1860: Wolf in der Lorant-Falle

Trotz des 2:3 in Koblenz macht der Löwen-Trainer Sprüche – und kriegt Kontra von Stevic und Stoffers.
MÜNCHEN Seinen großen Auftritt hatte Uwe Wolf am Ostersonntag nicht im Koblenzer Stadion Oberwerth bei der 2:3-Pleite des TSV 1860, sondern erst hinterher. Der 41-Jährige fuhr nicht mit der Mannschaft im Bus die fünf Stunden zurück an die Grünwalder Straße, sondern mit Pressesprecher Robert Hettich ins Fernsehstudio nach Mainz. Trainer Wolf, nun seit vier Spielen ohne Sieg, war Gast in der SWR-Sportsendung „Flutlicht“. Und machte sich dort, trotz der neuerlichen Niederlage, über sich selbst lustig. „Heute in Koblenz“, sagte er lachend, „war mein größtes Erfolgserlebnis, dass ich den Schlusspfiff auf der Bank erlebt habe“. Hintergrund: Bei seinen ersten beiden Auswärtsspielen als Cheftrainer war er jeweils des Platzes verwiesen worden.
Auf dem Rasen kann Uwe Wolf mittlerweile weniger Erfolg zu vermelden. Nach seiner furiosen Premiere mit Siegen gegen St. Pauli (5:1) und Ingolstadt (3:2) warten die Löwen unter ihm nun bereits seit vier Spielen auf einen Sieg. Die Mannschaft lässt Konturen vermissen. Wolfs Fazit nach dem Koblenz-Spiel: „Ich habe jetzt gesehen, wer durchs Feuer gehen will und wer nicht. Das werde ich intern knallhart ansprechen.“
Auch, dass 1860 immer noch nicht gerettet ist? Die Gefahr, dass 1860 nochmal in die Abstiegszone der Zweiten Liga abrutscht, ist für den Tabellenzehnten, der nur eine Niederlage weniger auf dem Konto hat als der Vorletzte Ingolstadt, trotz sieben Punkten Vorsprung noch nicht ganz gebannt.
Wolf blendet zumindest diesen Teil der Realität weitgehend aus – und spricht vom Aufstieg. „Mein Ziel ist es mit 1860 aufzusteigen – weil Werner Lorant sagte, man ist erst dann ein großer Trainer. In München werde ich mit Lorant verglichen. Ich bin Wolf, aber Lorant war der erfolgreichste Trainer. Er hat in seiner Zeit am besten zu 1860 gepasst – so wie ich jetzt auch. Es ist eine Ehre mit Lorant verglichen zu werden.“
Verhaltensmuster
Wolf in der Lorant-Falle? Tatsächlich ging es bei den Vergleichen um Verhaltensmuster, nicht um Erfolg. Wolf aber stellt sich Lorant, der einst den Durchmarsch von der Bayernliga bis in die Champions-League-Qualifikation schaffte auf eine Stufe – ohne bisher Erfolg vorweisen zu können. Aus sechs Spielen holte Wolf er nur acht Punkte (1,33 pro Spiel) – sagt aber: „Ich würde mich Freude, wenn ich Cheftrainer bleiben dürfte.“
Doch nach AZ-Informationen steht Wolf im Sommer vor dem Aus beim TSV 1860, zumal das Verhältnis zwischen Sportdirektor Miki Stevic und ihm spätestens erste Risse bekommen haben soll, als Wolf letzten Freitag in der Pressekonferenz in Richtung Stevic stichelte: „Man soll fair miteinander umgehen, mit mir und den Spielern, deren Verträge auslaufen.“
Das kam in der Geschäftsstelle nicht gut an. Der Konter von Stevic? „Erst mal müssen die Hausaufgaben gemacht werden. Jeder hatte die Möglichkeit, sich zu zeigen oder noch die restlichen sieben Spiele Zeit, ob seine Zukunft bei 1860 liegt. Und Uwe Wolf ist bis zum Saisonende Trainer – und dann werden wir Entscheidungen treffen im Sinne des Vereins.“ Auch Manfred Stoffers, dem Geschäftsführer, hat der Wolf-Angriff nicht gefallen: „Wir wünschen uns von Wolf auch Fairness. Erst muss mal Leistung gebracht werden.“
Oliver Griss