1860: Partykiller in Weiß-Blau
Die Löwen wollen dem Club am Sonntag die Aufstiegsfete verderben – damit die Arena auch nächste Saison voll wird
MÜNCHEN Natürlich interessiert’s ihn. Ewald Lienen schnappt sich das Info-Blatt mit den Details über den 1. FC Nürnberg, das die Presseabteilung des TSV 1860 am Freitag im Mediencontainer an der Grünwalder Straße ausgelegt hat. „Der Club hat eine Riesen-Rückrunde gespielt“, sagt der 1860-Trainer nachdem er die Statistik studiert hat, „die sind seit 862 Minuten ohne Gegentor zu Hause.“
Doch nicht nur diese Serie wollen die Löwen, zuletzt zehn Mal ohne Sieg, am Sonntag im ausverkauften Frankenstadion (14 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) beenden. Die Löwen wollen den Franken die Aufstiegsparty vermasseln. Sie wollen die Partykiller in Weiß-Blau sein. „Mir wär’s lieber“, sagt Benny Lauth zur AZ, „wenn die Nürnberger auch das nächste Jahr noch in der Zweiten Liga spielen würden. Das würde uns eine volle Allianz Arena garantieren. Deswegen ist es unser Ziel, die Nürnberger zu ärgern.“ Und dass der FCN die beste Heimmannschaft der Liga (seit 13 Spielen ungeschlagen) ist, kümmert auch Lienen wenig: „Wir wollen einen versöhnlichen Saison-Ausklang. Es wäre schön, wenn wir mit einem Erfolgserlebnis die Saison abschließen könnten.“
Stolpern die Franken über 1860, müssten sie als Zweitliga-Dritter in die Relegation. Nur bei einem Sieg und einer gleichzeitigen Pleite der Mainzer gegen Oberhausen, würden die Nürnberger direkt aufsteigen. Daran glauben in der Frankenmetropole nur noch die wenigsten. Eine Aufstiegsfeier ist offiziell nicht geplant. „Mainz wird sich den zweiten Platz nicht mehr nehmen lassen“, glaubt FCN-Star Daniel Gygax. Deswegen haben die Club-Profis den geplanten Mallorca-Ausflug an den Ballermann bereits storniert.
Bei 1860 haben sie unterdessen Terminprobleme anderer Art. „Ich bin nicht glücklich darüber“, sagt Lienen, „dass wir nach einer anstrengenden Saison noch zwei Freundschaftsspiele haben.“ Am Dienstag geht’s nach Dingolfing und am Donnerstag nach Aschau in die Provinz. „Natürlich muss man auch die Sponsoren verstehen“, sagt Lienen, „aber das war zu kurz gedacht.“ Zumal der neue Löwen-Trainer nicht weiß, wer ihm dann zur Verfügung steht. „Es ist nicht so leicht“, sagt Lienen, „eine Mannschaft zusammen zu bekommen.“ Sicher nicht dabei: Fabian Johnson, der sich am Montag zur EM-Vorbereitung der U21-Nationalmannschaft verabschiedet, die Bender-Zwillinge und Michael Schick (Klinik-Aufenthalt nach schwerer Virus-Erkrankung).
Eine Abschieds-Fete haben die Löwen übrigens – anders als in den Vorjahren – nicht geplant. „Wir haben nichts zu feiern“, sagt Lienen. Oliver Griss