Aufsichtsrat Saki Stimoniaris: "1860 gehört mindestens in die Zweite Liga"

Am Rande des Trainingslagers hat sich Aufsichtsrat Athanasios "Saki" Stimoniaris ausführlich zur aktuellen Lage beim TSV 1860 geäußert. Die wichtigsten Aussagen.
von  Matthias Eicher
1860-Aufsichtsrat Athanasios "Saki" Stimoniaris.
1860-Aufsichtsrat Athanasios "Saki" Stimoniaris. © sampics (sampics)

München/Windischgarsten - Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel hatte den Verein noch gar nicht verlassen, da waren sie sich beim TSV 1860 schon einig, dass man sich künftig einen zweiten Geschäftsführer sparen wolle und der neue Mann die Position des Sport-Chefs oder Kaderplaners übernehmen solle. 

Doch die Vertreter von Investor Hasan Ismaik machten Mitte Juni nach AZ-Informationen auch folgenden Vorschlag: Anthony Power, Boss der Fanartikel-Firma, möge die Aufgaben von Gorenzel übernehmen und dabei von Aufsichtsrat Athanasios "Saki" Stimoniaris unterstützt werden. Der Haken an der Sache: Die Vereinsseite ist mit dieser Lösung nicht einverstanden.

Inzwischen ist Gorenzel tatsächlich weg, die Frage nach einer optimalen Lösung der offenen Personalsituation steht weiter im Raum. "Wir sind uns einig im Aufsichtsrat, dass wir den Posten des Geschäftsführers nicht neu besetzen wollen. Wir wollen keinen Geschäftsführer Sport, sondern es soll ein neuer Sportchef kommen",  betonte Stimoniaris am Freitag am Rande des Trainingslagers in Windischgarsten in einer Presserunde. "Wir haben das im Aufsichtsrat und im Beirat besprochen und uns für dieses Vorgehen entschieden, dass wir auf der Ebene des Geschäftsführers keinen Nachfolger verpflichten wollen."

Saki Stimoniaris: "Wir haben vor ein paar Tagen den Etat für die kommende Saison erhöht"

Er bat zugleich darum, sich in dieser Thematik an Marc-Nicolai Pfeifer zu wenden, schließlich sei der Finanz-Geschäftsführer dafür zuständig, den Sportchef einzustellen: "Wenn es morgen anders ist, werden wir es sehen, denn das machen wir in konstruktiven Gesprächen."

Zu den Infos, dass er und Anthony Power Sportchef-Funktionen übernehmen werden, erklärte er: "Ich weiß nicht, woher dieses Gerücht kommt." Er könne nur sagen, dass er sich dort, wo er sei, "ganz gut aufgehoben" fühle. Und: "Ich denke, die Geschäftsführung macht eine sehr gute Arbeit."

Seit April 2019 ist Stimoniaris Vorsitzender des Aufsichtsrats der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA und Nachfolger von Yahya Ismaik in diesem Gremium. Zuvor war er bereits als Verwaltungsrat bei den Löwen aktiv.

Das sagt Saki Stimoniaris über...

...die Gründe des Fernbleibens von Ismaik im Grünwalder Stadion:  "Jeder Mensch hat seine eigene rote Linie. Hasan würde gerne ins Grünwalder Stadion kommen, kommen können und er leidet darunter, dass es nicht geht. Das ist für ihn ein sehr emotionales Thema."

...das Sportbudget für die neue Saison: "Wir haben vor ein paar Tagen den Etat für die kommende Saison erhöht. Ich freue mich sehr, dass beide Gesellschafter diesen Weg unterstützen. Von diesem Geld haben wir auch die neuen Spieler verpflichtet. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich als Vorsitzender des Aufsichtsrates keine Zahlen nennen kann."

Saki Stimoniaris: "Wir suchen Spieler, die zu Sechzig passen"

...die späten Verpflichtungen: "Ich finde, wir sind auf einem guten Weg. Wir haben jetzt sechs neue Spieler verpflichten können, dafür möchte ich Herrn Jacobacci, die Scoutingabteilung und Herrn Pfeifer dafür auch mal einen Dank aussprechen. In der gegenwärtigen Situation war es nicht einfach, das alles zu bewältigen."

...schwierige Zukunftsplanungen bei Sechzig: "Man darf nicht vergessen, dass letztes Jahr nicht so viele Verträge ausgelaufen sind. Ein anderer Punkt ist: Wir suchen Spieler, die zu Sechzig passen. Es gibt verschiedenste Meinungen, das alles muss geklärt werden. Ich weiß nicht, ob deshalb Spieler abgesprungen sind. Haben Sie bitte Verständnis, dass ich mich nicht ins Tagesgeschäft einmische. Soweit ich informiert bin, suchen wir noch ein paar Spieler, da gibt es interessante Namen. Wir versuchen im Aufsichtsrat alles möglich zu machen, was innerhalb unserer Rahmenbedingungen liegt."

