1860: Stilsicher weiter!

1860 besiegt den Viertligisten Berliner AK glanzlos aber souverän mit 3:0 und rächen einen Ex-Kollegen. „Das sollte uns Aufwind für die Liga geben“, hofft Geschäftsführer Schäfer
von  Marco Plein

Berlin - Es war auf einmal ziemlich viel infrage gestellt worden beim TSV 1860 in den letzten Tagen. Über das Spielsystem von Trainer Reiner Maurer hatte es plötzlich Diskussionen gegeben, dazu wurden die Sommer-Neulinge hinterfragt. Doch zumindest Letzteres muss bei den Löwen nach Dienstagabend nicht mehr besprochen werden. Beim letztlich souveränen 3:0 in der zweiten Pokalrunde beim Berliner AK traf am Ende sogar Stürmer Ismael Blanco. Der Argentinier setzte den Schlusspunkt nach zwei blitzsauberen Treffern des ebenfalls im Sommer gekauften Moritz Stoppelkamp. „Wir haben bewiesen, dass es Unfug war, unsere Neuen infrage zu stellen“, sagte Geschäftsführer Robert Schäfer auf Anfrage.

Freilich war den Löwen nach zuletzt nur einem von möglichen neun Punkten in der Liga auch beim gefürchteten Pokal-Schreck die fehlende Sicherheit anzumerken. Der Zweitligist spielte alles andere als glanzvoll beim Viertligisten. Aber die Löwen ließen den Sensationssieger der ersten Runde (4:0 gegen Hoffenheim) zu fast keiner Torchance kommen. „Die Berliner haben das Niveau unserer zweiten Mannschaft. Das haben wir bewiesen. Es gab keinen Grund, vor diesem Spiel Panik zu haben. Diese plötzliche Hysterie bei einigen Fans war unbegründet. Wir haben die Sache sehr solide gelöst. Das sollte uns Aufwind für die Liga geben“, sagte Schäfer.

Die Sechzger dürfen sich nun über rund eine halbe Million Euro Freude für das Erreichen des Achtelfinales, in der Woche vor Weihnachten steigen dann die nächsten Pokalpartien. So weit war Trainer Reiner Maurer mit 1860 in seiner zweiten Amtsphase noch nie gekommen.

Von diesem Erfolgserlebnis wünschen sie sich nun ein wenig Rückenwind für das Heimspiel am Samstag gegen St. Pauli. „Wir hätten uns böse blamieren können“, sagte Sportchef Florian Hinterberger, „aber wir haben den BAK ernst genommen. Für uns ist es jetzt ein Erfolg, dass wir im Winter noch dabei sind.“

Den Löwen hatte es ganz und gar nicht gefallen, dass die Berliner nach der Auslosung enttäuscht auf den Gegner 1860 reagiert und dann in den vergangenen Tagen einige forsche Töne von sich gegeben hatten. Manager Erdogan Dogan hatte etwa behauptet, die Chancen stünden 51 zu 49 für den BAK, Schäfer sagte dazu nach dem Spiel: „Wir haben nicht nur einen Leistungsunterschied, sondern auch einen Stilunterschied bewiesen. Die Berliner hatten sich ganz schön aufgeplustert. Dafür kam dann doch recht wenig im Spiel.“ Und so gaben die Löwen den Berlinern auch eine Lektion in Sachen Stil.

Dennoch: Völlig problemlos verlief der Abend dann aber doch nicht für 1860. Wegen von Legionellen verseuchten Wasserrohren durften sich die Spieler im Berliner Jahnstadion weder die Hände waschen noch duschen. Trinken war ebenfalls tabu – nicht mal aufs Klo durften sie gehen. Die Löwen fuhren also gleich nach dem Abpfiff heim ins Hotel zum Duschen.
„Es war extrem wichtig, das 1:0 zu machen. Wenn im Pokal der scheinbar schwache Gegner ein Tor macht, wird es eng“, sagte Maurer. Außerdem hatten die Löwen ja noch ein kleines Ziel erreicht: Für ihren mit Hoffenheim in der ersten Runde in Berlin so fürchterlich unterlegenen Ex-Stürmer Kevin Volland haben sie sich nun wie erhofft revanchiert. Volland genoss den 1860-Sieg am Fernseher und schrieb vorher bei Facebook: „Ich hoffe, die Löwen schießen den BAK raus.“ Der Wunsch wurde ihm erfüllt.

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