Angst um Löwen-Star: Felhi soll vom Afrika-Cup abreisen

Nach dem Terror beim Turnier in Angola will 1860-Sportdirektor Stevic seinen tunesischen Verteidiger zurück holen. Trainer Lienen verlangt, dass die Fifa die Spieler heimgehen lässt
von  Abendzeitung
Radhouene Felhi würde gerne bei 1860 bleiben. Ob er darf ist völlig offen.
Radhouene Felhi würde gerne bei 1860 bleiben. Ob er darf ist völlig offen. © az

Nach dem Terror beim Turnier in Angola will 1860-Sportdirektor Stevic seinen tunesischen Verteidiger zurück holen. Trainer Lienen verlangt, dass die Fifa die Spieler heimgehen lässt

MÜNCHEN Der feige Terror-Anschlag beim Afrika-Cup auf den Mannschaftsbus von Togo mit drei Toten und mehreren Verletzten schürt Ängste (AZ berichtete). Auch in Deutschland. Auch beim TSV 1860. Die Löwen sind in großer Sorge um ihren Abwehrchef Radhouene Felhi. Der nimmt mit Tunesien am Turnier in Angola teil.

1860-Sportdirektor Miki Stevic hat den 26-jährigen Nationalspieler noch nicht telefonisch erreicht. Stevics Plan ist es, Felhi zu erreichen, um mit ihm die sofortige Rückkehr nach München zu planen.

„Wir haben Angst um Radi“, sagt der besorgte Stevic zur AZ. „Wir wollen den Spieler zurück haben, wenn er das möchte. Nichts ist uns wichtiger als die Gesundheit des Spielers – und die ist aus unserer Sicht nicht mehr gewährleistet.“ Stevic weiter: „Man muss Zeichen setzen, nichts ist wichtiger als das menschliche Leben.“

Trainer Ewald Lienen wird sogar noch deutlicher: „Wir machen uns große Sorgen um Radhouene. Ich finde es skandalös, wenn sich eine Autostunde vom Afrika-Cup Rebellen aufhalten. Die Fifa hat die Pflicht, die Abstellungspflicht aufzugeben. Alles andere wäre unzumutbar!“

Weil der Afrika-Cup ein Turnier im Terminplan des Weltverbandes ist, war es Klubs bisher rechtlich nicht möglich, die Abstellung ihrer Spieler zu verhindern. Inzwischen erwägen auch andere Bundesliga-Klubs – trotz der Abstellungspflicht – ihre afrikanischen Stars zurück zu beordern. So sagt Stuttgarts Manager Horst Heldt über VfB-Verteidiger Arthur Boka, der im Kader der Elfenbeinküste steht: „Mir wäre es am liebsten, Arthur würde zurückkehren.“ Auch Dortmunds Manager Michael Zorc plant die Rückkehr des Ägypters Mohamed Zidan.

Togos Premierminister hat die Nationalelf nach dem Terrorakt der „Befreiungsfront für die Unabhängigkeit von Cabinda (FLEC)“ nach Hause beordert, im Land ist eine dreitägige Staatstrauer angesetzt.

Ist der Tunesier Felhi nun der erste Bundesliga-Star, der auf Wunsch seines Klubs vom Afrika-Cup abreist?

Die Tunesier, die sich nicht für die WM qualifiziert haben, bestreiten am Mittwoch in der Gruppe D in Lubango im äußersten Süden Angolas ihr Auftaktspiel gegen Sambia – schon ohne Löwen-Profi Felhi?

Lienens Co-Trainer Abder Ramdane, Franzose mit marokkanischen Wurzeln und Felhis Vertrauter bei 1860, sagte am Montag zur AZ: „Wenn sich Felhi nicht sicher fühlen würde, dann würde er zurückkommen. Aber er liebt sein Land – und er weiß, wenn er jetzt abfliegen würde, dann war’s das mit seiner Nationalmannschaftskarriere.“

Die Löwen sorgen sich um den Spieler. Und weil die Angst vor weiteren Anschlägen in Afrika mittlerweile groß ist, überlegt 1860-Sportdirektor Miki Stevic sogar, seinen für kommenden Sommer geplanten Trip zur WM nach Südafrika abzusagen. „Ich habe mehrere Anfragen von serbischen Fernsehanstalten, die WM zu kommentieren“, sagt der Ex-Nationalspieler, „aber ich weiß nicht, ob ich das jetzt noch brauche. Mein Leben ist mir wichtiger als die WM.“ Oliver Griss

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