1860-Trainer Michael Köllner über seine Quarantäne-Leiden: "Wie moderne Haft"

Erstmals nach seiner Quarantäne trat Michael Köllner am Freitag wieder vor die Presse. Seine Löwen im eigenen Wohnzimmer zu verfolgen war keine positive Erfahrung für den Trainer des TSV 1860. "Im Gefängnis ist es teilweise auch nicht anders", witzelt der Coach über seine Isolation.
von  AZ
Michael Köllner darf am Samstag wieder die Mannschaft des TSV 1860 betreuen.
Michael Köllner darf am Samstag wieder die Mannschaft des TSV 1860 betreuen. © IMAGO / Fotostand

München - Michael Köllner ist wieder da! Am Freitag nahm der Trainer des TSV 1860 erstmals seit seiner Quarantäne, die er wie mehrere seiner Spieler nach dem positiven Corona-Test von Kevin Goden antreten musste, wieder an der Pressekonferenz teil und gewährte einen Einblick in die Zeit während seiner Isolation.

"Es gibt fast keinen Begriff dafür, wie unangenehm das ist: Du sitzt fünf Tage zuhause und dein Radius bewegt sich zwischen Balkon - weil zum Glück das Wetter schön war -, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Esszimmer", sagte er. Auch die ersten Laufrunden nach der Quarantäne hätten ihm durchaus zugesetzt: "Da wurde die Wade dick, weil ich mich ein paar Tage lang nicht viel bewegt habe."

Während Halle-Spiel: Köllner hielt Kontakt zu Videoanalyst

Köllners Fazit nach den Tagen in Isolation: "Das ist wie moderne Haft, wenn du nicht raus darfst. Ich glaube, im Gefängnis ist es teilweise auch nicht anders." Schlimmer als die Quarantäne selbst sei für ihn aber der Umstand gewesen, beim Auswärtsspiel gegen den Halleschen FC am vergangenen Samstag (1:1) nicht dabei sein zu können. Stattdessen musste er das Spiel in den heimischen vier Wänden verfolgen, parallel hielt er via Headset kontakt zum Videoanalysten.

"Ich wünsche keinem, seine eigene Mannschaft am TV anschauen zu müssen. Mit der eigenen Frau ein Spiel anzuschauen, ist auch nicht das Tollste", witzelte Köllner: "Sie weiß auch immer alles besser, da muss ich mich ständig rechtfertigen."

Zu spät geimpft? Kritik an 1860-Trainer Michael Köllner

Deutlich ernster wurde Köllner schließlich, als es um seinen Impfstatus ging. Der Oberpfälzer hatte sich zwar schon impfen lassen, allerdings war die zweiwöchige Wartefrist noch nicht vorüber. Die Tatsache, dass sich der Löwen-Coach vermeintlich erst relativ spät zu einer Impfung entschieden hatte, hatte angesichts seines Vorbildcharakters und seiner Verantwortung gegenüber dem Verein in Fanforen für Diskussionen gesorgt.

Auch Ralf Minge, Sportdirektor des Halleschen FC, übte Kritik. "Fakt ist eins: Unser Trainerteam war am ersten Trainingstag durchgeimpft", sagte Minge bei "MagentaSport": "Ich halte es schon fast für verantwortungslos, dass dieser Impfstatus dort beim Trainer vorherrscht."

1860-Trainer Köllner kritisiert Politik: "In einem Punkt extrem nachlässig"

Köllner bezog diesbezüglich klar Stellung. "Ihr wollt jetzt bestimmt von mir hören, dass ich sage: 'Ihr müsst zum Impfen!' Das finde ich aber nicht", stellte Köllner klar und verwies nachdrücklich darauf, dass es sich hierbei ausschließlich um eine private Angelegenheit handle: "Am Ende geht es um die eigene, persönliche Situation. Wenn ich mich nicht impfen lasse, dann ist es ja nicht so, dass im Zweifel mein Nebenmann stirbt, sondern ich sterbe dann vielleicht."

Hier sieht der Löwen-Coach insbesondere die Politik in der Verantwortung. Diese sei "in einem Punkt extrem nachlässig: Sie muss ihrer Informations- und Aufklärungspflicht nachkommen. Ich finde nicht, dass wir hier in Deutschland umfangreich aufgeklärt werden."

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