1860-Präsident Cassalette und Investor Ismaik beziehen Stellung

Der TSV 1860 fordert per Mitteilung Unterstützung für Ismaik, appelliert an Fans und Verantwortliche – doch einiges bleibt unkonkret. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Löwen-Schreiben.
von  M. Eicher
Äußern sich zu den Vorgängen rund um den Verein: Präsident Peter Cassalette und Investor Hasan Ismaik.
Äußern sich zu den Vorgängen rund um den Verein: Präsident Peter Cassalette und Investor Hasan Ismaik. © Rauchensteiner/Augenklick

Der TSV 1860 fordert per Mitteilung Unterstützung für Ismaik, appelliert an Fans und Verantwortliche – doch einiges bleibt unkonkret. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Löwen-Schreiben.

München - Schön, wenn man sich über den Ausgang einer Begegnung keine Gedanken mehr machen muss. "Wir werden gewinnen", erklärte Horst Heldt, neuer Sportdirektor von Hannover 96, vor dem Wiedersehen mit dem TSV 1860 am Samstag (13 Uhr). Es folgten ein Seitenhieb und ein frommer Wunsch.

Die Verhältnisse mit Investor Hasan Ismaik finde er "befremdlich und nicht akzeptabel, wenn sich das alles bewahrheitet", so der frühere Löwe (1995 bis 1999) über die "Jubel-Affäre" bei Sechzigs 1:2 gegen den FC St. Pauli.

Und: Sollte man am Samstag "in der 91. Minute ein Tor schießen, dann dürfen sie jubeln", schickte Heldt hinterher.

Die Giesinger schickten am Donnerstag auch etwas: eine kryptische Pressemitteilung mit der Überschrift "1860 vereinen – zam hoitn", in der Präsident Peter Cassalette erklärte: "Wir alle sind von diversen Nebenkriegsschauplätzen genervt. Wir lassen uns nicht ablenken, sondern werden unsere Kräfte bündeln."

Das ist die Botschaft der Sechzger

Sechzigs Weg: "Der TSV 1860 hat einen Weg eingeschlagen, um den Klub mittelfristig auf das Niveau zurückzuführen, das sich Mitglieder und Fans sowie Mitarbeiter und Verantwortliche für die Löwen wünschen", ist dem Schreiben zu entnehmen. Wie der Weg aussieht? Unklar. "Top-Trainer" Vitor Pereira, eine "qualitativ verstärkte Mannschaft" und Bald-Geschäftsführer Ian Ayre nannte Cassalette auf AZ-Nachfrage. Ismaik sei auch ein fester Bestandteil: "Wir – und damit spreche ich nicht nur für den e.V., sondern für all die Mitglieder und Fans, die diesen Weg unterstützen – stehen zu Hasan Ismaik." Der habe nur einen Wunsch – der da (in dreifacher Ausprägung) wäre: "sportlicher Erfolg, finanzielle Gesundung und Einigkeit der riesigen Löwen-Familie."

Appell an alle Wegbegleiter: Professionalisierung mit neuen Plätzen und verstärktem Geheimtraining hier, restriktive Medienpolitik und eingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit dort – über die neue Gangart auf dem blauen Weg wurde zuletzt hitzig diskutiert. Cassalette nennt in dem Schreiben nicht näher spezifizierte "Personen und Gruppen, die versuchen, uns davon abzubringen". Und appelliert an alle Sechzger, "seine persönlichen Interessen ein Stück weit zurückzunehmen."

Anteilskauf: Wie die Süddeutsche Zeitung im Januar berichtete, strebe Ismaik einen weiteren Anteilserwerb an. Am 29. Dezember hatte eine außerordentliche Hauptversammlung nicht nur (zu) tiefe Einblicke ins Handelsregister über die Ablöse einzelner Spieler hervorgebracht, sondern auch Ismaiks Dürsten nach mehr Macht. Nachdem die Ultra-Gruppierung "Münchner Löwen"" per Spruchband kürzlich klar gegen eine weitere Übernahme demonstriert hatte, wolle Ismaik nun "selbstverständlich akzeptieren", dass man sich in einer Mitgliederversammlung schon im Januar 2016 mit 99 Prozent klar dagegen ausgesprochen habe.

Stadionfrage: Beim neuen Löwen-Käfig warte man auf "grünes Licht von der Stadt". Der Stand nach AZ-Informationen: Das Grundstück am Messegelände in Riem ist zu klein. Cassalette: "Im Moment warten wir im Hinblick auf den Standort auf Rückmeldung von der Stadt."

Die Pressemitteilung im Wortlaut:

Der TSV 1860 München hat einen Weg eingeschlagen, um den Klub mittelfristig auf das Niveau zurückzuführen, dass (sic!) sich Mitglieder und Fans sowie Mitarbeiter und Verantwortliche für die Löwen wünschen.

"Dazu waren und sind einschneidende Veränderungen notwendig. Ermöglicht werden sie durch unseren Gesellschafter Hasan Ismaik", erklärt Peter Cassalette und bekennt sich: "Wir – und damit spreche ich nicht nur für den e.V., sondern für all die Mitglieder und Fans, die diesen Weg unterstützen – stehen zu Hasan Ismaik."

Der Löwen-Präsident weiß: "Im Hinblick auf den TSV 1860 hat er nur einen Wunsch: Das ist sportlicher Erfolg, finanzielle Gesundung und Einigkeit der riesigen Löwen- Familie. Auch wenn es dabei Rückschläge geben kann, vereint alle Sechzger genau dieses Ziel. Einen ersten wichtigen Schritt dahin haben wir geschafft. Und dafür lohnt es sich, gemeinsam weiterzukämpfen. Wir alle sind von diversen Nebenkriegsschauplätzen genervt. Es gibt nach wie vor Personen und Gruppen, die versuchen, uns davon abzubringen. Das werden wir nicht zulassen. Wir lassen uns nicht ablenken, sondern werden unsere Kräfte bündeln, um die entscheidenden Dinge zusammen voranzutreiben. Dabei appellieren wir an jeden einzelnen im Umfeld unseres Klubs, seine persönlichen Interessen ein Stück weit zurückzunehmen."

Hasan Ismaik trägt diesen Kurs nicht nur durch seine Zusage mit, den Klub finanziell wieder auf eigene Beine stellen zu wollen: "Es geht nicht um mein Investment." In diesem Zusammenhang möchte der Aufsichtsratsvorsitzende der KGaA noch einmal klarstellen, das im Rahmen der bestehenden Bedingungen in der Bundesliga zu tun: "Ich habe nicht vor, die 50+1-Regel anzufechten, wie in der Vergangenheit schon mehrmals betont. Unsere Mitglieder haben im Januar 2016 mit einer Mehrheit von 99 Prozent darüber entschieden, dass der Verein keine weiteren Anteile verkauft. Das akzeptiere ich selbstverständlich."

Denn Hasan Ismaik fühlt sich als Mitglied der Löwen-Familie und möchte als solches erfolgreich sein, die Farben Weiß-Blau endlich wieder mit Stolz tragen können und in einem eigenen Stadion zu Hause sein: "Auch an diesem Thema arbeiten wir nach wie vor. Derzeit warten wir auf grünes Licht von der Stadt. Damit liegt eine echte Herausforderung vor uns, das ist mir bewusst und deshalb appelliere ich an alle Löwen – auch hierbei brauchen wir eure Unterstützung, auch hierbei ist unsere Einigkeit entscheidend. Ich glaube fest daran: Wenn die gesamte Löwen-Familie zusammenhält, ist sie unschlagbar. Wir können all das erreichen."

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