Aigner: "Ich hatte keinen Bock auf Verlängerung"

München - Zwei Fußabdrücke sind darin verewigt, darüber steht in goldenen Lettern: "Man of the match" – Mann des Spiels. Stefan Aigner beschenkte sich an seinem 29. Geburtstag selbst mit einer neuen Trophäe. "Schöner Geburtstagspokal. In der Jugend habe ich mal einen gewonnen, bei einem Hallenturnier, sonst noch nicht", sagte Aigner lachend. Zuvor hatte er am Samstagabend beim 2:1-Last-Minute-Erfolg des TSV 1860 gegen Karlsruhe in der 1. Runde des DFB-Pokals wie schon beim ersten Liga-Sieg gegen Bielefeld einen glänzenden Auftritt hingelegt: 1:0 erzielt, 2:1 vorbereitet – Matchwinner.
Damit ist der Rückkehrer von Eintracht Frankfurt trotz seiner Aussage, "kein Messi oder Messias" zu sein, schon zum zweiten Mal in Folge der Heilsbringer. Ganz nebenbei bescherte er den Löwen 300.000 Euro Mehreinnahmen aus dem TV-Topf. "Ich hatte keinen Bock auf Verlängerung und dachte schon: Scheiße! Es war sehr kräftezehrend. Von daher war es wichtig, dass wir es in den 90 Minuten schaffen", erklärte der Kapitän. Streng genommen hatten die Löwen das auch gar nicht, denn Karim Matmour (92.) traf vor der mageren Kulisse von nur 16.800 Zuschauern erst in der Nachspielzeit. Nichts für schwache Nerven, und ob der dramatischen Zuspitzung am Ende warfen die Trainer dann aber doch mit Superlativen um sich. "Was für ein Lucky Punch. Das war einer der schönsten Siege als Trainer", urteilte 1860-Trainer Kosta Runjaic.
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"Eine der bittersten Niederlagen, die ich in den letzten Jahren erleben durfte"
KSC-Coach Thomas Oral sah "eine der bittersten Niederlagen, die ich in den letzten Jahren erleben durfte". Sein Fazit: "Für Sechzig ein glücklicher Sieg, aber nicht unverdient, weil sie die Chancen eiskalt genutzt haben." Erst war es Aigner, der in der 60. Minute nach einem Sololauf von Matmour KSC-Keeper Dirk Orlishausen mit einem Haken aussteigen ließ und locker einschob (Aigner: "Das war so geplant – Top oder Flop"). Nach dem Ausgleich durch Dimitrios Diamantakos (67.) tauschten Assistgeber und Vollstrecker ihre Rollen: Diesmal marschierte Aigner über rechts, seine Hereingabe landete bei Matmour, der nur noch den Fuß hinhalten musste. Ein Bilderbuch-Konter nach einem weiten Abschlag von Torhüter Jan Zimmermann.
Damit wären wir beim dritten Helden: Zimmermann hatte erst dafür gesorgt, dass die Sechzger so spät noch im Spiel waren: Gegen Gaetan Krebs (20.), Manuel Torres (35.) und Enrico Valentini, (52.) blieb die Nummer 1 gleich drei Mal Sieger. "In der ersten Halbzeit hält er zwei Mal überragend. Er ist ein sehr, sehr starker Torwart und wir können froh sein, dass wir ihn zwischen den Pfosten haben", so Aigner. Der Keeper selbst Freude sich, "wenn man seinen Teil dazu beitragen kann – diesmal mit Paraden, und nicht nur als Anspielstation und Dirigent". Man dürfe "nicht vergessen, dass Karlsruhe eine Mannschaft mit großer Qualität ist", so Zimmermann, der sah, dass sich Sechzig speziell am Ende nochmal steigern konnte: "In der zweiten Halbzeit waren Chancen auf beiden Seiten. Wenn du mit dem 1:1 nicht zufrieden bist, sagt das schon viel über eine Mannschaft aus."
Gestern gab’s von Jubilar Aigner, der nach dem Spiel nicht mehr feiern wollte ("Ich will lieber meinen Kleinen noch sehen, der geht meistens vor 10 ins Bett") im Löwen-Stüberl dann ein Weißwurstfrühstück inklusive Weißbier spendiert. "Zwei Siege in einer Woche – so kann es weitergehen", Freude sich Runjaic. Kurios: Am Samstag müssen die Löwen dann in den Wildpark nach Karlsruhe.
Mal sehen, ob Aigner dann auch jemanden findet, den er be- und damit gleichzeitig dem KSC einschenken kann.