1860: Wolfs Spiel mit dem Risiko

Nach zwei Platzverweisen in vier Spielen redet Sportchef Miki Stevic dem Löwen-Trainer ins Gewissen. Beim Spiel gegen Osnabrück will ihn der Manager nicht schon wieder auf der Tribüne sehen. DFB-Vize-Präsident droht.
von  Abendzeitung
Wenn Uwe Wolf in Rage gerät, kann sein Charme umwerfend sein. Hier erwischt es gerade Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer.
Wenn Uwe Wolf in Rage gerät, kann sein Charme umwerfend sein. Hier erwischt es gerade Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer. © Rauchensteiner/Augenklick

Nach zwei Platzverweisen in vier Spielen redet Sportchef Miki Stevic dem Löwen-Trainer ins Gewissen. Beim Spiel gegen Osnabrück will ihn der Manager nicht schon wieder auf der Tribüne sehen. DFB-Vize-Präsident droht.

MÜNCHEN Eigentlich ist Uwe Wolf ein angenehmer, liebenswerter Mensch – nur eben nicht auf dem Fußballplatz. Schon zu seiner aktiven Zeit: Bei seinem Debüt für den mexikanischen Meister Deportivo Necaxa sah der Löwen-Trainer in seinem ersten Spiel Rot – ohne überhaupt zu spielen. Als Ersatzspieler (!) kickte er den Ball weg, um Zeit zu schinden. „Das würde ich heute wieder so machen“, sagt der 41-Jährige, „man braucht einfach Drecksäcke auf dem Platz."

Doch genau dieses Temperament könnte Wolf möglicherweise beim TSV 1860 zum Verhängnis werden – bei den Blauen steht er am Sonntag in der Allianz Arena gegen Osnabrück (14 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) unter besonderer Beobachtung – nicht nur vom DFB, sondern auch vom eigenen Klub: Flippt der wilde Wolf wieder aus?

4000 Euro Strafe hat er für seinen Platzverweis in Fürth (0:1), seinen zweiten im vierten Spiel, jetzt bezahlen müssen. Eine angemessene Abschreckung für den Löwen-Trainer? DFB-Vize-Präsident Rainer Koch sagte der AZ: „Ich setze jetzt auf die Einsicht von Wolf. Auch wenn ich keinen Einfluss auf das DFB-Sportgerichts habe, ist im Wiederholungsfall mit deutlich härteren Strafen zu rechnen." Mit einer Spielsperre.

Deswegen hat Sportdirektor Miki Stevic seinem Trainer ins Gewissen geredet – und ihn auf seine Vorbildfunktion hingewiesen: „Wir sind uns einig, dass er sich in Zukunft zurückhalten und so benehmen muss, wie es sich für einen Angestellten des TSV 1860 gehört", so Stevic. Eine letzte Warnung des Managers? Stevic: „Ich will aus Uwe keinen Klosterschüler machen, aber er soll sich an die Regeln des DFB halten. Trotzdem soll er immer authentisch bleiben."

So wird das Duell gegen Osnabrück für Wolf zum persönlichen Risikospiel. Schert er wieder aus, ist eine weitere Zusammenarbeit über den Sommer hinaus als Cheftrainer wohl kaum noch vorstellbar. Um das nicht aufs Spiel zu setzen, hat Wolf sich nun einen Aufpasser organisiert: Markus Schroth. „Ich werde Schroth anweisen, dass er auf mich aufpasst und mich zurückhält." Der Hilfs-Co-Trainer wird zu Wolfs persönlichem Sheriff.

Ob der verletzte Löwen-Profi es schafft, ihn auch zu zähmen? Die Besetzung des Schiedsrichters wird Wolf kaum gefallen können: Der DFB schickt in die Allianz Arena einen jungen Mann, der erst sechs Zweitligaspiele gepfiffen hat: Marco Fritz (31) aus Korb. Wie hatte Wolf noch nach der 0:1-Pleite in Fürth gemotzt? „Man müsste die Altersgrenze für Schiedsrichter nach oben setzen. Er kann nicht sein, dass die Schiedsrichter manchmal jünger sind als die jüngsten Spieler auf dem Platz."

Oliver Griss

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.