Jahrelang pflegten die Löwen ihre Lust am Untergang. Jeder Malaise zum Trotz (Absturz ins Niemandsland der 2. Liga, Führungschaos, Stadionstreit) bewahrten sich die Sechzger ihre besondere Identität: als aufrechte Alternative zum großkopferten
FC Bayern. Selbst die drohende Insolvenz beraubte sie nicht ihrer Ehre. Es war der Blues, der sie zusammenhielt: Einmal Löwe, immer Löwe. Wirkliche Perspektiven gab es nicht, größere Beachtung außerhalb Münchens fanden sie selten.
Das ist nun anders. „Rettet die Löwen!“ Als die AZ im April für den Erhalt des Traditionsklubs trommelte, war nicht zu ahnen, dass bald ein jordanischer Geschäftsmann seine Millionen bereitstellen sollte. Das Interesse der Öffentlichkeit und das Klinkenputzen der 1860-Sanierer Schneider und Schäfer hat die Löwen am Leben gehalten. Dass nun erstmals ein Araber in den deutschen Fußball investiert, ist eine Riesenchance – für die ganze Liga.
Hasan Ismaik ist kein Scheich und kein Phantast. Er will Einfluss und Macht, doch er hält sich an die (50+1)-Regeln, die besagen, dass die Mehrheit der Klubanteile in Vereinshand bleiben muss. Langfristig will er mit 1860 in der Bundesliga Geld verdienen – und weitere Geschäfte ankurbeln. So blicken alle Augen auf Giesing: Gelingt es, einen Investor zu gewinnen und doch nicht die Identität zu verkaufen, steht 1860 erstmals Modell im modernen Fußball. Es werden spannende Zeiten für die Löwen. Und das ist gut so. Den Blues, den haben sie lange genug gehabt.