1860: Mit Glück und Gabor

Dass die Löwen mit dem 1:0 in Paderborn in die zweite Pokalrunde eingezogen sind, haben sie vor allem ihrem neuen Torwart zu verdanken. Jetzt freut sich Kiraly über sein Länderspiel-Comeback
von  Abendzeitung
Freut sich auf sein Länderspiel-Comeback: Gabor Kiraly.
Freut sich auf sein Länderspiel-Comeback: Gabor Kiraly. © sampics/Augenklick

Dass die Löwen mit dem 1:0 in Paderborn in die zweite Pokalrunde eingezogen sind, haben sie vor allem ihrem neuen Torwart zu verdanken. Jetzt freut sich Kiraly über sein Länderspiel-Comeback

MÜNCHEN Petar Radenkovic, der Meistertorwart von 1966, rief am Sonntag in der AZ-Sportredaktion an: „Was habe ich Euch gesagt? Dieser Kiraly – der ist eine Wucht. Wenn ihr mich fragt: Das ist derzeit der beste Torwart in Deutschland. Besser als Neuer oder Adler.“

Dabei ist Radenkovic einer, der sonst sehr kritisch das Geschehen bei 1860 beäugt und nicht so schnell in Euphorie ausbricht. Doch der Super-Einstand von Gabor Kiraly beim 1:0 der Löwen im DFB-Pokal in Paderborn ließ den 75-Jährigen schwärmen. Zwar hatte Radenkovic Kiralys Helden-Taten nicht live im Stadion gesehen, doch auch die Fernsehaufzeichnung reichte ihm für dieses Urteil. „Endlich haben wir wieder einen Torwart, der Klasse hat“, freut sich Radi über den neuen „König“ – das bedeutet Kiraly übersetzt.

Gleich mehrmals verhinderte der neue 1860-Schlussmann den Ausgleich. Seine beste Rettungstat war der Reflex, mit dem er einen Kopfball von Zedi (59.) aus dem linken Winkel fischte. „Das war auch ein Grund“, so Trainer Ewald Lienen, „warum wir Gabor geholt haben. Wir hatten heute viel Glück und Gabor.“

Der 33-jährige Ungar, der vor der Saison ablösefrei von der Ersatzbank von Bayer Leverkusen verpflichtet worden ist, geht ganz bescheiden um mit seinem Traum-Einstand. „Das war doch nichts Besonderes“, meinte er am Sonntag, „das war eine normale Leistung.“ Nicht schlecht für einen, der mehr als ein Jahr auf der Ersatzbank saß.

Kiraly will noch besser werden. Sein Nationalelf-Comeback soll ihm dabei helfen. Drei Jahre nach seinem 70. und vorerst letztem Länderspiel hat Kiraly eine Einladung seines Landes bekommen – für das Testländerspiel am 12. August gegen Rumänien. „Eigentlich hatte ich mich mit der Fan-Rolle abgefunden“, sagt die Nr. 1 des TSV 1860, „jetzt muss ich umdenken, dass ich wieder dazu gehöre.“

Erwin Koeman, früherer Weltklasse-Verteidiger des FC Barcelona und inzwischen Nationaltrainer Ungarns, sah Kiralys Helden-Taten in Paderborn auf der Tribüne und könnte durchaus zur Erkenntnis gekommen sein, dass Kiraly in seinen besten Jahren ihm noch helfen kann in der WM-Qualifikation, in der die Ungarn (13 Punkte) in Gruppe 1 hinter Dänemark (16) momentan Zweiter sind.

Ansprüche will Kiraly nicht stellen auf dem Weg zurück ins Nationaltor: „Egal ob Putzfrau, Zeugwart oder dritter Torwart“, sagt er, „ich habe keine Bedingungen. Meinem Land zu dienen, ist das Größte, eine spezielle Sache.“ Und ehrlicherweise sind die Reinigungs- und Zeugwartsjobs auch schon vergeben.

Lienen sieht Kiralys Länderspiel-Comeback mit gemischten Gefühlen. „Natürlich nimmt die Nationalmannschaft Konzentration weg, wenn du unter der Woche in den Flieger einsteigst“, sagt der 1860-Trainer, „andererseits ist es das Ziel jedes Spielers, in die Nationalelfzu kommen.“ Oliver Griss

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