Auf der Alm, da gibt's a Geld

Werner Lorant, ehemals Trainer des TSV 1860, zieht mit acht wenig prominenten Menschen auf eine Berghütte.
Die AZ hat reingeschaut
Er muss einem Leid tun. Die aufgepumpte Silikon-Blondine Gina Lisa, die mal bei „Germany’s Next Topmodel” teilnahm, verteilt Küsschen. Rolf Schneider, der tuntige Chef einer Casting-Agentur kreischt. Werner Lorant steht ein Stück abseits umklammert sein Champagnerglas, und wer sieht, wie der ehemalige Trainer des TSV 1860 gequält lächelt, fragt sich: Warum?
Warum zieht Lorant bloß auf „Die Alm”, die niedrigste Spielklasse im deutschen Fernsehen? Die Sendung auf Pro Sieben, die bis zum 3. September täglich um 22.15 Uhr läuft, geht so: Neun vermeintlich prominente Menschen ziehen auf eine Berghütte in den Südtiroler Alpen. Dort sollen sie leben wie um 1900, müssen ihren Alltag mit melken und Stallarbeit organisieren, allerlei Ekel-Prüfungen absolvieren und sich dabei möglichst lächerlich machen.
Eine Art Dschungelcamp vor Alpenkulisse, nur, dass die Teilnehmer noch unbekannter sind als die des RTL-Vorbildes. Dafür, und erst hier wird es für Lorant interessant, kassieren sie bis zu 70000 Euro. Geld, das der 62-Jährige dringend braucht. Erst wurde dieses Jahr sein Haus mit über 1000 Quadratmetern Grund in Oberdorfen zwangsgeräumt, dann verließ ihn seine Frau. Lorant ist finanziell am Ende.
„Halt erstmal den Ball flach”, raunzt er den hysterischen Schneider an. Im Gruppenfoto der Alm-Bewohner wirkt er wie ein Fremdkörper zwischen den gescheiterten Sternchen, die sich von dem Auftritt einen Karriereschub erhoffen. Das kann Lorant egal sein, die TV-Präsenz wird ihm kaum zu einem neuen Trainerposten bringen. Um Jahre gealtert, fast apathisch steht er da. Das ist nicht seine Welt.
Lorant teilt sich das Zimmer mit dem „Checker”. Ein 18-jähriger Möchtegernsänger, der bei „Deutschland sucht den Superstar” nicht gewann, am Ballermann auf Mallorca auftritt und von Lorant wohl noch nie etwas gehört hat. Der Checker klaut Lorant erstmal die Bettdecke. Das hätte sich früher keiner getraut.