66! Werner Lorant im Geburtstags-Interview

Der 1860-Kulttrainer feiert in Waging am See seinen 66. Geburtstag. Die Löwen trägt er immer noch im Herzen. „Ich bin bei jeder Pleite sauer!“ Doch an den Aufstieg „können wir lange warten“
von  Matthias Eicher
Immer Vollgas: Werner Lorant  - hier im Bild als Trainer des TSV 1860 München.
Immer Vollgas: Werner Lorant - hier im Bild als Trainer des TSV 1860 München. © sampics/Augenkick

Der 1860-Kulttrainer begeht in Waging am See seinen Ehrentag. Die Löwen trägt er immer noch im Herzen. „Ich bin bei jeder Pleite sauer!“ Doch an den Aufstieg „können wir lange warten“

München - Er war einer der Hauptverantwortlichen für die letzte glorreiche Phase der Sechziger: Werner Lorant. Der ehemalige Trainer (1992 bis 2001) schaffte mit den Löwen den letzten Aufstieg ins Oberhaus. Am Freitag feiert Lorant seinen 66. Geburtstag - die AZ gratuliert und spricht mit dem Kult-Trainer über damalige Erfolge, das derzeitige Trauerspiel und seine nimmermüden Aufstiegs-Hoffnungen.



AZ: Alles Gute zum 66er wünschen wir, Herr Lorant!


WERNER LORANT: Na, vielen Dank! Ein alter Mann bin ich.



Aber gewiss nicht zu alt zum Feiern – wo steigt das Fest?



Ich bin momentan in Waging am See, wo ich in den Sommermonaten wohne und am Campingplatz Kinder trainiere. Da wird ein bisschen gefeiert.



Zu den Gratulanten gehören sicher ein paar Alt-Löwen. Mit wem haben Sie noch Kontakt?


Klar, da gibt’s noch viele. Wenn man so eine lange und erfolgreiche Zeit in einem Verein verbracht hat, bleibt das auch fürs Leben: von den Ex-Spielern der Peter Pacult, Bernd Winkler und viele andere. In der Fußballwelt trifft man sich immer wieder.



Denken Sie an solchen Tagen zurück an die guten, alten Zeiten bei Sechzig?



Eher dann, wenn wir zusammenkommen. Den Durchmarsch in die Bundesliga, sogar bis in die Champions-League-Quali. Das hat uns damals keiner zugetraut.



…und nur Leeds United hat’s verhindert, dass 1860 in der Königsklasse gespielt hat.



Was haben wir Pech gehabt gegen Leeds! So gut gespielt und nicht belohnt worden. Ich sage heute noch: Wenn der Pfostenschuss von Häßler reingeht, sind wir ‘ne Runde weiter. Und dann verlierst du so blöd – und im Rückspiel dasselbe noch mal. Dann wäre wohl manches anders gekommen. Momentan kann man ja nur warten.



Auf den Wiederaufstieg? Sie lassen sich ja hin und wieder an der Grünwalder blicken, der Löwe ist noch im Herz?



Logisch, seit Jahren warte ich. Aber vergebens. Im Herzen nicht, sonst kriege ich einen Herzkasperl! Nein, im Ernst: Ich schaue mir die Spiele an und freue mich immer noch, wenn Sechzig gewinnt. Und bei jeder Pleite bin ich sauer.



Sie dürften momentan ein ziemlich unausgeglichener Mensch sein…



Hören Sie mir auf! Gegen Düsseldorf war ich in der Arena – schrecklich. Unterstes Zweitliga-Niveau. Das war kein Fußball für ein Heimspiel, kein System, keine Laufbereitschaft, keine Aggressivität. Bei einem Heimspiel muss ich brennen. Aber da sehe ich nix. Wenn ich dann in Rückstand gerate, passiert nix. Die spielen einfach alle locker weiter.



Woran hapert es besonders?



Wo soll ich da anfangen? Ich brauche Spieler, die Chancen vorbereiten. Mir fehlt das Flügelspiel rechts wie links. Und in der Abwehr fehlt die Stabilität. In der Zweiten Liga musst du im Eins gegen Eins stark sein. Gut, der Okotie schießt vorne die Tore. Aber der könnte noch viel mehr schießen.

 

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Wie stehen Sie denn zum Verjüngungskurs der Löwen?



Das kann man machen. Die jungen Spieler müssen was lernen, und das können sie nur im Spiel. Aber: Das geht nur, wenn ich erfahrene Spieler habe, die ihnen helfen. Und wo sind die? Mit Gabor Kiraly hat sich der letzte verabschiedet. Ich sehe keine. Du brauchst Typen. Wir hatten damals einen Thomas Miller. Das war ein echter Typ, wie der Michi Hofmann im Tor. Und Winkler und Pacult sowieso. Als wir aufgestiegen sind, haben sie 18 Tore geschossen. Jeder einzeln! Das ist auch Einstellungssache. Die vermisse ich bei manchen Spielern.



Zum Beispiel?



Wenn ich Yannick Stark sehe: Der ist bester Mittelfeldspieler bei Frankfurt, spielt wie ein Verrückter. Dann kommt er zu Sechzig und was kommt? Nix! Unbegreiflich. Da stimmt was nicht. Und Leonardo erst: Das ist der beste Fußballer der ganzen Mannschaft. Der Trainer ist dafür zuständig, dass er den deutschen Fußball versteht. Wenn es andere Probleme gibt, schicke ich ihn weg. Die Spieler lassen sich alle zu leicht ablenken: Handy im Gesicht, Kopfhörer auf, in die Stadt – alles wichtiger als Fußball.



Im Dezember ist Delegiertenversammlung, mit der erneuten Wahl von Notvorstand Gerhard Mayrhofer soll den Klagen von Löwen-Mitglied Helmut Kirmaier ein Ende bereitet werden. Ihre Meinung?



Das wird auch Zeit! Der Mayrhofer ist im Hintergrund und hat in der heutigen Situation genug zu tun. Fertig. Der braucht keinen Fußballsachverstand, den hatte mein Präsident (Karl-Heinz Wildmoser, Anm. d. Red.) früher ja auch nicht. Für mich macht er alles richtig.



Also ein erster Schritt, damit es bald besser wird?



Den kann man nur auf dem Platz tun. Die Spiele in Berlin und gegen den FSV Frankfurt sind entscheidend für die ganze Runde. Bin ich erfolgreich, wird’s leichter. Wenn nicht, spiele ich um den Abstieg. Bei der Spielweise, die ich gesehen habe, hast Du keine Chance.



Dabei wollten die Löwen doch aufsteigen ...



Darauf können wir lange warten. Vorher treffe ich mich im Sommer mit meinen alten Jungs: Bevor Sechzig erstklassig wird, feiern wir den Aufstieg vor 20 Jahren.

 

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