1860 vergibt Sieg: Keine Schonung

Zwei Tage nach seiner Entlassung aus der Klinik reist Löwen-Präsident Schneider nach Bochum. Doch 1860 strapaziert seine Nerven – und verspielt in letzter Sekunde den Sieg
von  Marco Plein
Löwen-Stürmer Lauth nach seinem Tor in Bochum.
Löwen-Stürmer Lauth nach seinem Tor in Bochum. © dpa

BOCHUM - Wieder hatte er nur kurz nachdenken müssen, wieder hatte er nicht nein sagen können, doch wieder war sein Ausflug ziemlich belastend gewesen. Wie schon im vergangenen Herbst, als Dieter Schneider nach ein paar Tagen im Krankenhaus zum Auswärtsspiel nach St.Pauli gereist war und dort eine herbe Pleite mitansehen musste, flog der 1860-Präsident nun wieder – zwei Tage nach seiner Entlassung aus der Klinik – seinen Löwen hinterher, diesmal zum Spiel nach Bochum. Und wieder galt es für Schneider, der sich eigentlich schonen soll, ein nervenaufreibendes Erlebnis zu verdauen. 1860 spielte 2:2, in der 93. Minute verspielte man den Sieg.

„Ich habe mir von den Ärzten den Flug erlauben lassen, aber Schonung war das leider nicht“, sagte Schneider, der am Mittwoch einen Schwächeanfall erlitten hatte. Doch nachdem Sechzig schon damals in St.Pauli nach einem 2:0 noch 2:4 verloren hatte, war der späte Ausgleich diesmal nicht minder belastend. Der 64-Jährige sagte: „Das Ende war bitter. Aber mir ging es auch darum, den Leuten zu zeigen, dass es mir gut geht.“ Weniger gut erging es den Profis, die Sekunden nach dem Abpfiff und dem Ausgleich durch Bochums Kevin Vogt auf den Boden niedersanken und sich die Hände vor die Gesichter hielten. Eigentlich hatten die blauen Punktesammler, die ja mit ihrem Heimsieg unter der Woche gegen Duisburg das Minimalziel von 50 Zählern erreicht hatten, weiter punkten wollen, um den Bestwert seit dem Abstieg (57 Zähler, 2005) noch zu knacken – doch ein früher Patzer von Keeper Gabor Kiraly machte ihnen gleich einen Strich durch die Rechnung, denn der Ungar ließ einen ungefährlichen Schuss von Bochums Daniel Ginczek nach 18 Minuten durch seine Knie flutschen. Und das, obwohl der Jogginghosentorwart unter der Woche, als er ausnahmsweise mal mit knappen Shorts trainierte, gesagt hatte: „Seht, ich habe auch Beine!“ Beim VfL aber wusste er sie nicht zu nutzen.

Dennoch: 1860 kämpfte sich zurück ins Spiel, glich durch Djordje Rakic nach Vorarbeit von Stefan Aigner aus und ging durch Benny Lauth nach einer Glücksflanke, die sich aus 33 Metern in den Winkel des Bochumer Tors senkte, in Führung – doch die Löwen verspielten wie schon vergangenen Sonntag in Paderborn den Sieg. Was wäre nicht alles drin gewesen für für die Giesinger, hätten sie nicht in den letzten Wochen dermaßen viele Punkte liegengelassen? 1860-Trainer Reiner Maurer sagte nach dem späten Ausgleich: „Nach der englischen Woche haben wir alles in die Waagschale geworfen. Aber wenn man in der 93. Minute 2:1 führt und nur einen Punkt holt, ist das bitter. Ansonsten war unsere Leistung gut. “ Löwen-Profi Dominik Stahl meinte: „So grausam ist Fußball.“ Benny Lauth fand: „Wir hatten einfach Pech. Das Ende war sehr unglücklich.“

Und doch dürfen die Löwen frohen Mutes auf die kommenden Wochen schauen. Zwar müssen sie nach wie vor darauf warten, mit den Stammspielern Necat Aygün, Maximilian Nicu und vielleicht auch Djordje Rakic neue Verträge abzuschließen und neue Spieler sind auch noch nicht in Sicht. Doch der für Investor Hasan Ismaik ausgearbeitete Dreijahresplan gibt 1860 Hoffnung. Nun muss der Jordanier den Plan noch absegnen. Schneider sagte dazu am Sonntag: „Ismaik weiß: Je schneller es geht, desto besser für uns. Wir haben die Möglichkeit, richtig anzugreifen. Die sollten wir nutzen.“

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