2:1! Hässlich – und doch so schön!
Die Löwen sind in Düsseldorf haushoch unterlegen, gewinnen aber am Ende mit 2:1. „Das war einer der unverdientesten Siege, die ich je erlebt habe”, sagt Benny Lauth. Der Lohn: vorläufig Platz vier
Düsseldorf Marin Tomasov bekreuzigte sich, küsste seinen Ehering. Das 3:1 in der letzten Aktion des Spiels – dachte Tomasov jedenfalls zunächst. Doch natürlich war der Flügelstürmer meterweit im Abseits gestanden, als er den Ball in der Nachspielzeit ins verwaiste Tor geschoben hatte. Als Tomasov seinen Irrtum bemerkte, winkte er seinen Mitspielern zu und lachte.
Drei Tore für die Löwen wären des Guten dann wohl auch zu viel gewesen an diesem etwas seltsamen Fußball-Abend, an dem 1860 Düsseldorf mit 2:1 besiegte und sich – zumindest für eine Nacht – auf Platz vier der Tabelle vorarbeitete. Aber was war das für ein Spiel gewesen gegen den Absteiger! Düsseldorf war den Löwen vor allem in der ersten Halbzeit in allen Belangen überlegen, die Sechzger hatten Mühe, überhaupt irgendwie auf die immer resoluter werdenden Angriffe und Ballstaffetten der Gegner zu reagieren. Und doch gingen die Löwen als Sieger vom Platz, weil sie ihre zwei einzigen echten Torchancen eiskalt verwandelten. „Das war einer der unverdientesten und hässlichsten Siege, die ich je erlebt habe”, gab auch Benny Lauth zu, der nach zehn Minuten den Stellungsfehler von Tobias Levels eiskalt nutzte und mit einem trockenen Schuss für das 1:0 gesorgt hatte. Das zweite Tor erzielte der für Lauth eingewechselte Tomasov (78.), der auch deswegen seinen kleine Lapsus beim vermeintlichen 3:1 mehr als verschmerzen konnte.
„Das war Schwerstarbeit”, sagte Sportchef Florian Hinterberger. „Ich will nicht sagen, dass der Sieg total unverdient war, aber das Glück heute hat uns bei St. Pauli gefehlt”, sagte Trainer Alexander Schmidt. Tatsächlich dürften sich die Löwen nach dem ersten Saisonspiel, nach dem unverdienten 0:1 in Hamburg, ähnlich gefühlt haben wie die Düsseldorfer am Freitag. Der Beweis, dass sich im Fußball eben doch immer alles irgendwie ausgleicht?
„Morgen interessiert es Gott sei Dank niemanden mehr, wie dieser Sieg zustande gekommen ist”, fügte Lauth an. Was natürlich nur zum Teil richtig ist. Was man den Sechzgern lassen muss in dieser Anfangsphase der Saison, ist die Vehemenz, mit der sie die Spiele gewinnen wollen, wie wenig sie locker lassen – und wie realistisch sie ihre Stärken und Schwächen einschätzen. Die Löwen strahlen einen in der Vergangenheit selten gesehenen optimistischen Realismus aus, gepaart mit großer Willensstärke und einer fast schon beängstigenden Effektivität. Und darum war es vielleicht ein hässlicher Sieg, aber doch so schön. „Wir haben den Löwen zwei einfache Tore zugestanden, die sie im Stile einer Klassemannschaft genutzt haben. Die waren einfach effektiv”, merkte Düsseldorfs Coach Mike Büskens fast schon bewundernd an. Es gibt Mannschaften, die sich genau mit solchen glücklichen und hart erarbeiteten Siege in einen Selbstbewusstseins-Rausch gespielt und schließlich aufgestiegen sind. Frag nach in Braunschweig.
„In Düsseldorf werden nicht viele Mannschaften Punkte holen. Wir haben auf Sieg gespielt, die Art und Weise ist egal. Wir haben verdient gewonnen”, sagte Keeper Gabor Kiraly. Auch Lauth sah schließlich das Positive in der Art und Weise, wie der Sieg zustande gekommen war: „Das ist auch eine Qualität, zweimal so zuzuschlagen. Düsseldorf was fast das ganze Spiel am Drücker. Wir haben jetzt die Chance, zu Hause nachzulegen und uns oben ein bisschen festzusetzen”.