1860 Sportchef Thomas Eichin über die Zukunft von Trainer Kosta Runjaic
München - Die Bilanz der letzten vier Spiele liest sich grausig: 0:2, 0:2, 1:3, 1:2 – am Freitag bezogen die Löwen wie gegen Hannover, Würzburg und Düsseldorf zuvor auch beim VfB Stuttgart eine Pleite. Andere Trainer wären angesichts des nervösen Umfelds der Löwen schon in hohem Bogen rausgeflogen. Für Coach Kosta Runjaic war die Auswärtsfahrt zu den Schwaben, so komisch es sich anhören mag, ein Erfolgserlebnis.
Nach zuletzt drei erschreckend schwachen Partien haben die Runjaic-Recken etwas Entscheidendes verändert: das Auftreten. „Wir haben nach den zwei frühen Gegentreffern Charakter gezeigt“, urteilte Runjaic. „Ich muss der Mannschaft ein großes Lob zollen, das war okay“, erklärte auch 1860-Sportchef Thomas Eichin trotz der Tatsache, dass Kaiserslautern die Löwen mit einem Dreier am Montag gegen Bochum auf Relegationsrang 16 schießen kann.
Eichin wusste aber: „Wir wollen mal nicht zu viel loben, denn wir haben keine Punkte und gehen wieder mit leeren Händen nach Hause.“ Nach sechs Spielen ohne Sieg kam der Geschäftsführer nicht ohne die Frage davon, ob man weiter an Runjaic festhalte. „Ich habe es schon fünf Mal gesagt: Ich beantworte grundsätzlich keine Fragen zum Trainer. Spekuliert doch, wie ihr wollt. Das Entscheidende ist, wie ich mit Kosta umgehe“, erklärte Eichin genervt und schob eine utopische Zeitangabe hinterher: „Ich brauche nicht dauernd zu beantworten, wie lange er noch auf der Bank sitzt. Ob bis 2022, bis 2023.“
Lesen Sie auch: Nach 1860-Pleite - Das sagt Eichin über "scharfe" Löwen
Eichin dementiert Kontakt zu Breitenreiter
Nicht ganz unwichtig im 1860-Kosmos ist auch, was Investor Hasan Ismaik denkt. Und der hat, siehe Facebook, eine „Trotzreaktion“ gesehen. Das Gerücht, Eichin hätte bereits mit Ex-Schalke-Trainer André Breitenreiter gesprochen, bestritt er vehement: „Wenn ich höre, dass irgendeiner erzählt, ich hätte mit Breitenreiter gesprochen – darüber muss ich gar nicht argumentieren. Das finde ich unmöglich.“
Eichin weiß, dass gewichtige Gründe für die Krise Stefan Aigner, Ivica Olic, Lucas Ribamar, Filip Stojkovic und Co. heißen: Wegen der Verletzungsmisere brechen seit Wochen Leistungsträger weg. Kein Wunder, dass sich der Umbruch schwieriger gestaltet. Wenn die Qualität fehlt, muss aber die Basis stimmen: Mentalität, Wille, Kampfgeist.
In dieser Hinsicht hat jene Elf, die Runjaic auf den Rasen geschickt hatte, ein klares Bekenntnis abgelegt. Pro Runjaic. Dass es dennoch nicht reichte, hat mehrere Gründe: Zunächst setzten die Löwen ihre Patzer-Serie fort. Beim 0:1 vertändelte Daylon Claasen den Ball (Eichin: „In so einer Situation müssen doch die Alarmglocken schrillen“), beim 0:2 verlor Jan Mauersberger das Kopfballduell (Eichin: „Da muss er konsequenter am Mann sein“), bevor erneut Claasen patzte und VfB-Torjäger Terodde traf.
Lesen Sie hier: Dieses Löwen-Trio ist zurück im Training
Andrade beweist Startelf-Tauglichkeit
Außerdem wurde den Sechzgern ein möglicher Punkt durch den aberkannten, aber regulären Treffer von Nico Karger versagt. Runjaic muss nun vor den Duellen mit Würzburg (Di., Pokal) und Aue (Fr., Liga) zusehen, dass die richtige Mentalität, gepaart mit der Benennung des richtigen Personals, auch die richtigen Ergebnisse liefert.
Hätte der gestrichene Spielmacher Michael Liendl helfen können? Möglich. Hat Victor Andrade nun endlich den Beweis für seine Startelf-Tauglichkeit erbracht? Ja, so Eichin. Ewig darf sich die Pleitenserie der Sechzger nicht fortsetzen, sonst helfen Runjaics Motivationskünste auch nicht mehr.