1860: Wolf, der harte Hund

Der Trainer lässt die Löwen-Profis Schuhe putzen, Bälle aufpumpen und verbietet Kopfhörer im Bus. Stattdessen will er Beckenbauer erklingen lassen
MÜNCHEN Er ist – zumindest vorerst – der neue Löwen-Chef. Aber Uwe Wolf, vormals Assistent des entlassenen Marco Kurz, trägt noch immer die Trainingskluft mit dem Schriftzug „Co“ – für Co-Trainer. „Das mache ich noch diese Woche so aus Respekt vor meinem Freund Marco“, sagt Wolf (41). Er sagt auch, dass er gern bis Saisonende im Amt bliebe. Um sich zu empfehlen, hat er gleich eine ganze Menge geändert.
ARBEITSZEITEN
Wolf sagt: „Haben wir nur einmal Training, bestimme ich, wann die Spieler das Gelände verlassen. Ein normaler Angestellter muss auch acht Stunden in die Arbeit gehen. Die Spieler dürfen nicht vergessen, dass sie den schönsten Beruf der Welt haben. Aber dafür müssen sie auch arbeiten.“
SCHUHE PUTZEN!
„Die Fußballschuhe müssen vor jedem Training geputzt sein“, verfügt Wolf – und ich entscheide, ob sie sauber sind oder nicht. Wenn nicht, dann kostet das was. Der Maurer kann am Abend auch nicht einfach seine Kelle wegwerfen.“
BALLBEHANDLUNG
Wolfs Anordnung: „In jedem Trainingsball müssen 0,9 Bar drin sein, nicht 3,0 oder 0,4. Wir brauchen keine Blunzen. Ich habe die Torhüter beauftragt, sich darum zu kümmern. Die halten schließlich die Bälle immer in der Hand.“
MUSIKVERBOT
Wenn’s im Bus zu den Spielen geht, dürfen die Profis keine Kopfhörer mehr tragen. „Das hat mir bislang nicht gefallen“, sagt Wolf, „künftig wird im Bus auf der Fahrt vom Hotel ins Stadion Musik aus den Bus-Lautsprechern laufen.“ Wolf selbst gibt den DJ: „Wir werden ,Fußball ist unser Leben’, ,Stark wie noch nie’ oder ,Dieser Weg’ von Xavier Naidoo hören.“ Der Klassiker „Fußball ist unser Leben“ war der WM-Song 1974, gesungen von Beckenbauer, Maier, Müller & Co. Wolf: „Das soll den Gemeinschaftssinn fördern.“
PERSONALFÜHRUNG
Wolf gibt sich als Kumpeltyp. „Mit mir kann man Pferde stehlen“, sagt er, gibt aber zugleich den harten Hund: „Auf dem Platz zählt nur die Arbeit. Und wenn einer diesen Weg nicht mitgehen will, habe ich kein Problem, dann sortiere ich ihn aus. Der Fan will Leidenschaft sehen, nicht alle drei Wochen einmal, sondern jeden Spieltag.“ Wolf stellt um, ließ im Übungsspiel etwa Torben Hoffmann in der Innenverteidigung ran statt auf der Außenbahn wie bei Marco Kurz. Das kam gut an bei Hoffmann: „Endlich hat der Trainer gesehen, dass ich ein Verteidiger bin.“ Wolfs Assistent wird übrigens Klaus Koschlik, der bisherige Co-Trainer der Amateure.
SPIELVORBEREITUNG
Seltsam, fast unfassbar: Die Videoanalyse vor dem Heimspiel gegen St. Pauli (Sonntag, 14 Uhr) liefert Wolfs Vorgänger! „Der Marco“, sagt Wolf, „schneidet mir bis Donnerstag noch die wichtigsten Szenen zusammen.“ Oliver Griss