutschen Spielklasse: "Dort waren wir die Gejagten, jetzt sind wir die Jäger. Heißt aber nicht, dass wir auf den Betzenberg fahren, um die weiße Flagge zu hissen."
Während Trainer-Kollege Michael Frontzeck im "Kicker" vor dem TSV warnte und mehr als "eine bessere Regionalliga-Truppe" erwartet, bezeichnete Bierofka den Gegner als "Favorit auf den Aufstieg", mit einer "sehr gut organisierten Mannschaft". Aber: "Wir werden unsere Waffen gegen sie wählen."
Ziereis bleibt daheim - Sturmduo Mölders/Grimaldi
Was Sechzigs Arsenal anbelangt, so ließ Bierofka durchblicken, in jenem 4-4-2-System inklusive Sturmduo Sascha Mölders und Adriano Grimaldi aufzulaufen, das dem TSV zu einer ungeschlagenen Vorbereitung verhalf: "Es war schwer, gegen uns Tore zu schießen, das wollen wir beibehalten. Wir haben viel Geschwindigkeit, gerade über die Außen und vorne zwei wuchtige Stürmer, die schwer zu verteidigen sind."
Angreifer Markus Ziereis zählt dagegen zu jenen "Härtefällen", die Bierofka bei der Kaderzusammenstellung ankündigte: Der zweitbeste Liga-Torjäger der vergangenen Spielzeit (14 Treffer) musste zuhause bleiben, die jungen Aufstiegshelden Christian Köppel, Simon Seferings und Nicholas Helmbrecht mussten wie Neuzugang Semi Belkahia zur U21.
Stichwort heißes Duell: Das wird’s auch wortwörtlich, denn für Samstag sind 38 Grad angesagt. Bierofkas Einschätzung vor der Rückkehr auf die größere, endlich wieder deutschlandweite Bühne könnte nicht besser zur Marschroute des Aufsteigers gegen die Roten Teufel passen: "Durchbeißen!"
Sehen Sie hier im Video: Das sagt Bierofka vor dem Auftaktspiel