Aigner: "Wir können jeden Gegner schlagen"

Vor dem Heimspiel-Kracher gegen Pauli spricht Stefan Aigner über die Saison seines Lebens, den gefährlichsten Pauli-Spieler und Gerüchte über einen Wechsel nach Nürnberg
Ljubo Herceg |
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Stefan Aigner im Interview: "Wenn wir unsere Leistung abrufen, können wir jeden Gegner schlagen"
sampics Stefan Aigner im Interview: "Wenn wir unsere Leistung abrufen, können wir jeden Gegner schlagen"

Herr Aigner, Sie sagten zuletzt, momentan sei es einfach geil für Sechzig zu spielen. Woran liegt das genau?

STEFAN AIGNER: Es macht einfach Spaß. Wir haben ein super Mannschaftsklima, was wirklich bemerkenswert ist. Jeder rennt für den anderen, jeder gibt Gas, gibt 100 Prozent in jedem Spiel – wir lassen nicht locker. Wir haben einen Lauf und sind seit einigen Spielen ungeschlagen.

Aber was zeichnet denn die Mannschaft außer der Geschlossenheit, was man ständig in den Medien liest, aus?

Jeder kann mit jedem, es gibt keine Grüppchenbildungen und wir sind wirklich eine Mannschaft, durch und durch.

Ist dafür vorwiegend der Trainer oder doch der Kapitän der Mannschaft verantwortlich?

Ich denke, alle sind dafür mitverantwortlich. Diejenigen, die das Team zusammengestellt haben (Anm. d. Redaktion Sportchef Florian Hinterberger und Trainer Reiner Maurer) und auch das Team selbst. Jeder fügt sich ein, stellt sich voll in den Dienst der Mannschaft und seine eigenen Ziele hintenan. Das ist das Wichtigste und daher sind wir auch so erfolgreich.

1860 München hat fünf Mal hintereinander gewonnen: Ist Ihnen diese Serie nicht irgendwie unheimlich?

Nein, wir wissen, was wir können. Das haben wir nicht nur einmal bewiesen. Doch man braucht dafür auch ein wenig Glück – das gehört im Fußball dazu. Aber wenn du oben mitspielen willst und immer deine Leistungsgrenze bis zum Letzten ausschöpfst, dann hast du dir dieses Quäntchen Glück auch verdient, was am Ende des Spiels zum Sieg führt. 

So wie gegen Union Berlin am vergangenen Spieltag.

Ja, vollkommen richtig.

Insgesamt ist Sechzig nunmehr seit acht Spielen ungeschlagen (sieben Siege und ein Remis) – jetzt kommt St. Pauli nach München. Das Topspiel des 24. Spieltags und ein sogenanntes Sechs-Punkte-Spiel. Worauf wird es ankommen?

Wenn wir zuhause so auftreten wie zuletzt, können wir auch gegen Pauli drei Punkte einfahren. Wir dürfen aber nicht nachlassen und meinen, es läuft ganz von allein, sondern müssen immer wieder denselben großen Aufwand betreiben – Gas geben für den anderen, Fehler der anderen ausbügeln. Das hat uns bislang ausgezeichnet. Deshalb haben wir die letzten Spiele gewonnen und deshalb habe ich auch keine Angst vor Pauli.

Im Hinspiel hat Sechzig kurz nach Halbzeit bereits mit 2:0 geführt, dann aber noch das Spiel aus der Hand gegeben und schließlich mit 2:4 verloren. Was muss geschehen, dass es nicht wieder so geschieht.

2:0 führen und das Spiel nicht mehr aus der Hand geben. Nein, im Ernst, wir sind erfahrener geworden, vor allem cleverer. Wenn es wie gegen Union länger 0:0 steht, setzen wir nicht gleich alles auf eine Karte und laufen vieleicht in einen Konter, sondern spielen trotzdem ruhig weiter und warten auf unsere Chance. Und die nutzen wir eben zurzeit eiskalt aus. Wir haben aus der Hinrunde viel gelernt.

Aber die Mannschaft ist dieselbe wie im Hinspiel, es gab kaum Veränderungen. Was ist das Ausschlaggebende, dass es auf einmal läuft? Wieso hat 1860 nun immer das bessere Ende.

Wir sind eine eingespielte Truppe, man kennt die Laufwege der anderen, die Automatismen greifen - und diejenigen, die eingewechselt werden, wie z.B. der Max (Anm. d. Redaktion: Maximilian Nicu) gegen Düsseldorf, der per Freistoß die Vorlage zu Necat Aygüns Tor gibt, brennen auf ihre Einsatzchancen. So gewinnt man die Spiele – wenn der eine dem anderen hilft.

Hat 1860 die perfekte Mischung aus aufstrebenden Talenten wie Schindler und Volland sowie erfahrenen Spielern wie Ihnen, Bierofka und Lauth?

Natürlich ist es von Vorteil, wenn in der Abwehr ein so erfahrener Spieler wie Necat steht, der von hinten auf die gesamte Mannschaft eine Seelenruhe und Vertrauen ausstrahlt. Diese Erfahrung ist Gold wert.

