Also doch: Köllner lockt Deichmann zum FCI
München - Es war ein wochenlanges Bangen und Hoffen. "Bleib bei uns, bleib bei Sechzig!", riefen ihm viele Löwen-Fans zu - oder sie schreiben es ihm mit diesen oder ähnlichen Worten: "Bleib bei uns, denn du bist der geborene Löwen-Kämpfer!"
Trainer Maurizio Jacobacci meinte: "Ich würde ihn sehr vermissen" und sprach von "großer Konkurrenz" auf dem Transfermarkt, dabei hatte der 60-Jährige nicht gerade optimistisch geklungen. Sport-Boss Günther Gorenzel winkte zwar mit einem ordentlichen Drittliga-Vertrag im Rahmen von Sechzigs Möglichkeiten (AZ berichtete), doch all das wird nicht reichen: Kämpfernatur Yannick Deichmann wird sich in der kommenden Saison nicht mehr für die Sechzger in die Zweikämpfe werfen.
Schlimmer noch für den TSV 1860 und die Fans: Den 28-Jährige soll es nach AZ-Informationen zum oberbayerischen Rivalen FC Ingolstadt 04 ziehen. Der Deal soll schon sehr weit fortgeschritten sein. Dabei gilt Ingolstadt, das 1860 bereits zwei Mal jegliche Aufstiegsträume vermurkst hat, als relativ unbeliebt bei den Blauen. Die Fans streiten sich sogar darüber, ob der Begriff "Derby" im Bezug auf das Duell 1860 gegen den FCI verwendet werden darf, oder nicht.
Ausgerechnet diesem Klub will sich der Mann mit der löwenstarken Körpersprache nun anschließen? Ob sich Deichmann dessen bewusst ist, wie sich sein Stellenwert bei den 1860-Fans vom Publikumsliebling hin zum Schanzer verändern dürfte?
Die Bestätigungen der Beteiligten stehen zwar noch aus, obwohl der "Kicker" schreibt, dass 1860 bereits informiert sein soll. Von der Deichmann-Seite heißt es nur, dass demnächst eine Entscheidung fallen soll. Ein kleines Hintertürchen in Richtung Sechzig wollte sich Deichmann also scheinbar noch offenhalten, doch es dürfte kein Zurück mehr geben: Der flexibel einsetzbare Profi wird es dem einstigen 1860-Coach Michael Köllner wohl gleichtun und in die Audi-Stadt gehen.
Allen weiß-blauen Hoffnungen zum Trotz: Ex-Löwe Köllner lockt Deichmann zum FCI.
Fragt sich nur, aus welchen Gründen der Ex-Lübecker am vergangenen Freitagabend nicht verabschiedet worden ist: Im Rahmen des Heimspiels gegen den SV Waldhof Mannheim (3:1) sagte Sechzig Servus zu acht anderen 1860-Profis Deichmann haderte offensichtlich mit seiner Zukunft und bat um eine längere Bedenkzeit. Hätte er bei 1860 die Perspektive, im Aufstiegskampf mitmischen zu können, wäre der Allrounder wohl auch 2023/24 ein Löwe. Leider sehen die Aussichten angesichts der Etat-Reduzierung von gut sechs auf Stand jetzt 4,5 Millionen Euro nicht so rosig aus wie beim neuen Köllner-Klub, der in der neuen Saison mit einem dickeren Geldbeutel als der Löwe angreifen möchte.
Wie bei anderen Arbeitnehmern ist die Geldfrage nicht gänzlich uninteressant für einen Fußball-Profi: Hierbei konnten die Audi-Städter schlichtweg das deutlich besser dotierte Angebot vorlegen. Nach AZ-Infos kann Deichmann, der bei 1860 im unteren fünfstelligen Bereich gelegen hätte, beim FCI etwa ein Drittel mehr verdienen.
Perspektive, Gehalt - nicht zuletzt Trainer und Vertrauensperson Köllner, das sind gute Gründe: Schon bei 1860 hatte Deichmann ein gutes Verhältnis zum Chefcoach. Es hat ja durchaus ein Geschmäckle in der Branche, wenn der alte Trainer einstige Schützlinge abwirbt. Deshalb betonte Köllner kürzlich energisch: "Wenn ein Spieler von Verein A zu Verein B wechselt, hat das nicht nur mit Verein B zu tun." Sondern auch damit, dass Verein A (wie 1860) es verpasst hat, Deichmann zu halten.