Assistent Gorenzel weg: „Wir mussten reagieren“
Der TSV 1860 trennt sich von seinem Co-Trainer Günther Gorenzel. Der Grund sind scheinbar unüberbrückbare Differenzen mit Cheftrainer Marco Kurz.
MÜNCHEN Mit ihrer Außendarstellung haben die Löwen seit geraumer Zeit ein Problem, vor allem, wenn es um die Aufarbeitung kritischer Themen geht. Deswegen ist es vielleicht auch zu erklären, warum der Zweitliga-Letzte die Entlassung von Co-Trainer Günter Gorenzel so lange unter Verschluss gehalten hat. Selbst bis Montag Mittag – nach dem blamablen 1:2 in Ahlen – hatte es der Klub noch nicht geschafft, eine Pressemitteilung über die Entlassung des Co-Trainers zu versenden. Dabei war Gorenzel – wie die exklusiv AZ erfuhr – schon seit Samstag arbeitslos.
Vielleicht liegt die verspätete Kommunikation aber auch daran, dass Vereinssprecher Jörg Krause derzeit im Urlaub ist. Die Leser von abendzeitung.de waren über das Gorenzel-Aus dagegen schon am Sonntag Abend informiert. Der Verein hatte sich bereits am Samstag vom 36-jährigen Österreicher getrennt (AZ berichtete exklusiv). Grund für Gorenzels Abschied: Unüberbrückbare Differenzen mit Trainer Marco Kurz – und unterschiedliche Philosophien, was den Profi-Fußball betrifft.
Gorenzel – ein Bauernopfer für die sportliche Misere beim TSV 1860? „Nein“, behauptet zumindest Trainer Marco Kurz: „Ich wünsche dem Günther nur alles Gute.“
Die Verantwortung für die Entlassung seines Co-Trainers, den er vor nicht allzu langer Zeit noch als absolut loyal charakterisierte, schob Kurz direkt an den Sportdirektor weiter. „Wenn Stefan Reuter negative Strömungen spürt, ist es als Sportdirektor sein Recht einzugreifen. Mehr will ich dazu nicht mehr sagen.“
Ex-Profi Kurz und Volleyballer Gorenzel – das hat nicht mehr funktioniert bei 1860. Reuter: „Es ist wichtig, dass das ganze Funktionsteam Marco zuarbeitet.“
Bei Gorenzel war diese Basis offenbar nicht mehr gegeben. Offiziell liest sich das in der Presseverlautbarung dann freilich so: „Es passiert hin und wieder, dass Gedanken und Sichtweisen auseinander gehen – und genau deshalb muss man reagieren. Wir haben daher Gorenzel freigestellt.“
Gorenzel selbst, der am Wochenende kurz nach seinem Rauswurf den Mietvertrag für sein Haus in Faistenhaar gekündigt hat, wollte sich gestern nicht zu seinem überraschenden Rauswurf beim TSV 1860 äußern. Der AZ sagte er nur: „Im Moment will ich dazu lieber gar nichts sagen, sonst wird das vielleicht anders interpretiert als ich es meine.“
Gorenzel, der 2006 mit Walter Schachner im Paket kam, hat bei den Löwen einen Vertrag noch bis zum 30. Juni 2010. Erst im Frühjahr ist der um zwei Jahre vorzeitig und vorschnell verlängert worden. Was nun heißt: Die Löwen dürfen fleißig weiterzahlen – freilich ohne die Arbeitskraft von Gorenzel in Anspruch nehmen zu können. Auch solche Punkte – erst Verlängerung und dann Entlassung – sind für die Außendarstellung eines Vereins echtes Gift.
Oliver Griss