1860 schickt Rösler auf Kur
MÜNCHEN - "Er kommt erst wieder zurück, wenn er in einem Zustand ist, der uns auch weiterhilft."
Er war im Winter geholt worden, um beim TSV 1860 Verantwortung und eine Führungsrolle zu übernehmen. Mit seiner Erfahrung sollte der 31-Jährige ein Vorbild für die jungen Spieler sein. Doch nichts davon trat ein: Sascha Rösler sucht bis heute seine Form. Jetzt zieht die sportliche Leitung Konsequenzen und schickt den vermeintlichen Hoffnungsträger nach nur neun Zweitliga-Einsätzen auf Kur. „Wir haben ihn rausgenommen", bestätigte Trainer Uwe Wolf am Donnerstag, „wir stehen in der Verantwortung, dem Spieler zu helfen, dass er wieder diese Leistung abrufen kann, die er in Aachen oder Gladbach gezeigt hat."
Der TSV 1860 hat seinen Problem-Kicker („Bei mir liegt's nicht am Gewicht") aus dem Kader genommen und an einen geheimen Ort geschickt, sein Vertrauensarzt soll ihn dort betreuen. Rösler fehlt damit auch im Heimspiel gegen den 1.FC Kaiserslautern am Montag (20.15 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de). Er kann den Löwen also womöglich nicht mehr helfen im Abstiegskampf der Zweiten Liga. Trainer Wolf meint: „Sascha wird jetzt aufgebaut - das kann man sich wie bei einem Hausbau vorstellen. Wir brauchen erst das Fundament."
Eine späte Erkenntnis beim TSV 1860, denn Rösler kam schon mit auffällig überzähligen Pfunden an die Grünwalder Straße. Bei der sportärztlichen Untersuchung war sein Bäuchlein nicht zu übersehen. Verpflichtet wurde der Oberschwabe dennoch. Rösler, bereits 2002 bei den Löwen kläglich gescheitert, schlich meist besorgniserregend träge über den Rasen, so dass ihn die Löwen-Fans schon nach kurzer Zeit ins Visier der Kritik genommen haben.
Unfit? Motivationslos? Oder einfach nur leer im Kopf? „Ich habe kein Übergewicht“, versicherte Rösler vor einigen Wochen der AZ, „ich bin leichter als zu Gladbacher Zeiten, als wir aufgestiegen sind. Es ist nur ein Kopfproblem.“ Rösler hat es nicht überwunden, dass ihn Trainer Hans Meyer im Herbst in Gladbach aussortierte. Das nagt offensichtlich am Selbstvertrauen des Mittelfeldspielers. „Ich war vom Kopf raus aus dem Fußballgeschäft, hatte keine Ziele mehr“, bestätigte Rösler damals der AZ, „ich habe mich daheim vergraben, war depressiv, unaustehlich. Ich lag fassungslos im Bett und wusste nicht mehr weiter. Das war wie ein schlimmer Traum.“ Ein Traum, aus dem ihn nun ein Arzt erwecken soll. Was Rösler selbst von der Maßnahme hält? Für die AZ war er gestern nicht zu erreichen.
Tatsächlich könnte der Blondschopf beim 2:3 in Koblenz, als er zehn Minuten vor dem Ende eingewechselt wurde, seinen letzten Saison-Einsatz absolviert haben. Wolf jedenfalls sagt: „Sascha kommt erst wieder zurück, wenn er in einem Zustand ist, der uns weiterhilft. Das kann acht Tage, 14 Tage - oder auch drei Wochen dauern."Oliver Griss