1860: Necat Aygün ist wieder da

MÜNCHEN - Er stand vor zehn Jahren bei den Löwen schon im Erstligakader, jetzt ist er einfach nur froh, im Zweitligateam mittrainieren zu dürfen: Necat Aygün. Aktuell ist der Innenverteidiger zwar vereinslos, doch er versucht, Trainer Reiner Maurer von sich zu überzeugen. An seinem ersten Tag sprach die AZ mit ihm.
Bei den Löwen trainiert seit Dienstag ein alter Bekannter mit, Necat Aygün. Der 30-Jährige war früher schon als D-Jugendlicher zum TSV 1860 gekommen und saß später in der Ersten Liga mehrfach auf der Bank; eingewechselt wurde er jedoch nie. 2001 ging er für ein Jahr zu Besiktas Istanbul, spielte dort unter Christoph Daum. Nach seiner Rückkehr lief er für Unterhaching auf, wo er Löwen-Sportdirektor Miki Stevic kennenlernte. Nach Stationen in Duisburg, Ingolstadt und Sandhausen und einem langen Rückenleiden will der Innenverteidiger nun die Sechzger von sich überzeugen – zumal der TSV auf seiner Position noch dünn besetzt ist.
„Wir werden ihn genau beobachten“, sagt Trainer Reiner Maurer. „Er hat einen sehr guten Charakter und bringt fußballerisch viel Qualität mit. Vielleicht kommt er auch als Führungsspieler für die U23 infrage. Wir werden sehen.“ Am Samstag, beim ersten Test der Löwen in Friedrichshofen, könnte der gebürtige Münchner eine Halbzeit spielen. An seinem ersten Trainingstag, der mit einem Laktattest begann, sprach die AZ mit Necat Aygün.
Herr Aygün, Sie waren lange verletzt. Was war genau passiert?
Das ist keine schöne Geschichte. Angefangen hat es schon vor ein paar Jahren. Ich bekam plötzlich höllische Rückenschmerzen. Das Problem daran war, dass alles mehrfach von verschiedenen Ärzten untersucht wurde, es gab aber nie eine genaue Diagnose. Es wurde immer wieder mit Spritzen probiert, das war eine Qual. Als ich in Ingolstadt gespielt habe, musste ich ein halbes Jahr aussetzen.
Wie erging es Ihnen dabei?
Es war extrem beunruhigend, ich habe mir in der Zeit sehr viele Gedanken gemacht und mich manchmal hilflos gefühlt. Es wurde dann irgendwann so langsam besser, auch wenn es nie eine Operation gab. Zuletzt in Sandhausen konnte ich dann wieder regelmäßig spielen. Das gibt mir Hoffnung.
Sie standen in der Saison 2000/2001 unter Werner Lorant im Erstligakader. Woran ist es damals gescheitert, dass Sie als junger Profi nicht zum Einsatz kamen?
So genau kann ich das gar nicht sagen, wir waren damals auf meiner Position gut besetzt. Es hat einfach nicht gepasst, sodass ich mich leider nie in Spielen zeigen konnte. Vielleicht hätte ich mich nicht dazu überreden lassen sollen, für ein Jahr zu Besiktas Istanbul ausgeliehen zu werden. Dort habe ich nur 14 Spiele gemacht, es war trotzdem eine tolle Erfahrung. Aber danach hatte ich bei 1860 keine Chance mehr. Naja, hinterher ist man immer schlauer.
Wie ist es dazu gekommen, dass sie jetzt beim TSV 1860 wieder mittrainieren?
Ich habe 2004/2005 in Unterhaching mit Miki Stevic gespielt und kenne ihn daher. Er hat mich vor ein paar Tagen angerufen und gefragt, ob ich hier die Saisonvorbereitung mitmachen will. Ich habe mich darüber riesig gefreut und gesagt: ,Wenn ich darf, sehr gerne‘.
Kennen Sie denn noch Spieler von früher?
Ja, mit Benni Lauth habe ich in der Jugend zusammengespielt. Als ich dann zu den Profis gehörte, war Bernhard Winkler im Sturm. Viele der neuen Spieler kenne ich vom Sehen. Aber man lernt sich ja schnell kennen. Das ist unter Fußballern kein Problem.
Was erhoffen Sie sich von der Vorbereitungszeit bei den Löwen?
Zuerst einmal ist es für einen Fußballer ganz wichtig, eine Saisonvorbereitung komplett mitzumachen. Wenn man fit ist, hat man auch für andere Vereine einen viel höheren Wert. Ich will mich hier reinhängen und dann einfach schauen, was sich ergibt. Ich will nicht zu viel erwarten, das wäre der falsche Weg.
Haben Sie denn noch Alternativen?
Es gibt zwei Angebote von ausländischen Erstligisten. Aber das ist nicht so einfach. Ich wohne in Daglfing und fühle mich hier auch sehr wohl. Meine Frau Patricia ist zum ersten Mal schwanger, im November bekommen wir einen Jungen. Da kann ich jetzt nicht ohne weiteres wechseln, das müsste wohlüberlegt sein. Ich muss auch Rücksicht auf sie nehmen, auch wenn sie natürlich mitkommen würde. Wir warten ab und lassen einfach alles auf uns zukommen.
Interview: Marco Plein