"Aberwitzige 50+1-Regel": Ismaik erklärt der DFL den Krieg
München – Wie zuletzt fast immer, meldete sich Ismaik über seiner Facebook-Seite zu Wort. Am Freitagabend gegen 21:30 Uhr deutscher Zeit ließ er die Bombe platzen: "Heute habe ich mich entschlossen, die Klage gegen diese aberwitzige 50+1-Regel einzureichen."
Aus seiner Verärgerung über diese deutsche Sonderregelung, die den Einfluss eines Investors auf einen Fußballverein deutlich beschneidet, hatte Ismaik nie einen Hehl gemacht. Dennoch betonte er jahrelang, dass er die heilige Kuh des deutschen Fußballs nicht antasten werde. Doch die letzten Chaos-Wochen beim TSV 1860 haben seine Meinung nun offenbar geändert: "Ich wollte dies eigentlich nie tun, weil ich die Gesetze in Deutschland immer respektiert habe. Doch durch die traurigen Ereignisse der letzten Wochen sehe ich mich leider gezwungen, diesen Weg zu beschreiten."
Hasan Ismaik bezeichnet 50+1 als eine "Scheinregel", weil sie bei einigen Vereinen, wie beispielsweise Bayer Leverkusen oder der TSG Hoffenheim, durch Sonderverordnungen außer Kraft gesetzt wurde. "50+1 ist eine Farce. Ich werde all meine Kräfte einsetzen, damit 50+1 fällt", gibt er sich kämpferisch.
Aber nicht nur mit der DFL legt Ismaik sich in seinem höchst emotionalen Facebook-Posting an. Auch der TSV 1860 bekommt sein Fett weg: "Beim TSV 1860 verstecken sich ehrenamtliche Funktionäre hinter 50+1. Sie verwalten meine Millionen und lachen mich aus. Eigentlich sollten Fußballvereine wie Wirtschaftsunternehmen geleitet werden, von Profis. Bei 1860 dagegen wird der Verein wie eine Würstchenbude geführt."
Wie es nun weitergeht, bleibt abzuwarten. Wenig überraschend war die DFL am Freitagabend nicht mehr für eine Stellungnahme erreichbar.
Hasan Ismaiks Facebook-Posting im Wortlaut:
Liebe Löwen,
ich habe mich aus bekannten Gründen zuletzt zurückgehalten. Dass Funktionäre des TSV 1860 mir vorgeworfen haben, dass ich vorsätzlich unseren Verein in die Regionalliga abstürzen hätte lassen, hat mich sehr getroffen. Diese Unterstellung weise ich mit aller Deutlichkeit von mir. Würde ich so ticken, hätte ich heute die Fälligkeit meiner Darlehen nicht zurückgestellt. Die Konsequenz wäre für den TSV 1860 die Insolvenz gewesen.
Heute habe ich mich entschlossen, die Klage gegen diese aberwitzige 50+1-Regel einzureichen. Ich wollte dies eigentlich nie tun, weil ich die Gesetze in Deutschland immer respektiert habe. Doch durch die traurigen Ereignisse der letzten Wochen sehe ich mich leider gezwungen, diesen Weg zu beschreiten. Diese Regel ist eine Scheinregel, die den deutschen Fußball nicht schützt, sondern extrem schadet.
Leider bin ich 2011 in diese Falle getappt. Ich hatte gute Absichten, dem TSV 1860 zu helfen. Warum lässt der DFB zu, dass diese Regel nicht bei allen Vereinen gleich angewandt wird? Warum gilt nicht gleiches Recht für alle? 50+1 ist ein Farce. Ich werde all meine Kräfte einsetzen, damit 50+1 fällt.
Beim TSV 1860 verstecken sich ehrenamtliche Funktionäre hinter 50+1. Sie verwalten meine Millionen und lachen mich aus. Eigentlich sollten Fußballvereine wie Wirtschaftsunternehmen geleitet werden, von Profis. Bei 1860 dagegen wird der Verein wie eine Würstchenbude geführt. Dieses Problem zieht sich seit Jahrzehnten durch diesen wunderbaren Verein. 2011 war der Klub pleite. Was hat 1860 daraus gelernt? Nichts! Kein anderer Investor auf dieser Welt, würde diese Spielchen tolerieren...
Besonders enttäuscht mich auch die Haltung von Dr. Rainer Koch. Einerseits versucht der DFB mit 50+1 den Kommerz zu unterbinden, andererseits organisiert der Verband für Chinas U20-Nationalmannschaft einen Startplatz in der Regionalliga. Mehrere Verein in Deutschland kritisieren das Verhalten des DFB völlig zurecht.
Mir liegt 1860 sehr am Herzen, allerdings braucht es dazu endlich ein Umdenken in der Führungsetage und bei den Mitgliedern.
Hasan Ismaik