Angst um Göktan
Bleibt Topstar Berkant Göktan bei 1860 oder geht er im Sommer? Vize-Präsident Wettberg ist besorgt, will aber um die wichtige Personalie kämpfen.
MÜNCHEN Es ist die Frage, die alle Blauen neben dem Absturz auf Platz neun der Zweiten Liga beschäftigt: Bleibt Berkant Göktan (27) ein Löwe – oder geht er im Sommer? „Wenn der Spieler nicht verlängert“, sagte der besorgte Vize-Präsident Franz Maget der AZ, „dann hat der Verein ein großes Problem.“
Tatsächlich ist Göktan vielleicht die wichtigste Personalie der letzten Jahre beim TSV 1860. Doch so richtig wird man nicht schlau, was die Löwen mit ihrem gerade von einer Bandscheiben-OP genesenen Top-Star vorhaben. Wollen sie ihn behalten – oder mit ihm im Sommer bei einem Verkauf Kasse machen?
Die Aussage von Sportdirektor Stefan Reuter lässt jedenfalls Raum für Spekulationen zu. „Definitiv würde ich so etwas nie ausschließen“, sagte der 1860-Sportdirektor letzte Woche auf die Frage, ob Göktan die Löwen schon im Sommer ein Jahr vor Vertragsende verlässt.
Und auch Geschäftsführer Stefan Ziffzer, der die Finanzen bei 1860 verwaltet, bleibt bei der Personalie Göktan eher zurückhaltend. Der AZ sagte er: „Wir können nicht garantieren, dass Göktan nicht woanders hingeht. Ich sehe es wie Stefan Reuter. Einen Wechsel kann man nie ausschließen.“
Ist den Löwen das Geld wichtiger als der Spieler, als der sportliche Erfolg? Vor der Saison ließ der Zweitligist gleich fünf Leistungsträger ziehen, die auf Dauer nicht zu ersetzen waren: Marcel Schäfer, Daniel Baier (beide Wolfsburg), Nemanja Vucicevic (Köln), Nicky Adler (Nürnberg) und Patrick Milchraum (Aachen). Ist Göktan, der in 27 Zweitligaspielen immerhin 17 Tore für 1860 schoß und auch beim 1:3 in Koblenz traf, der nächste Topspieler, der nach einem kurzen Zwischenstop in Giesing aúf Wiedersehen sagt?
Zumindest die Fans sind in heller Aufregung. Auf der 1860-Fanseite im Internet, dem „Löwenforum“, wird eifrig diskutiert, warum Stefan Reuter mit Spielern wie Gregg Berhalter oder Torben Hoffmann schon verlängert hat, aber es bislang noch nicht geschafft hat, mit Göktan eine Einigung über das Vertragsende 2009 zu erzielen.
Die Angst um Göktan. Und nun schaltet sich auch Vize-Präsident Karsten Wettberg in die Göktan-Diskussion ein. „Ich werde um Göktan kämpfen“, sagte Wettberg der AZ, „ich werde alles dafür tun, dass er bei 1860 bleibt.“ Über 2009 hinaus. Der Ex-Trainer nennt den Grund, warum er sich als Fürsprecher für Göktan, der bei den Löwen nicht zu den Spitzenverdienern zählt, verwenden will: „Berkant ist unverzichtbar für die Zukunft der Löwen.“
1860 ohne Göktan? Derzeit nicht vorstellbar für den früheren Trainer Wettberg. „Allein seine Anwesenheit auf dem Platz zeigt, wie wichtig er für 1860 ist. Seine Statistik lügt nicht. Die Tore kommen nicht von ungefähr. Berkant ist einer der stärksten Spieler der Zweiten Liga.“
Und Wettberg sieht Göktan auch inzwischen gereift und nach seinen früheren Eskapaden als Vorbild für den Nachwuchs: „Berkant ist inzwischen menschlich auch so weit, dass er ein Führungsspieler bei uns werden kann.“
Ob Wettbergs Worte auch die Entscheidungsträger bei 1860 zur Vernunft bringen, Göktan langfristig an den Verein zu binden und auch entsprechend zu entlohnen? Maget: „Göktan hat für den Verein eine große Bedeutung. Er sollte leistungsbezogen und angemessen bezahlt werden.“
Oliver Griss