Absteiger? Überflieger! Aber zwei Löwen bremsen die Euphorie

Mit dem Sieg im oberbayerischen Derby gegen Ingolstadt setzen sich die Löwen in der Spitzengruppe der Dritten Liga fest. Mölders und Köllner stapeln trotzdem tief, Investor Ismaik lobt die "mannschaftliche Geschlossenheit".
von  Matthias Eicher
Der Trainer und sein Torjäger: 1860-Coach Michael Köllner (links) und Angreifer Sascha Mölders.
Der Trainer und sein Torjäger: 1860-Coach Michael Köllner (links) und Angreifer Sascha Mölders. © imago images/Passion2Press

München - Es war die Szene des Spiels. Die eine Aktion, mit der die Löwen endgültig in die Riege der Spitzenteams aufsteigen - und weiter träumen dürfen.

"Wir hatten diesen einen guten Moment, als Marius Willsch Merveille Biankadi sieht, und der Sascha Mölders super freispielt. Die Möglichkeit lässt er sich nicht nehmen, den Ball ins lange Eck reinzujagen", kommentierte Cheftrainer Michael Köllner den 1:0-Siegtreffer des TSV 1860 am Montag gegen den oberbayerischen Rivalen und Aufstiegs-Konkurrenten FC Ingolstadt.

Die Löwen mittendrin im Aufstiegskampf

Damit haben defensivstarke Sechzger nicht nur verhindert, dass die Schanzer enteilen und sich die Tabellenführung schnappen. 19 Spiele, 33 Punkte: Zum Abschluss der stärksten Löwen-Hinrunde der noch jungen Drittliga-Historie liegen sie nur noch ein Pünktchen hinter dem zweitplatzierten FCI.

Und mittendrin im Aufstiegskampf. Der Oberpfälzer blies dennoch ins in Horn des Understatements: "Wir liegen weit über den Erwartungen, die vor der Saison jeder an uns gestellt hat."

Mölders: "Ihr habt uns alle als Abstiegskandidaten gesehen" 

Matchwinner Mölders wurde noch deutlicher. "Wir haben jetzt 33 Punkte, da freuen wir uns sehr. Aber wir brauchen nicht über irgendwas zu reden, was irgendwann mal sein kann", sagte der Siegtorschütze bei "Magenta Sport" nach seinem 13. Saisontreffer - ligaspitze.

Der 35-jährige Löwen-Boss auf dem Rasen meinte natürlich das, was sich wohl alle Sechzger wünschen: die Rückkehr ins Fußball-Unterhaus. Er hatte aber auch mit der Öffentlichkeit ein Hühnchen zu rupfen. "Ihr habt uns alle als Abstiegskandidaten gesehen, das stand ja überall", meinte der Ex-Bundesligaspieler, ohne konkreter zu werden: "Von dem her sind wir froh, dass wir Dritter sind." Absteiger? Überflieger!

Löwen setzen weiter auf Tiefstapelei

Dabei waren die Giesinger, die mit ihrem Etat im Mitteldrittel liegen, nach zwar anfangs stagnierender Planungen durchaus hoffnungsvoll in die Spielzeit 2020/21 gestartet. Von manchen Experten war 1860 nach der Rekordserie der vergangenen Spielzeit sogar als Aufstiegsaspirant gehandelt worden, darunter auch zwei Drittliga-Trainer in einer Umfrage.

Der TSV selbst setzte und setzt dagegen auf Tiefstapelei, wenngleich sich freilich auch die Sechzger mehr oder weniger insgeheim natürlich schon länger etwas ausrechnen. Nicht zuletzt Mölders, der das Ziel Aufstieg in einem TV-Spot im Bayerischen Rundfunk längst unumwunden zugab.

Fest steht jedenfalls: Sechzig steht nach dem zweiten Derby-Dreier in Folge und einer teils furiosen Hinserie nicht zu Unrecht dort oben. "Es war ein hart erkämpfter und auch glücklicher Sieg", meinte Köllner über Ingolstadts Gegenwehr und wohl auch über den Einwurf vor dem 1:0, den es für 1860 nicht hätte geben dürfen.

Geldgeber Hasan Ismaik, der per Twitter ein Bild von sich bei seiner (ersten) Corona-Impfung postete, frohlockte auf Facebook: "Unsere Mannschaft hat großartig gekämpft und sich diese drei Punkte redlich verdient. Die mannschaftliche Geschlossenheit ist der Garant für unser Hoch."

Mölders: "Es wird wieder ein brutales Spiel gegen Meppen"

Zeit zum Ausruhen bleibt nach den beiden harten Lokalduellen nicht. Im Gegenteil: Mit den Heim-Duellen gegen den SV Meppen und den FSV Zwickau sowie der Auswärtsfahrt zwischendrin zum 1. FC Magdeburg steht eine knackige Englische Woche an (Sonntag-Mittwoch-Sonntag). "Es wird wieder ein brutales Spiel gegen Meppen", meinte Mölders und bediente das Phrasenschwein: "In der Dritten Liga kann ja sowieso jeder jeden schlagen."

Und die Punkteausbeute? "Es können gerne mehr sein. Wir wollen jedes Spiel gewinnen", stellte Mölders klar. Eine Ansage, die nicht zuletzt dank ihm selbst in vier der letzten fünf Partien geklappt hat. Spielen die blauen Überflieger so weiter, muss man sich womöglich doch bald mal über die Dinge unterhalten, die da irgendwann mal sein könnten - und zwar Ende Mai.

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