Abu Dhabi: Hier entscheidet sich das Schicksal

Freitag fliegt eine fünfköpfige Delegation zum Investor nach Abu Dhabi. Was dort besprochen wird, welche Pläne Ismaik hat, wieso er Steiner so mag – die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen
von  Filippo Cataldo

MÜNCHEN Offiziell ist es nur ein Höflichkeitsbesuch, ausgemacht im Überschwang der Gefühle nach der vermeintlich erfolgreichen Installierung Sven-Göran Erikssons bei der jetzt schon legendären Nachtsitzung des Aufsichtsrates der Löwen Mitte Januar. Doch Eriksson ist bis heute nicht bei 1860 und die Verantwortlichen liegen mehr denn je überkreuz.

Und so wird der Besuch einiger Aufsichtsräte um den Vorsitzenden Otto Steiner bei Investor Hasan Ismaik in Abu Dhabi dieses Wochenende mal wieder zum Schicksalstreffen für den Klub.

Wer fliegt nach Abu Dhabi? Dabei sein soll eine fünfköpfige Delegation, angeführt von Aufsichtsratsboss Otto Steiner. Desweiteren dabei sein sollen außerdem Klaus Leipold, Robert von Bennigsen, Siegfried Schneider und Münchens dritter Bürgermeister Hep Monatzeder. Präsident Dieter Schneider wird nicht dabei sein, er ist nicht eingeladen. „Die Einladung ging an den Aufsichtsrat”, sagte Steiner vor Kurzem lapidar.

Was wird in Abu Dhabi besprochen? Offiziell trifft man sich zum Austauschen von Höflichkeiten und zu einem Workshop. Tatsächlich aber gibt es viel zu besprechen! Nachdem Eriksson den Löwen doch abgesagt hatte und es stattdessen vorzog, in Abu Dhabi Sportlicher Leiter zu werden, hat Ismaik die Schuld dafür dem Präsidenten gegeben. „Schneider hat es vermasselt”, sagte der Investor im AZ-Interview. Er wünscht sich bei den Präsidiums-Wahlen im Mai neue Leute an der Macht. Steiner und Siegfried Schneider gelten als Lieblingsfunktionäre Ismaiks. Praktisch, dass beide dabei sind – und wohl auch künftig bedeutendere Rollen übernehmen wollen bei 1860. Steiner als Präsident, Schneider als Aufsichtsratsboss. Präsident Dieter Schneider würde zwar gerne weitermachen, doch er hat es nicht in der Hand. Nominiert wird das Präsidium nämlich vom Aufsichtsrat.

Wieso mag Ismaik Steiner so? Der TV-Produzent ist zweifelsfrei smart, eloquent und gewitzt. Steiner gehört mit seinen 49 Jahren eher der von Ismaik geforderten jungen Garde an, die 1860 führen sollte als Schneider (65). Vor allem aber dürfte Steiner dem jordanischen Geschäftsmann sympathisch sein, weil er sich von diesem wesentlich weniger Widerstand für seine Ideen verspricht als von Schneider.

Was hat Ismaik vor? Der Investor ist immer noch der Meinung, dass die sportliche Leitung ausgetauscht werden muss. Der Vertrag von Sportchef Florian Hinterberger soll nicht verlängert, Coach Alexander Schmidt wieder ins zwiete Glied rücken. Die dürftigen sportlichen Ergebnisse der letzten Wochen dürften nicht zu einem Umdenken Ismaiks beigetragen haben. Die ersten im Umfeld der Klubspitze träumen schon von Ralf Rangnick (Fußball-Sportdirektor bei Red Bull) oder Lucien Favre (Mönchengladbach-Coach), aber das ist Wunschdenken. Außerdem ist noch immer nicht klar, wie viel Geld Ismaik wirklich investieren und wie er das finanzieren möchte. Am Ende wird jedes Präsidium vor demselben Problem stehen wie Dieter Schneider und seine Leute jetzt. Wenn der Jordanier seinen Willen auch gegen Steiner nicht durchsetzen kann, wird wohl auch der mit Liebesentzug bestraft werden.

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