Alexander Schmidt aufgepeppt?
MÜNCHEN Das Hickhack geht weiter. Bleibt Alexander Schmidt jetzt Trainer beim TSV 1860 oder nicht? Er selbst geht – zumindest nach außen hin – gelassen mit der ungeklärten Situation um. „Bleibt doch alle mal relaxt”, sagt er. „Ich bin doch auch null gestresst. Es ist nicht so, dass ich jetzt jeden Tag in der Geschäftsstelle die Treppen hoch renne und nachfrage, wie es aussieht.”
Noch vor Wochen wurde der 44-Jährige von Investor Hasan Ismaiks Bruder Abdel Rahman als „Übergangstrainer” bezeichnet. Schmidts Abgang spätestens zum Saisonende schien beschlossene Sache zu sein. Doch jetzt sorgt ausgerechnet Ismaiks Cousin Noor Adnan Hasan Basha mit folgender Aussage für Erstaunen: „Der Trainer ist gut. Er ist ein Sohn des Klubs, und wir glauben, dass wir jedem im Klub eine Chance geben müssen.” Und: „Einer der erfolgreichsten Trainer der Welt, Pep Guardiola (ab Sommer beim FC Bayern, d. Red.), hat bei der zweiten Mannschaft gelernt, trainierte dann in Barcelona und gewann alles.”
Die Trendwende? Wird Schmidt jetzt womöglich doch noch aufgepeppt?
Die AZ erklärt, was für und was gegen Alexander Schmidt spricht.
PRO
TEAMGEIST Die Einstellung der Mannschaft ist einwandfrei. Sie grätscht, sie kämpft, sie rennt. Keiner der Löwen gibt auch nur einen Zentimeter des Rasens verloren. Auch ein Verdienst von Schmidt, der sein Team mit seiner Ansprache zu einer Einheit zusammengeschweißt hat.
INSIDER Schmidt kennt den TSV 1860 in- und auswendig. Der 44-Jährige ist seit elf Jahren im Verein, hat alle Höhen und Tiefen des Klubs mitgemacht. Und er kennt den sportlichen Unterbau, weil er bei den Löwen erst Jugend- und dann Amateurtrainer war.
JUGENDFÖRDERUNG Kaum wurde Schmidt zum Cheftrainer befördert, installierte er nach Christopher Schindler, der schon seit 2010/2011 im Profikader steht, einige weitere hoffnungsvolle Nachwuchskräfte bei den Profis wie Bobby Wood, Stefan Wannenwetsch oder Markus Ziereis. Sie alle bekamen ihre Spielzeiten in der 2. Liga. „Diese Spieler sind alle mit mir gestartet”, sagt Schmidt voller Stolz und macht ihnen Hoffnung auf mehr: „Junge Spieler, die gut sind, setzen sich auch auf Dauer durch.”
KONTRA
AUSSENDARSTELLUNG In letzter Zeit fühlte sich Schmidt häufiger von der Presse attackiert, reagierte regelrecht allergisch, wenn es um Berichte über seine Person ging. Will Schmidt die Gunst von Hasan Ismaik gewinnen, muss er gelassener werden. Dass bei den Löwen ein größeres Medienaufkommen als beim Großteil der Konkurrenz herrscht, ist bekannt.
PUNKTESCHNITT 1,5 Punkte hat der Löwen-Trainer in seinen zwölf Spielen im Schnitt geholt. Kein besonders guter Wert. Zum Vergleich: Sein Vorgänger Reiner Maurer holte 1,4 Zähler im Schnitt – und musste seinen Platz räumen.
TORFLAUTE „Es ist klar, dass wir vorne ein Problem haben und zu wenig Tore machen”, gibt Schmidt zu. „Wir arbeiten dran, aber die Automatismen greifen einfach noch nicht so richtig.” Das ist offensichtlich, bei nur 28 erzielten Toren in 26 Spielen. „Ich weiß ja nicht, wie das andere sehen, aber ich sehe bei der Mannschaft dennoch eine positive Entwicklung”, sagt Schmidt. Er möchte die Torflaute nicht überbewerten. Nur Dynamo Dresden und der VfR Aalen (im Abstiegskampf) haben weniger Tore erzielt.
HEIMSCHWÄCHE 13 Heimspiele, nur vier Siege: Eine miese Bilanz in der Arena. Die Löwen haben einen Heimkomplex – den konnte auch Schmidt bislang nicht ablegen. Auch wenn das 0:0 gegen Tabellenführer Hertha BSC sicher ein Fortschritt war – nur ein Tor aus den letzten vier Heimspielen steigert nicht gerade die Attraktivität.