70.Geburtstag: Der Beste aller Zeiten
Am Freitag wäre Rudi Brunnenmeier 70 Jahre alt geworden. In der AZ erinnern sich seine Mitspieler von damals sowie 1860-Präsident Schneider an den legendären Löwenstürmer.
München - Herausragende Stürmer hatten sie bei den Löwen viele. Bernhard Winkler war so einer, Martin MaxEr starb – geschwächt von einer Alkoholkrankheit und einem Krebsleiden – völlig verarmt und viel zu früh im April 2003 im Alter von 62 Jahren. Auch Brunnenmeiers Vater starb bereits früh. 18 Jahre alt war Brunnenmeier erst, damals ein vielversprechendes Talent des SC Olching. Es wäre wohl „vieles anders" gekommen, hätte sein Vater länger gelebt, vermutete Brunnenmeier später, „er war der einzige Mensch, auf den ich hörte." So aber verlor der Meisterlöwe und fünfmalige Nationalstürmer (drei Tore) nach seiner Karriere jeglichen Halt, einmal musste er nach einer Trunkenheitsfahrt ins Gefängnis, ein anderes Mal wurde er wegen Urkundenfälschung verurteilt. Später arbeitete er unter anderem in einer Nachtbar, schuftete als Hilfsarbeiter auf dem Bau und verkaufte Brezn in der Innenstadt. Brunnenmeiers Ende war ein trauriges, doch heute noch geraten seine einstigen Mitspieler und Wegbegleiter ins Schwärmen, wenn sie über Brunnenmeier sprechen.
Für Löwen-Präsident Dieter Schneider, der einst in Olching im gleichen Haus lebte wie Brunnenmeiers Schwestern, war der sieben Jahre ältere Brunnenmeier ein Jugend-Idol. „Es war ein Traum, wie er da vorne im Angriff wirbelte. Ich denke, einen besseren Spieler hat Sechzig nie gehabt", sagt er. Was Schneider besonders faszinierte: „Auch als Rudi schon bei den Löwen eine große Nummer war und Pokalsieger, Meister und Nationalspieler war, kam er noch regelmäßig Sonntags zu uns nach Olching, um uns Fußball spielen zu sehen.” Dass Brunnenmeier aber schon in frühen Jahren Probleme hatte, sein Geld zusammenzuhalten, war auch dem jungen Schneider aufgefallen.
„Von seinem ersten Berufsspieler-Gehalt, das knapp 450 Mark betrug, kaufte er sich noch eine NSU Quickly, eine Art tiefergelegtes und motorisiertes Fahrrad. Kurz danach war es dann schon ein Ford 17m Deluxe, die Badewanne. Und kurze Zeit später musste es dann schon ein Porsche sein. Es konnte ihm damals nicht schnell genug gehen", erzählt Schneider. In der AZ erinnern sich ehemalige Mitspieler an Brunnenmeier, gemeinsam wurden sie 1966 mit den Löwen Deutscher Meister.
„Direkt und zielstrebig“
Petar Radenkovic: „Die Zeit, die wir damals zusammen verbracht haben, war die schönste in meinem Leben. Und das gilt für uns alle. Rudi war immer ein lebendiger Kerl, der sich vor nichts scheute. So wie er spielte, war er auch im Leben. Immer direkt und zielstrebig.
Ihn musste man mögen, weil er so nett und ehrlich war. Über Rudi als Fußballer muss man eigentlich nicht mehr viel sagen. Er war einer der besten Stürmer, die es jemals gab. Ein Glücksfall für 1860. Mit seiner Eleganz hat er die Herzen der Fans erobert. Da hat es auch uns Mitspieler nicht verwundert, dass er schnell Angebote aus dem Ausland bekam.“
Seeler war sein Trauma
Fredi Heiß: „Rudi war ein Torjäger, wie man ihn sich nicht besser vorstellen könnte. Für die Abwehrspieler war er der reinste Albtraum, trotzdem hatte Rudi ein großes Problem: Er kam in der Nationalmannschaft nie an Uwe Seeler vorbei, und hat sich deswegen immer wie ein Stürmer der zweiten Wahl gefühlt.
Das hat ihm schwer zu schaffen gemacht. Trotzdem war er vielleicht der beste Spieler, den 1860 je hatte, er war nicht wegzudenken, und er hat zu 1860 gehört wie sonst niemand. Dass er später so abgebaut hat, tat uns allen immer sehr leid. Er dachte, nach der Karriere sei das Leben vorbei. Das war sein größter Fehler."
1860 hätte helfen müssen
Manfred Wagner: „Rudi war der Inbegriff eines Mittelstürmers. Es gab kaum einen, der so beliebt war wie er. Mitspieler, Fans, einfach jeder mochte ihn. Deswegen ist es ja so schade, dass es der Verein nie geschafft hat, Rudi nach seiner Karriere irgendwie zu integrieren.
Man hätte es so machen müssen wie die Bayern mit Gerd Müller, als der Probleme hatte. Aber leider hatte bei 1860 keiner den Mut, ihm einen Posten im Verein zu geben. Eigentlich hat der Verein nie etwas für ihn gemacht. Das war sehr enttäuschend. Man hätte wenigstens den Versuch unternehmen müssen, eines der größten Idole der Geschichte irgendwie aufzufangen."
Züricher Barnächte
Timo Konietzka: „Rudi war immer ein sensationeller Kamerad. Als Spieler habe ich unglaublich von ihm profitiert, darum habe ich in der Meistersaison auch 26 Tore geschossen, viele habe ich Rudi zu verdanken. Später, als ich Trainer beim FC Zürich war, habe ich ihn für ein Jahr zu mir geholt.
Wir gewannen den Pokal, Rudi war mein wichtigster Mann. Wir saßen damals abends oft in einer Bar. Ich hatte als Trainer natürlichVerantwortung und habe ihn schon früh heimgeschickt. Als er dann zu Hause war, hat er sich oft ein Taxi gerufen und ist zurück in die Bar gefahren.“