Alpha-Löwen gefragt: Wer macht beim TSV 1860 jetzt den Unterschied?

München - Die Miene sprach Bände. Mit starrem Blick ging Raphael Holzhauser vom Trainingsgelände des TSV 1860, doch verriet sein blauer Kapuzenpullover, dass er dem großen Ziel längst nicht abgeschworen hat. "I'm just a kid with a dream" stand darauf in weißen Lettern, "Ich bin nur ein Junge mit einem Traum".
TSV 1860: Holzhauser hat bislang nur in Ansätzen seine Klasse gezeigt
Was sich ja auf den ganzen Klub übertragen lässt, der sich nach der Rückkehr in die Zweite Liga sehnt. Doch dieser Traum ist nicht immer schön. Es läuft für den Österreicher - wie für den Verein - bei nur einem Sieg aus den letzten sieben Spielen eher alptraum- denn traumhaft.
Als Winter-Wunschzugang und potenzieller Unterschiedsspieler gekommen, hat Holzhauser bislang nur in Ansätzen seine Klasse gezeigt. Er erlebt mit, dass sich die Krise weder von der Winterpause noch seiner Anwesenheit hat vertreiben lassen.
Die Folge: Am Donnerstag steht Sportchef Günther Gorenzel auf dem Rasen und leitet das Training an – Michael Köllner ist Geschichte.
Holzhauser soll Löwen im Aufstiegskampf unterstützen
Holzhauser rückt damit aber nur noch mehr ins Blickfeld. Schließlich hatte sein Landsmann Gorenzel dessen Verpflichtung mit Vehemenz und Beharrlichkeit vorangetrieben. Der 29-Jährige mit dem feinen Gefühl im linken Fuß war als das fehlende Puzzlestück im Aufstiegsrennen präsentiert worden.
Ein Tor, drei Spiele und einige Wochen der Integration später stellt sich mit Nachdruck die Frage, ob er dieses Versprechen erfüllen kann? "Wenn man Raphaels Erfahrung, seine Vita sieht, dann bringt er sehr viel mit", sagt Gorenzel, "diese Erfahrung tut uns gut." Zudem erlebe er, wie Holzhauser auch jetzt die Verantwortung suche.
Marco Hiller muss Ruhepol in der Löwen-Defensive werden
Dennoch schränkte der Interimstrainer ein: "Raphael kann allein kein Spiel gewinnen. Kein Spieler kann allein ein Spiel gewinnen – nur die Mannschaft zusammen."

Nicht nur Holzhauser muss jetzt Farbe bekennen. Sechzig braucht seine Führungsspieler, seine Alpha-Löwen dringender denn je, um endlich eine anhaltende Trendwende einzuleiten. Das gilt für Torwart Marco Hiller, der an Souveränität hinzugewinnen und ein Ruhepol der Defensive sein muss. Das gilt für Tim Rieder auf der Sechs, der sich zuletzt nach Kräften bemühte und einer der wenigen dauerhaften Lichtblicke war, aber nicht für die nötige Balance im Spiel sorgen konnte. Er sagt: "Wir müssen als Mannschaft zusammenhalten und die Siege erzwingen. Galliger sein, mehr Biss haben."
Auch Lex, Kobylanski und Steinhart müssen Leitfiguren werden
Der Führungsanspruch gilt auch für Jesper Verlaat, der seiner Form aus der Hinrunde nachläuft, bisher nicht der Stabiltätsanker war und zuletzt auf der Bank landete. Und er gilt für den verunsicherten Marcel Bär, der nach langer Verletzungspause um eine gute Verfassung ringt und fast verzweifelt sein Gespür für Tore sucht. "Er braucht ein Erfolgserlebnis. Da fehlt das letzte Selbstverständnis", befand Gorenzel Anfang des Jahres. Geändert hat sich daran bis heute nichts...
Auch Kapitän Stefan Lex, Martin Kobylanski und Phillipp Steinhart erwähnte der Sportchef zuletzt, als er auf die Leitfiguren der Löwen einging. Nun ist es an der Zeit, hervorzutreten. "Sie müssen wieder an ihre Fähigkeiten glauben", appellierte Gorenzel an das Team, betonte die Fokussierung auf das Hier und Jetzt: "Was in zwei Monaten ist, was in vier Monaten ist, das bringt uns momentan nicht weiter."
Auch Holzhauser sieht das so: "Wir haben noch 18 Spiele vor uns, wo wir einfach Gas geben müssen." Und er als der potenzielle Unterschiedsspieler ein entscheidender Faktor sein muss.