1860: Streit um Darlehen und Transfererlöse

Löwen-Investor Ismaik und 1860 München sind sich nicht einig, wie Stars des Vereins finanziert werden sollen.
von  Filippo Cataldo
Der Statthalter des Investors Hamada Iraki.
Der Statthalter des Investors Hamada Iraki. © Rauchensteiner

MÜNCHEN Man sollte sich nicht wundern, wenn irgendwann Dissertationen geschrieben werden über das Geschäftsgeflecht beim TSV 1860. Seit dem Anteilsverkauf an Hasan Ismaik hat die ausgegliederte Profiabteilung als einziger Klub in Deutschland zwei Eigentümer: Einen Verein und eine international agierende Private-Equity-Gesellschaft, für die vor einigen Jahren der Begriff „Heuschrecke” erfunden wurde.

Und auch wenn Löwen-Investor Hasan Ismaik kein Interesse daran zu haben scheint, seine Beteiligung an 1860 so schnell wie möglich gewinnbringend wieder zu verkaufen, ist er naturgemäß auf eine Rendite aus. Und genau darum geht es beim derzeitigen Konflikt zwischen Verein und Investorenseite.

Darlehensmodell: Ismaik möchte der KGaA am liebsten Darlehen gewähren, um neue Stars zu kaufen. Er würde quasi seiner eigenen Gesellschaft sein eigenes Geld leihen. Die Zinsen müsste die KGaA aus dem laufenden Geschäftsbetrieb bestreiten – oder neue Darlehen aufnehmen. Entschulden könnte der Klub sich durch sportlichen Erfolg und eine dadurch bedingte Erhöhung des Umsatzes. Ein turbokapitalistisches System, das etwa auch Dietmar Hopp bei der TSG Hoffenheim praktiziert. 1860-Präsident Dieter Schneider will dieses Modell nicht. "Da wären wir in kürzester Zeit verschuldeter als je zuvor“, sagte er, auch das „Insolvenzrecht würde uns wieder einholen.“ Da strapazierte Schneider die Fakten freilich etwas: Solange Ismaik zahlen und so den Umsatz der Gesellschaft erhöhen würde, könnte die Verschuldung theoretisch bis in pervers anmutende Dimensionen ansteigen, ehe die Gefahr einer bilanziellen Überschuldung vorläge. Reale Insolvenzgefahr würde dagegen drohen, sollte Ismaik aussteigen und sich kein Käufer für die dann wieder hochverschuldeten Anteile finden lassen. Wobei auch dann vor allem der Jordanier sein Geld verlieren würde. Den Stammverein selbst würde eine Insolvenz der KGaA übrigens nicht mehr treffen, die Profilizenz wäre aber futsch. 1860 wäre am selben Punkt angelangt wie im Mai. Bei der Delegiertenversammlung stellte Schneider klar, dass es ein solches Darlehensmodell mit ihm nicht geben werde.


Beteiligung an Transfererlösen: Diese Lösung bevorzugt der Verein. Ismaik würde an künftigen Erlösen am Weiterverkauf der neuen Spieler partizipieren – aber auch das unternehmerische Risiko tragen, dass Spieler sich nicht entwickeln. Mit der LSV hatte 1860 bereits vor dem Anteilsverkauf so ein Modell. Was Schneider am Montag verschwieg: Auch bei der LSV wurden die Einlagen der Investoren zusätzlich zu den Gewinnausschüttungen regulär verzinst. Ismaik wird mindestens das auch jetzt verlangen. Zudem droht die Gefahr, dass 1860 wieder zum Durchlauferhitzer für junge Talente wird. Wenn der Investor eine Rendite haben möchte, müssten laufend Spieler billig eingekauft (etwa aus der eigenen Jugend) und möglichst teuer verkauft werden. Der Talente-Ausverkauf könnte, freilich zu besseren Bedingungen als in den letzten Jahren, weitergehen.


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