Andi Görlitz: "Sechzig hätte den Aufstieg verdient"

Ex-Löwe Andreas Görlitz spricht im AZ-Interview über das Benefizspiel, das neue Album seiner Band, seinen Abstieg mit 1860 – und einen USA-Wechsel von Bastian Schweinsteiger: „Er könnte dort mehr leben“
von  Matthias Eicher
Früher bei 1860 und auch für den KSC, später spielte er für Ingolstadt:  Andreas Görlitz.
Früher bei 1860 und auch für den KSC, später spielte er für Ingolstadt: Andreas Görlitz. © dpa

München - Mit 14 Jahren wechselte er zum TSV 1860, wo er den Sprung zu den Profis schaffte und später den Weg zum ungeliebten Rivalen an die Säbener Straße ging. Auch für den FC Ingolstadt, Sechzigs Gegner beim Benefizspiel am Freitagabend in Fürstenfeldbruck war Görlitz aktiv und hat nun das Duell der beiden Ex-Klubs organisiert.

Im AZ-Interview spricht er über seine früheren Stationen als aktiver Spieler, sein jetziges Leben als Frontmann der Band "Room 77" und die Verbundenheit zu den Löwen.

AZ: Herr Görlitz, am Donnerstag trafen sich der TSV 1860 und der FC Ingolstadt zu einem von Ihnen organisierten Benefizspiel. Ein gelungener Abend?

ANDREAS GÖRLITZ: Ein geiler Abend! Toll, dass so viele Fans kamen, wir hatten 1100 Zuschauer. Wenn das vorher einer gesagt hätte, hätten wir sofort unterschrieben. Sensationell war auch ein anonymer Spender, der mit einem Kuvert in die Geschäftsstelle der Löwen marschiert ist – mit lauter Fünfzigern drin. Tausend Euro hat er gegeben.

Waren Sie überrascht vom klaren 3:0-Sieg der Sechzger?

Ja, schon. Ich konnte bei dem Dauerstress keine fünf Minuten zusehen, habe mir aber erzählen lassen, dass die Blauen richtig gut waren. Schade, dass der FCI nach dem Trainerwechsel keine Ruhe reinbringen konnte, aber für Sechzig war‘s ein Erfolgserlebnis. Einfach toll, dass beide Teams ohne Gage angetreten sind. Ich war selbst in den Flüchtlingsheimen, denen der Erlös zugutekommt, habe mit den Jungs gekickt.

Fehlte nur noch ein Auftritt Ihrer Band Room 77.

Das wäre ein Riesen-Act geworden, eine Bühne aufzubauen und hätte den Erlös geschmälert. Nächstes Jahr wollen wir das Ganze eine Nummer größer aufziehen – und wollen tatsächlich spielen. Momentan basteln wird noch am neuen Album.

Was können Sie uns verraten?

Es sollte Anfang des Jahres erscheinen, dauert aber wohl noch bis März. Wir haben eine neue Besetzung mit Schlagzeuger, Bass, Gitarre. Es wird rocken, mit elektronischen Einflüssen und ein bisschen Pop. Den Titel gibt’s erst, wenn alles fertig ist. Wir werden sicher auch als Band weiter soziale Zwecke unterstützen.

Sprechen wir über Ihre Karriere als Sportler: Mit 14 Jahren gingen Sie zu 1860, spielten danach für die großen Bayern und die Schanzer. Für wen schlägt das Herz?

Fußballer ist dein Beruf, da bist du kein Fan. Ich hatte überall eine schöne Zeit und erinnere mich gern daran, wie ich bei den Löwen groß geworden bin. Ich muss aber gestehen: Ich schaue öfter Bayern als Sechzig. Gegen Union Berlin war ich in der Arena und habe trotz der Pleite Potenzial gesehen. Und Ingolstadt wünsche ich natürlich, die Klasse zu halten.

2004 sind Sie mit 1860 abgestiegen. Wie sehr blutet das Herz noch, wenn man bedenkt, dass damals der Niedergang eingeläutet wurde?

Der Abstieg ist immer das Schlimmste, was dir als Fußballer passieren kann. Das war wirklich bitter. Keiner hatte damit gerechnet, dass sich der Verein in eine solche Richtung entwickelt. Die Löwen-Fans sind so leidensfähig, ich wünsche ihnen, dass sich der Klub endlich so aufstellt, dass es um Fußball geht und kein Politikum daraus gemacht wird. Sechzig hätte den Aufstieg in die Bundesliga verdient.

Nicht jeder Löwe konnte verstehen, dass Sie nach dem Absturz in die Zweite Liga an die Säbener Straße gingen.

Ich war damals sehr ambitioniert, wollte etwas erreichen. Wenn wir drin geblieben wären, wäre ich nicht gewechselt.

2015 ließen Sie die Karriere in den USA bei San José ausklingen. Eine gute Erfahrung?

Vom Leben her war es mit die schönste Zeit. Leute fahren da hin, um Urlaub zu machen, ich durfte dort spielen. Kann ich nur jedem empfehlen.

Auch Bastian Schweinsteiger, nach dessen Degradierung bei Manchester United über einen USA-Wechsel spekuliert wird?

Auf jeden Fall. Er hat jahrelang auf höchstem Niveau gespielt, hatte Druck ohne Ende und wurde auf Schritt und Tritt verfolgt. Ihm würde es keiner übelnehmen. Dort ist auch kein schlechtes Niveau und er könnte mehr leben als in München.

Mancher Fan träumt ja davon, dass Schweinsteiger Ivica Olic nach Giesing folgt.

Sechzig ist für mich ein super Verein, aber nach den Klubs, die Schweini hatte, seine Knochen noch mal in der Zweiten Liga hinzuhalten, wo es zur Sache geht? Lieber nicht.

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