Saki Stimoniaris: "Fußball ist ein Ergebnissport. Du brauchst auch Glück"

...künftig niedrigere Ambitionen bei den Löwen: "Bei uns will jeder aufsteigen, jeder wünscht sich den Aufstieg. In der letzten Saison hatten wir einen der höchsten Etats und sind nicht aufgestiegen. Dieses Jahr sind wir – zu diesem Zeitpunkt – in etwa beim gleichen Etat. Wir haben den Etat auch letztes Jahr nicht sofort über sechs Millionen erhoben. Ich kann nur sagen, dass wir auch dieses Jahr sehr nahe dran sind. Es ist der gleiche Weg und wir versuchen alles, aber wir haben festgestellt, dass nur ein hoher Etat alleine nicht reicht. Fußball ist ein Ergebnissport. Du brauchst auch Glück. Man hat es bei Wehen Wiesbaden und Osnabrück gesehen: Die einen haben gefeiert, die anderen haben dann das Tor geschossen. Man muss Geduld haben und dem Ganzen eine Chance geben. Ich hoffe, dass wir eine gute Saison haben werden."

Saki Stimoniaris: "1860 gehört mindestens in die Zweite Liga"

...das Saisonziel: "Unser Ziel ist, die Mannschaft zu stärken, soweit wir können. Wir können nicht alles erfüllen, aber wir versuchen es. Wir wollen uns von Spiel zu Spiel freuen."

...das Verhältnis zwischen den Gesellschaftern: "Ich kann nur sagen, dass wir im Aufsichtsrat sehr, sehr konstruktiv zusammengearbeitet haben. Sonst wären die vergangenen Jahre nicht möglich gewesen. Es könnte besser sein, aber das ist immer so. Unser Ziel heißt Sechzig, das verfolgen wir. Dass Hasan Ismaik aus seinem Herzen heraus möchte, dass wir aufsteigen und wir alle das wollen, ist doch logisch – egal, ob aus dem e.V: oder bei HAM. Wir wollen alle diesen Weg und tun alles dafür. Meine persönliche Meinung ist, dass 1860 mindestens in die Zweite Liga gehört."

Saki Stimoniaris: "Wir haben dank Herrn Ismaik ein Fangnetz"

...ein Treffen zwischen den Gesellschafterköpfen Hasan Ismaik und Robert Reisinger: "Wir wollen dieses Gespräch mit dem Präsidium, Hasan Ismaik will das auch. Wir bereiten vieles vor und werden dieses Gespräch führen. Es gibt vieles zu besprechen. Es ist der ausdrückliche Wunsch der Familie Ismaik, das auch zu machen."

...Ismaiks angebliche Blockadehaltung: "Es entgeht meiner Kenntnis, dass Herr Ismaik irgendwas blockiert. Er hat zu mir gesagt: 'Tut alles dafür in den Gremien, damit es Sechzig gutgeht.' Wir haben dank Herrn Ismaik ein Fangnetz: Er investiert mit seinem privaten Vermögen, wenn das Geld nicht reicht. Man kann grundsätzlich nur das ausgeben, was man einnimmt. Ich bin der Familie Ismaik dankbar, dass die Rechnung beglichen wird, solange es Sechzig nicht selbst schafft."

Saki Stimoniaris: "Für Sechzig ist alles manchmal etwas schwieriger"

...die Stadiongeschichte: "Wir haben in Gesprächen mit der Stadt mit einer Stimme gesprochen: Herr Pfeifer, Herr Reisinger und ich. Wir sind im Grünwalder Stadion nur Mieter. Wir haben dazu eine klare Meinung. Es ist zwar gut, dass ein Basisverein wie Sechzig viele verschiedene Meinungen hat, aber in der Stadt hatten wir eine Meinung und die haben wir vertreten. Ich möchte der Stadt danken, dass wir im Grünwalder Stadion spielen dürfen. Aber das Problem ist, dass die Bedingungen nicht passen. Dafür wollen wir eine Lösung finden und die werden wir finden. Ich möchte ganz klar sagen: Das Grünwalder Stadion ist auch für Hasan Ismaik in Ordnung, wenn es Sechzig dient. Aber wir wollen faire Bedingungen. Es ist im Fußball normal, Catering-Einnahmen zu haben, das haben wir nicht. Auch nicht die erweiterten Vermarktungsrechte. Wir wollen als Sechzig nicht besser behandelt werden, sondern genauso wie so gut wie alle anderen Profifußballvereine in Deutschland. Lassen Sie mich etwas als Fan sagen: Ich sehe auch, dass für andere Vereine in der Stadt vieles möglich ist, mit einer Multifunktionsarena. Für Sechzig ist alles manchmal etwas schwieriger. Das ist ein Thema, das uns wehtut. Ich hoffe, dass es möglich ist, sonst wird es irgendwann einen Punkt geben, an dem wir sagen müssen, dass wir uns anders orientieren müssen. Es ist ja nicht so, dass wir nur warten und nichts tun, wir haben ständigen Kontakt mit der Stadt. Es ist nun mal so im Leben: In ihrer Eigentumswohnung können sie sich überlegen, wie sie diese einrichten. In einer Mietwohnung muss man manchmal Geduld haben."

...den Morgalla-Verkauf: "Ich würde mir wünschen, dass wir öfter ein Talent so entwickeln wie Morgalla und Möglichkeiten aufzuzeigen. Wir begrüßen diesen Weg, denn er eröffnet uns neue Möglichkeiten. Der Fußball lebt davon, Spieler weiterzuverkaufen. Bei manchen Klubs macht das 40, 50 Prozent der Einnahmen aus."

...die Ausrichtung des Vereins: "Ich finde, dass die Menschen bei 1860 eine gute Arbeit leisten – von der Reinigungskraft bis nach oben. Es ist natürlich auch richtig, dass wir uns alle wünschen, den Aufstieg zu schaffen. Wir wollten und wollen aufsteigen, daran arbeiten wir jeden Tag."

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