Aigner: „Zu den Bayern? Niemals!“

Es war die Woche des Stefan Aigner: Erst gab’s einen neuen Vertrag, dann trifft er gegen den Ex. Hier erklärt der Ur-Löwe, warum sein Herz so sehr für Sechzig schlägt.
von  Abendzeitung
Würde nie zum FC Bayern gehen: Stefan Aigner.
Würde nie zum FC Bayern gehen: Stefan Aigner. © Rauchensteiner/Augenklick

Es war die Woche des Stefan Aigner: Erst gab’s einen neuen Vertrag, dann trifft er gegen den Ex. Hier erklärt der Ur-Löwe, warum sein Herz so sehr für Sechzig schlägt.

AZ: Herr Aigner, am Freitag nach Ihrem wichtigen Tor beim 3:1-Triumph über Arminia Bielefeld, sind Sie demonstrativ zur Nordkurve gelaufen und haben das Wappen auf Ihrem Trikot geküsst. Erklären Sie uns doch mal, warum Sie das gemacht haben.

STEFAN AIGNER: Naja, ich fühle mich einfach als Löwe. Ich kann Ihnen sagen: Das ist ein ganz besonderes Gefühl. Das ist keine Floskel. Ich bin sehr stolz und es ist eine Ehre für mich, dass ich dieses Trikot mit dem Löwen auf der Brust tragen darf.

Deswegen haben Sie auch jetzt Ihren Vertrag vorzeitig bis 2012 verlängert.

Richtig. Für mich gibt es im Moment nur 1860. Als ich noch in Bielefeld spielte, habe ich mir auch eine Handynummer besorgt, in der die Zahlenkombination 1860 vorkommt. Das muss man einfach haben (lacht). Auch wenn ich nicht hier spielen würde, wäre ich ein Sechzger. Wenn ich damals bei der Arminia nicht im Kader war, habe ich mich ins Auto gesetzt und bin diese Horrorstrecke nach München gefahren, um zu Sechzig ins Stadion zu gehen.

Wie kann man nur so fanatisch sein?

Naja, ich bin blau erzogen worden. Die Opas sind Löwen, der Vater sowieso – dann denkt man einfach irgendwann so. Ich bin in der Grünwalder Straße 21 aufgewachsen, im gelben Block am Wettersteinplatz – und ich hab mit dem Fabian Johnson (Ex-Löwe, der jetzt in Wolfsburg spielt, d. Red.) immer am Trainingsgelände rumgebolzt, auch wenn uns der Platzwart oft verjagt hat. Und eines darf man natürlich nicht vergessen: Ich habe von den Bambini bis zur A-Jugend 14 Jahre am Stück für 1860 gespielt. Da bleibt was hängen.

Eine derartige Verbundenheit ist im Profifußball heutzutage eher selten.

Ich kann mich noch gut an das Spiel im August 2000 gegen Leeds United (Champions League-Qualifikation, 0:1 im Olympiastadion, d. Red.) erinnern. Damals stand ich als Balljunge hinterm Tor und hab’ mir gesagt: Wenn ich es schaffe, einmal für diesen Klub Profi zu sein, dann geht ein Traum für mich in Erfüllung. Ich habe die damalige Mannschaft und ihre Stars bewundert: Thomas Häßler oder auch Micha Hofmann. Heute spiel’ ich mit dem Micha in einer Mannschaft. Das ist ein wunderbares Gefühl , ein Kindheitstraum, der in Erfüllung gegangen ist.

Dieser Traum schien 2006 schon geplatzt: Nach der A-Jugend wurden Sie zunächst vom damaligen Jugend-Chef Ernst Tanner für zu schlecht befunden und aussortiert.

Ja, das stimmt. Erst als ich mit 18 einen Vertrag in Burghausen unterschrieben hatte, kam auch 1860 mit einem Angebot für die Amateure. Aber dann war’s zu spät. Burghausen war für mich damals der richtige Schritt. Ich habe über 25 Zweitligaspiele damals gemacht, dafür bin ich Kurt Gaugler (dem damaligen Wacker-Manager, d. Red.) sehr dankbar.

Gab’s denn nie eine Anfrage vom FC Bayern?

(lacht): Doch, doch, die gab es. Der Stefan Beckenbauer (Sohn von Franz und Jugendtrainer des FC Bayern und damals auch Stützpunkttrainer, d. Red.) war in der Sportschule Oberhaching seinerzeit mein Trainer – und er wollte mich in der Jugend zu den Bayern holen. Aber ich hab mir damals gesagt: Was soll ich denn bitte bei den Bayern?

Sie haben also eine Bayern-Allergie?

1860 ist doch viel besser. In der Jugendarbeit sowieso: Wir haben die Roten immer naufghaut. Ob beim Merkur-Cup oder in der Jugend-Bundesliga. Ich wäre niemals zu den Bayern gegangen.

Heute sind die Löwen, zumindest im Profibereich, Lichtjahre vom FC Bayern entfernt.

1860 hat das Potential, bald wieder in der Bundesliga zu spielen, das ist mein Antrieb. Deswegen hab ich bei den Löwen ja verlängert, auch wenn meinem Berater Anfragen aus der Bundesliga vorlagen.

Bei 1860 sind Sie mit acht Saisontreffern erfolgreichster Torschütze – weit vor Kapitän Benny Lauth. Wo sehen Sie denn überhaupt noch Schwächen bei sich?

Oh, ja, die gibt’s. Bei mir ist es oft so, wenn ich auf der Bankseite, also direkt vor Ewald Lienen spiele, läuft es oft besser. Die stacheln mich von draußen an, ich brauche das. Wenn ich dann auf der anderen Seite spiele, tauche ich oft ab. Das will ich unbedingt abstellen.

Interview: Oliver Griss

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.