1860: Lombardischer Holperstart

Das Dreitages-Trainingslager der Löwen in Brescia beginnt mit Pannen: Der Flug hat reichlich Verspätung, der Rasenplatz am Hotel kein Fluchtlicht – und den Trainer stört ein Schnarcher
COCCAGLIO Eigentlich war alles angerichtet. Alexander Schmidt und sein Trainerstab des TSV 1860 waren bereits am späten Montagabend im 9000-Seelendorf Coccaglio in der Nähe von Brescia eingetroffen. Mit dabei im Bus auch die beiden Youngster Sebastian Maier und Vitus Eicher – die beim Gepäckschleppen halfen. Am Dienstagmittag gegen 13.30 Uhr sollte dann der restliche Löwentross eintreffen in der Lombardei, um 15.30 Uhr hatte Schmidt die erste Trainingseinheit im sonnigen Süden einberaumt.
Dann dann kam den Löwen – mal wieder – der Winter in die Quere. Der Schnee in München, wegen dem sie ja erst auf die Idee gekommen waren, mal eben für drei Tage ein rund 15000 Euro teures Kurztrainingslager in Italien einzulegen, verhinderte den Abflug der Mannschaft in München. Erst mit einer Verspätung von etwa 90 Minuten hob die Maschine ab. Innenverteidiger Necat Aygün fand's gar nicht witzig, schrieb auf Facebook: „Seit über zwei Stunden im Flieger in München. Keine Ahnung, wann wir ankommen. Ich glaube: gar nicht."
Das auf den Abend verschobene Training (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen) konnte auch nicht wie geplant auf dem Rasenplatz direkt am Mannschaftshotel „Touring” stattfinden, weil es dort kein Flutlicht gibt. Also ging's rüber auf den Kunstrasenplatz.
Doch trotz des holprigen Beginns der Italien-Reise, zeigte sich Schmidt angetan von den Bedingungen in Coccaglio. Mit der AZ sprach der italophile Coach vor dem Mittagessen über:
Die Stimmung im 1860-Umfeld: „Manchmal wünsche ich mir, dass alles ein bisschen positiver gesehen wird. Wir müssen doch sehen, wo wir angefangen haben. Mit zehn Punkten Rückstand auf Platz drei. Jetzt sind wir bei sechs Zählern. Auch wenn nicht alles optimal lief. Und sechs Punkte lassen sich schnell mal aufholen im Fußball. Jetzt müssen wir dranbleiben und dürfen nicht immer negativ denken.”
Das Hotel Touring: „Da haben wir genau die richtige Wahl getroffen. Es ist ein Hotel der kurzen Wege. Von ihren Zimmern müssen die Spieler nur eine Treppe runterlaufen, dann stehen sie schon auf dem Trainingsplatz. Gleich nebendran befinden sich der moderne Kabinentrakt, die Essensräume und der Wellnessbereich. Hier könnte man auch im Sommer herkommen. Das Hotel selbst war eine Empfehlung von einem Bekannten.”
Die erste Nacht: „So wirklich gut geschlafen habe ich nicht. Das lag vor allem an meinem Zimmerpartner und Trainerkollegen Denis Bushuev, weil der so laut geschnarcht hat. Irgendwann hab ich's nicht mehr ausgehalten und bin in ein anderes Zimmer umgezogen. Bei so etwas bin ich empfindlich.”
Seine Beziehung zu Italien: „Es ist immer wieder schön, in dieses Land zurückzukehren. Ich habe hier in den 90ern eine tolle Zeit gehabt. An so kleinen Städtchen wie Coccaglio liebe ich, dass einen jeder grüßt, dass man sich mit jedem unterhalten kann. Wir werden mit den Jungs sicher mal in einige Geschäfte gehen. Den Dolmetscher spiele ich dann gerne. Italienisch ist für mich wie eine Muttersprache.
Die Trainingsbedingungen in Coccaglio: „Der Platz ist morgens schon noch ein bisschen hart, mittags wird's dann aber besser. Wir haben alles richtig gemacht, dass wir hierher gefahren sind. Natürlich sind die Platzverhältnisse auch hier nicht perfekt. Aber sie sind ganz sicher besser als in München.”
Die Tage in Coccaglio: „Es sind fünf Trainingseinheiten bis Donnerstag geplant. Danach fahren wir alle mit dem Bus zurück. Ansonsten sollen die Jungs auch mal was anderes sehen als den Ball. Wir hatten zunächst einen Besuch bei einer Weinkellnerei geplant. Das haben wir aber verworfen, weil die Jungs doch nicht so die Weintrinker sind als Profisportler.