Aigner: "Mein Ziel ist, mit 1860 aufzusteigen"

Löwen-Kapitän Stefan Aigner kehrte nach seinem Engagement bei Bundesligist Eintracht Frankfurt zu Beginn dieser Saison als großer Hoffnungsträger zu seinem Heimatverein TSV 1860 zurück. Nach vielversprechendem Start folgte der Verletzungsschock: Innenbandanriss, zehn Wochen Pause - und selbst nach seinem Comeback eine schwere Zeit. Im Trainingslager möchte der 29-Jährige, der nach eigener Aussage in der Winterpause fleißig Extraschichten schob, wieder voll angreifen.
AZ: Herr Aigner, los geht‘s mit einem Vokabeltest. Como você está?
STEFAN AIGNER: Wie es mir geht? Ganz gut. Das war nicht so schwer, ich kann aber leider kein Portugiesisch.
Das 16-tägige Mammut-Trainingslager nach Portugal begann gleich mal mit einer XXL-Anreise.
Es tut schon ein bisschen weh, so lange von Frau und Kind getrennt zu sein. Telefonieren ist nicht dasselbe wie Im-Arm-Halten. Wir hatten eine Stunde Verspätung in München, eine halbe Stunde Wartezeit an der Fähre in Setubal... Als wir ankamen, war es schon dunkel – wir waren froh, dass es direkt zum Essen ging und nicht mehr auf den Platz. (lacht)
Das Löwen-Trainingslager im AZ-Newsblog
Sie sprechen es an: Mangels Flutlichtanlage sind zeitliche Grenzen gesetzt, die Halbinsel wirkt teilweise wie leer gefegt. Wie beurteilen Sie die Bedingungen im Camp von José Mourinho?
Die ganze Insel ist tatsächlich wie ausgestorben. Hat der Supermarkt überhaupt auf? Nicht gerade Haupturlaubszeit, aber wir sind ja auch keine Touristen. Für uns ist entscheidend, ob die Plätze gut sind - und sie sind sehr gut. Die Nachmittags-einheit ist vorbei, bevor es dunkel wird. Das ist kein Problem.
Komplizierter könnte die Verständigung mit dem Trainerteam werden.
Der Trainer gibt klare Kommandos auf Englisch, damit kommt jeder klar. Für alle Fälle ist auch noch ein Dolmetscher da. Insofern wird es kein Sprachproblem geben. Ich muss aber zugeben: Mit den Namen der Assistenten hapert’s noch. Am Ende des Trainingslagers kenne ich sie sicher alle.
Welchen Eindruck haben Sie bisher vom neuen Cheftrainer Vitor Pereira?
Er ist sehr akribisch, spricht und gestikuliert viel. Man erkennt jetzt schon seine Philosophie: gut stehen, gut verschieben. Und über allem steht Aggressivität. Wenn einer nicht umsetzt, was er verlangt, deckt er den Fehler sofort auf. Er ist leidenschaftlich bei der Arbeit, hat sich in einer Übung als Gegenspieler präsentiert. Ob er ein harter Hund ist, wie es heißt, kann ich nicht beurteilen - werden wir sehen. (lacht)
Seit Kulttrainer Werner Lorant weg ist, heißt es, der Verein brauche einen beinharten Dompteur.
Es schadet uns als Mannschaft sicher nicht, einen Trainer zu haben, der die Zügel anzieht. In den Einheiten ist Zug drin. Der Trainer sagt: Er hält nicht die längsten Trainingseinheiten, dafür sehr intensive und verlangt volle Konzentration.
Blicken wir zurück auf das, was Pereira wieder hinbiegen soll: Ihr erstes Halbjahr bei 1860 verlief alles andere als geplant.
Leider, es war eine sehr turbulente Hinrunde. Wir wollten erst einmal eine ruhige Saison spielen. Dann lief es sehr holprig. Die Fans denken: Da kommt ein Spieler aus der 1. Liga, der macht gleich seine 10, 15 Häusl. Ich bin gut reinkommen, dann kam die blöde Verletzung. Jetzt sage ich: Die vier Spiele vor der Winterpause hätte ich mir sparen können, weil ich noch nicht fit war. Hinterher ist man immer schlauer.
Wie lautet Ihr Saisonziel?
Es bringt nichts, jetzt zu sagen: Ich will Sechster werden. Klar ist das mein Anspruch. Wir müssen uns aber erstmal finden und unten herausarbeiten.
Es gilt, zumal sich Sascha Mölders verletzt hat, einige Neuzugänge zu finden. Bisher wurden ausschließlich internationale Kandidaten gehandelt. Muss man um die Identität der Sechzger fürchten?
Es tut mir leid für Sascha, er ist ein wichtiger Spieler für uns. Ich glaube, man muss einen Mittelweg finden. Als Mannschaft tut es immer gut, Qualität dazu zu bekommen - egal, aus welchem Land. Man muss aber auch an unsere Tradition denken. Deswegen wäre es schön, wenn der Verein versucht, einen Ur-Löwen wie Maxi Wittek zu halten.
Pereira hat bei seiner Antrittsrede versprochen, die Sechzger an die Spitze zu führen. Wann ist es für Sie realistisch, von dem einen, großen Ziel zu sprechen?
Ich muss ehrlich sagen: Wir brauchen mehr Ruhe. Wunschdenken und Realität sind oft zwei paar Schuhe. Ich glaube schon, dass wir die Qualität in der Mannschaft haben, um oben mitzuspielen. Reden kann man viel, wir müssen es auch schaffen, das auf den Platz zu bringen. Ich habe mich für den Wechsel entschieden, weil ich dieses Ziel habe: mit 1860 aufsteigen. Mein Traum hat sich nicht verändert.