Aber wieso spielen die genannten Spieler Aygün (Duisburg), Bierofka (Bayer, VfB), Lauth (Hannover, HSV, VfB) und Sie selber (Bielefeld) ausschließlich bei Sechzig so gut oder funktionieren vor allem in München, aber nicht bei ihren vorigen Bundesliga-Stationen.

Das kann ich so nicht unterschreiben. In meiner Arminia-Zeit hatte ich ein wenig Pech und war erst 18 Jahre jung. Damals wurde zudem nicht auf junge Spieler gesetzt oder vertraut, wie es heute der Fall ist. Da hattest du als 18-Jähriger kaum Einsatzchancen. Das Durchschnittsalter lag im Schnitt bei 27 bzw. 28 Jahren, heutzutage bei 23 bzw. 24 Jahren – es war viel schwieriger in die Mannschaft zu kommen. Für die anderen kann ich nicht sprechen.

Spielen Sie daher auch die Saison ihres Lebens? Neun Tore und fünf Vorlagen sprechen für sich, erst recht für einen Mittelfeldspieler.

Ja, wenn es in der Truppe läuft, wofür ich aber nicht allein verantwortlich bin, ist es für mich um einiges einfacher. Natürlich ist es schön, Tore zu schießen, doch über allem steht der mannschaftliche Erfolg, für den wir alle gemeinsam schuften.

Pauli und Fürth kommen noch in die Allianz Arena, gegen Paderborn und Frankfurt geht es auswärts ran: das sind vier von fünf Teams, die vor Sechzig stehen. Was ist in dieser 2. Liga-Saison noch drin?

Wie ich vorher bereits gesagt habe, wenn wir unsere Leistung abrufen, können wir jeden Gegner schlagen. Das haben wir mit den Siegen gegen Frankfurt oder Düsseldorf schon bewiesen.

Auf welchen Pauli-Spieler muss man am meisten aufpassen?

Für mich ist der überragende Mann Max Kruse, der die Fäden zieht und das Spiel bei Pauli macht. Sie kommen aber auch viel über das Kollektiv und haben auch sonst eine starke Mannschaft. Nicht umsonst stehen sie soweit oben in der Tabelle (Anm. d. Redaktion: vor dem 24. Spieltag Tabellendritter mit 46 Punkten, Sechzig hat als Sechster 41 Zähler). Doch sie sind nicht unschlagbar.

Wer geht als Favorit ins Spiel?

Ganz klar Pauli.

Ist aber nicht gerade die Unberechenbarkeit von 1860 der große Vorteil: Sie haben neun Tore erzielt genauso wie Kevin Volland – Lauth hat acht Tore auf dem Konto. Mittelfeld und Sturm sind torgefährlich und vor allem treffsicher. Pauli kann ja nicht alle aus dem Spiel nehmen?

Klar, mit Sicherheit. Jeder, der bei uns vorne spielt, kann Tore schießen. Das macht es schwieriger für den Gegner, sich auf uns einzustellen. Denn sie können nicht einfach sagen, den einen nehmen wir aus dem Spiel und somit ist die Torgefahr gebannt. Das ist ein großes Plus unserer Mannschaft.

Was macht denn die Trainerarbeit von Herrn Maurer aus?

Er findet immer die richtige Mischung aus Lockerheit und ab und zu „Auf-den-Putz-zu-hauen“ - das zeichnet ihn aus. Er weiß immer, wann er Gas geben muss, bringt aber genauso auch Spaß ins Team.

Spielt es nicht auch eine große Rolle, dass Herr Maurer ein Urgestein bei Sechzig ist?

Selbstverständlich. Er kennt den Verein in- und auswendig. Das ist immer ein Vorteil. Uns macht es Spaß unter ihm zu trainieren, das ist verdammt wichtig und auch die Bestätigung für seine Arbeit.

Das Thema Aufstieg nimmt Herr Maurer aber nicht gerne in den Mund. Wie sehen das die übrigen Spieler und Sie selbst?

Genauso. Es bringt nichts, weil wir fünf Punkte weg sind vom Relegationsplatz. Das sind immerhin zwei Spiele, die wir erst gewinnen, und zeitgleich die anderen verlieren müssten. Wir konzentrieren uns aktuell nur auf St. Pauli.

Aber 1860 hat noch das Nachholspiel in Aue – ein Pluspunkt. Mit dem Sieg und den drei Zählern wäre man mittendrin im Aufstiegsrennen.

Das muss man auch erst einmal gewinnen. Man fährt ja nicht einfach mal so nach Aue und haut sie mit 5:0 weg.

Abgesehen vom möglichen Aufstieg mit Sechzig: Wie sieht denn ihre persönliche Zukunftsplanung aus? Die Medien sprechen von einem fast perfekten Wechsel zum 1. FC Nürnberg. Was können Sie uns dazu sagen?

An der Sache mit Nürnberg ist nichts dran. Ich konzentriere mich voll und ganz auf Sechzig. Mein Augenmerk gilt nur der nächsten Partie gegen Pauli.
 

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