Aufstiegsrennen: Die Löwen als Faktor X
50, 49, 49, 48, 47 – Rechenspiele in der 2. Bundesliga. Um die zwei direkten Aufstiegsplätze kämpfen derzeit fünf Mannschaften - und die Löwen.
München - Christian Ude soll ja schon den Rathausbalkon reserviert haben. Der Oberbürgermeister von München ist ein bekennender Anhänger der Löwen, und sollten ausnahmsweise mal die „Blauen“ was zu feiern haben am Ende der Saison, es wäre ihm eine Freude. Die 2. Fußball-Bundesliga ist in dieser Spielzeit allerdings unberechenbar, und seit Montagabend, seit dem 1:1 (0:1) gegen den FC St. Pauli, ist die Ausgangsposition der „Löwen“ weiter die schlechteste der Mannschaften, die noch auf den Aufstieg hoffen können.
50, 49, 49, 48, 47 – die SpVgg Greuther Fürth, Eintracht Frankfurt, der SC Paderborn, Fortuna Düsseldorf und eben St. Pauli: Fünf Mannschaften liegen nun innerhalb von nur drei Punkten. Die „Löwen“ haben einstweilen 42 plus x, weil sie noch das Nachholspiel bei Erzgebirge Aue (14. März) einkalkulieren. Und so gesehen kam ihnen das Unentschieden nach zuvor fünf Siegen in Serie ungelegen. „Das sind zwei verlorene Punkte“, rechnete Trainer Reiner Maurer vor.
Eben 42 plus x statt 44 plus x im Kampf um zwei feste Plätze in der 1. Bundesliga. Am kommenden Mittwoch wären die Sechz'ger also im Idealfall vier Punkte hinter dem Relegations-Platz sowie Platz zwei, es hätten allerdings auch nur zwei Punkte sein können nach ihrer bislang so beeindruckenden Rückrunde. Das Unentschieden gegen St. Pauli, sagte Präsident Dieter Schneider, „bringt uns nicht weiter, es wirft uns aber auch nicht um“. Trainer Maurer beteuerte, es sei zunächst mal „wichtig, dass wir nicht verloren haben“, es sei „auch mehr drin gewesen“.
Das sah Kollege Andre Schubert auch nicht anders. In der Tat war besonders die Erwartungshaltung bei den „Löwen“ groß, nicht zuletzt bei ihrem leidgeprüften Anhang. Es gab sogar einen Stau auf der A 9 im Münchner Norden, das kommt bei Spielen der „Löwen“ in der Arena eher nicht vor. 31.600 Zuschauer waren es am Ende, beachtlich. Dann aber setzte Kai Bülow zu einer dusseligen Grätsche gegen St. Paulis Petar Sliskovic an, Schiedsrichter Florian Meyer (Burgdorf) pfiff Elfmeter, Florian Bruns verwandelte (33.). Und Rückstände konnten die Löwen bislang nicht aufholen. Kevin Volland allerdings gelang spät (88.) wenigstens noch der Ausgleich, doch der Zorn auf Bülow war da längst nicht verraucht.
„Wir haben dem Gegner gastfreundlich einen Elfmeter und die Führung geschenkt“, kritisierte Trainer Maurer den tollpatschigen Mittelfeldspieler, der voller Reue gleich bekannte: „Da darf ich nicht so hineingrätschen.“ In seinem Plädoyer betonte Bülow aber auch: „Ein Punkt gegen St. Pauli ist nicht schlecht. Auf die Diskussion, dass ein Punkt nicht zählt, lasse ich micht nicht ein.“ Genau genommen fühlten sich die Münchner aber ebenso schlecht wie die Hamburger.
„Ich weiß auch gerade nicht, wie ich das einordnen soll“, bekannte Torschütze Bruns, legte sich dann jedoch fest: „Das 1:1 fühlt sich an wie eine Niederlage.“ Verständlich, 49 Punkte wären allemal besser als 47 im Mehrkampf um den Aufstieg in die 1. Bundesliga, wo St. Pauli gerade hergekommen ist. Es falle ihm schwer, „jetzt lustig durch die Gegend zu hüpfen“, bekannte Trainer Schubert deshalb wenig überraschend.
Immerhin: Im Gegensatz zu den Konkurrenten Frankfurt und Düsseldorf fuhren die St. Paulianer nach dem Spiel gegen die Löwen nicht als Verlierer heim. Und die „Löwen“ haben trotz allem schon mal die Lizenz für die 1. Liga beantragt – auch wenn sie im Fünfkampf um den Aufstieg derzeit nur der X-Faktor sind.