Aufstiegsheld Winkler will Löwen-Aufstieg: Hat aber ein Problem - das AZ-Interview

Vor dem Spiel der Löwen gegen Meppen erinnert sich Aufstiegsheld Winkler an den Durchmarsch – und erklärt, warum eine Wiederholung der Ereignisse heutzutage für den Verein problematisch wäre.
von  Matthias Eicher
Siegesfeier nach dem Aufstieg in Meppen: Die Löwen (v.l.) Jens Keller, Bernhard Winkler, Peter Pacult und Rainer Berg.
Siegesfeier nach dem Aufstieg in Meppen: Die Löwen (v.l.) Jens Keller, Bernhard Winkler, Peter Pacult und Rainer Berg. © Rauchensteiner/Augenklick

AZ: Herr Winkler, der TSV 1860 tritt am Sonntag (13 Uhr) beim SV Meppen an. Welche Erinnerungen haben Sie denn an die letzte sportliche Reise der Sechzger ins Städtchen an der niederländischen Grenze?
BERNHARD WINKLER:
Sehr, sehr gute. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Wir haben Meppen mit 1:0 geschlagen. Das war ein toller Tag für mich, für die Mannschaft, für den ganzen Verein – und eine Riesen-Sensation, dass wir damit den Durchmarsch in die Bundesliga gepackt haben.

Am 11. Juni 1994 war das, Ihr Sturmkollege Peter Pacult hat damals das entscheidende Tor geschossen – nach Vorarbeit von Bernhard Winkler.
Ja, das war Peters Tag. Ich weiß noch, wie groß die Anspannung war. Wir hatten vorher unser Heimspiel gegen Chemnitz mit 3:1 gewonnen und mussten auch in Meppen gewinnen, um es zu schaffen. Wir waren mit den Nerven ziemlich durch. Ich selbst hab’ zwei Hundertprozentige vergeben, bei mir sollte es nicht sein. Gott sei Dank hat’s der Peter gemacht. Er hatte am Schluss 18 Tore, ich 16. Wir waren der beste Sturm in der 1. und 2. Liga. Da hat er sich am Ende knapp gegen mich durchgesetzt, aber das hat er sich verdient: Er war ein genialer Sturmpartner.

Wie lückenlos bringen Sie noch zusammen, was danach passiert ist?
Das werde ich nie vergessen: Meppen war gigantisch. Schon auf dem Platz wurden Tränen vergossen, von den Spielern wie den Fans. Wir sind uns alle in den Armen gelegen. Die Aufstiegsfeier ging in der Kabine los, im Flieger und auf dem Weg zurück nach München weiter und im Hacker-Keller die ganze Nacht. Aber ich muss schon gestehen: Als wir am nächsten Tag mit diesem Doppeldecker-Bus zum Marienplatz gefahren sind, hatten wir alle einen Aufgewärmten. Wir haben zwei Tage durchgefeiert. Da oben auf dem Rathausbalkon zu stehen, tausende Fans unter uns – das war Gänsehaut pur!

Schlagen wir den Spagat zu den Löwen heute: Die Elf von Trainer Daniel Bierofka hat in zehn Spielen 13 Punkte geholt.
Das ist solide, aber ein bisschen schade, weil es mehr Punkte sein könnten. Ich habe einige Spiele im Fernsehen geschaut, das Derby in Haching live gesehen. Sechzig war dort und auch insgesamt oft die bessere Mannschaft, aber leider passt der Spruch: "Ein Spiel dauert 90 Minuten" sehr gut. Es wäre mehr drin gewesen.

Was ist denn insgesamt drin in dieser Saison?
Ich habe vor der Saison gesagt: Platz fünf bis acht fände ich gut. Das finde ich nach wie vor realistisch.

Wenn man sieht, was möglich gewesen wäre, könnte man glatt von einer Wiederholung des damaligen Durchmarsches durch zwei Ligen träumen.
Um Gottes Willen – am liebsten wäre mir der sofortige Aufstieg. Sechzig dürfte es unserer damaligen Truppe ruhig nachmachen. Ich fürchte nur, dann hätte man ein Problem.

Das da wäre?
Kein zweitligataugliches Stadion, die ungeklärte Situation mit dem Investor (Hasan Ismaik, d. Red.).

Womit wir bei der letzten Mitgliederversammlung wären, als Sie mit dem Team Profifußball für den Verwaltungsrat und eine Annäherung an Ismaik angetreten sind, aber verloren haben und sich beschimpfen lassen mussten.
Dazu möchte ich nichts sagen. Wenn man ehrlich ist: Ohne die Finanzspritze von Ismaik, ohne die Neuzugänge wie Adriano Grimaldi oder Quirin Moll würde es schlechter ausschauen. Aber wie es mit 1860 weitergeht, müssen andere beantworten. Ich wünsche dem Biero und der Mannschaft jedenfalls, so weit oben wie möglich zu stehen. Das ist gut für die Fans und so bleibt auch die Euphorie erhalten, die nach dem Wiederaufstieg entstanden ist.

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