1860-Torwart Stefan Ortega über Abstiegskampf: "Es ist frustrierend"
Die Löwen stehen auf dem Relegationsplatz – doch damit will sich der Löwen-Torhüter nicht befassen. "Wir dürfen jetzt keinen Gedanken daran verschwenden", sagt er vor dem Dresden-Spiel.
München - Es ist zum Ausflippen für Stefan Ortega. Regelmäßig hat der Torwart des TSV 1860 nicht viel zu tun. Muss zusehen, wie seine Vorderleute spielen, kombinieren, angreifen, der Ball aber doch nicht reingeht – und sich der verschwenderische Umgang mit besten Chancen gemäß einer uralten Fußballregel rächt.
"Es ist frustrierend und enttäuschend, wenn man sieht, was wir für einen Aufwand betreiben und uns nicht dafür belohnen. Gerade in den letzten beiden Spielen in Kaiserslautern und gegen Braunschweig" (jeweils 0:1, d. Red.), erklärt der 24-Jährige der AZ das, was als Schablone unisono über die letzten Partien des TSV 1860 gelegt werden kann: Vorne klappt’s nicht, hinten gibt’s die Quittung und die Löwen stehen als Verlierer da.
Abstiegskampf Tabuthema
Kein Lohn, keine Tore, keine Punkte. Dafür der Absturz auf Relegationsrang 16. Und in Gedanken schon bei Holstein Kiel? Vor zwei Jahren mussten die Sechzger gegen den damaligen Drittliga-Dritten antreten, das (Dusel-)Ende ist bekannt. "Damals gegen Kiel konnte ich nur zusehen und die Daumen drücken. Aber das ist ohnehin Vergangenheit", sagt Ortega, im Saisonendspurt 2015 hinter Vitus Eicher nur Nummer Zwei. Jetzt erklärt der Stammkeeper: "Wir dürfen jetzt keinen Gedanken daran verschwenden. Wenn wir nach dem 34. Spieltag in die Relegation müssen, müssen wir die Situation annehmen." Bis dahin gilt es, nicht nur das Gedankengut an die zurückliegenden Rettung zu verdrängen, sondern auch an neuerliche "Verlängerung" des Abstiegskampfes – Ortega erklärt das Thema zum Tabu!
Direkter Klassenerhalt als Ziel
Positives Denken oder Realitätsverweigerung? Für zweigleisig planende Bosse, die Fans und die AZ lohnt sich der Blick über das Tabellenende hinaus jedenfalls, denn dort lauert ein alter Bekannter: Kiel (58 Punkte) liegt drei Spieltage vor Saisonende in Liga drei auf Rang zwei, Stand jetzt wäre VfR Aalen (56) Löwen-Gegner. Auch der 1. FC Magdeburg (56), Regensburg (54), der VfL Osnabrück (53), der VfL Zwickau (52) oder Sonnenhof Großaspach (50) sind nicht gänzlich unwahrscheinliche Kontrahenten.
Doch zuvor heißen Sechzigs Hürden Dynamo Dresden, VfL Bochum und 1. FC Heidenheim – drei Teams, für die es in der Tabelle um nichts mehr geht. Ortega optimistisch: "Wir haben jetzt noch drei Spiele. Die Möglichkeit auf den direkten Klassenerhalt ist sehr gut, wenn wir unsere Hausaufgaben machen. Wir versuchen alles, was in unserer Macht steht, um es direkt zu schaffen."
"Wir stehen das nur gemeinsam durch"
Einer, der zuletzt mit aller Macht ins Tor treffen wollte, ist Urlöwe Stefan Aigner. Durch gleich drei, vier vergebene Möglichkeiten gegen Braunschweig steht er sinnbildlich für die miserable Chancenverwertung der Sechzger, die eine schnelle Rettung aus dem Tabellenkeller verhinderte. Dennoch gibt’s vom Chancen-Vereitler keine Rüge an den Chancentod: "Wir gewinnen und verlieren zusammen. Aiges köpft den Torwart ja nicht absichtlich an oder schießt am Tor vorbei. Er ist derjenige, der sich selbst am meisten ärgert." Ortega weiß: "Wir stehen das nur gemeinsam durch. Wenn er uns am Freitag zum Sieg schießt, freuen wir uns genauso mit ihm, wie wir jetzt hinter ihm stehen."
Gegen Dresden gelte nicht nur für Aigner, sondern auch für Ortegas restliche Vordermänner: "Die Chancen besser nutzen – oder auch mal aus keiner Chance ein Tor machen." Wie, ist dem Keeper vollkommen egal – er will sich nur nicht die Haare raufen, bis die Gedanken an Relegation oder Abstieg unvermeidlich werden.
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