1860: Verlieren – und lernen
„Eine Niederlage, die zum Wachsen des Vereins gehört“: Warum die Löwen das unnötige 1:2in Rostock mit erstaunlicher Fassung tragen– und welche Probleme es nun anzupacken gilt
MÜNCHEN Ja, er war einsichtig. „Das erste Tor“, sagte 1860-Keeper Gabor Kiraly am Sonntag kleinlaut nach der unnötigen 1:2-Pleite in Rostock, „das kann man schon halten. Das war nicht unhaltbar.“ Überhaupt hatte der 33-jährige Ungar nicht seinen besten Tag. Auch beim zweiten Tor gab er sich viel zu unentschlossen. Und dennoch versucht der Keeper, aus diesen Negativ-Erlebnissen neue Motivation fürs Heimspiel gegen den KSC (24. August) zu ziehen.
Zwar sprach Kiraly selbst von einer „Ohrfeige“. Jedoch glaubt er an eine heilsame Wirkung: „Die Klatsche kam zu einem guten Zeitpunkt. Lieber verliere ich am zweiten Spieltag als später. Es ist für uns alle ein Zeichen, was wir noch verbessern können.“
Auch Sportdirektor Miki Stevic ordnet das 1:2 unter der Kategorie Lernprozess ein. „Ich habe noch nie gesehen, dass eine Frau schwanger wird und nach zwei Wochen ein Kind bekommt. Für mich war das eine Niederlage, die zum Wachsen des Vereins gehört. Ich bin überzeugt, dass wir eine gute Qualität haben.“
Und eben einige Dinge, die Probleme machen:
Die Doppel-Belastung: Für Ewald Lienen war’s kein Zufall, dass diejenigen Spieler in Rostock Aussetzer hatten, die während der Woche mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren. Beim 0:1 patzte der Serbe Antonio Rukavina (kam erst am Freitag aus Südaf´rika zurück), beim 1:2 der Georgier Mate Ghvinianidze (war auf Malta). „Die langen Reisen hängen in den Kleidern. Toni ist um die ganze Welt geflogen. Das ist nicht förderlich“, sagt Lienen. Und Stevic ergänzt: „Das ist das Ergebnis der Nati-Tour.“ Besonders Ghvinianidze wirkte verschlafen. „Wir müssen mit ihm reden“, sagt Stevic. Irgendwann will der Manager auch beim 22-Jährigen einen Fortschritt sehen.
Die schwache Bank: Brachten beim 2:0 gegen Koblenz die Einwechselspieler neuen Schwung, so folgte in Rostock nach den Wechseln der Bruch. Die zuvor dominanten Löwen verloren den Faden. Weder Manuel Schäffler, Charilaos Pappas noch Aleksandar Ignjovski überzeugten. „Die Einwechslungen haben nicht den Schwung gebracht, wie wir uns das vorgestellt haben“, stellte auch Stevic fest.
Die System-Probleme:Mit Lienens Konzept können noch nicht alle richtig umgehen, vor allem Jung-Profi Sandro Kaiser geriet in die Kritik des Trainers. „Der Sandro hat heute gewackelt. Er hat in der ersten Hälfte die Seite falsch besetzt. Das war unser Manko“, so Lienen. Doch auch Pappas verstand Lienens Vorgaben nicht.
Kapitän Benny Lauth bleibt allerdings trotz des Rückschlags cool: „Vielleicht waren wir einfach zu gierig.“ Der Ex-Nationalspieler glaubt aber an die große Substanz der Löwen: „Wir spielen doch ganz anders Fußball als im Vorjahr. Wir sind auf dem richtigen Weg – und wir haben auch den richtigen Trainer erwischt.“ Oliver Griss