1860: Lienens Sechs-Siege-Plan
Nach dem 3:0 gegen Rostock will der Trainer mit seinen Löwen doch noch ins Aufstiegsrennen eingreifen. Kapitän Lauth: „Uns bleibt jetzt nichts anderes übrig, als den Rückstand aufzuholen“
MÜNCHEN Miki Stevic hat den freien Sonntag so richtig genossen. Der 1860-Sportdirektor hatte sogar Zeit, sich eineinhalb Stunden im Wald auszutoben – in Turnschuhen und Jogginganzug. „Ich brauch das, um mal abzuschalten“, sagte der 40-Jährige. Und um klare Gedanken zu fassen. Denn auf seiner Standard-Route – von Grünwald aus durch die Isar-Auen – lässt sich der serbische Ex-Profi stets all jene Dinge durch den Kopf gehen, die ihn beschäftigen. Diesmal habe er sich gefragt, warum es bei den Löwen erst jetzt so gut läuft – und ob es doch noch eine realistische Chance gibt, passend zum 150. Vereinsjubiläum aufzusteigen? Nach seinem Lauf sagte Stevic fast philosophisch: „Wer kein Ziel hat, findet auch nicht den Weg.“
Zwar haben die Löwen am Freitagabend mit dem – spielerisch keineswegs berauschenden – 3:0 gegen Hansa Rostock (Tore: Benny Lauth, Stefan Aigner und Rostocks Schöneberg per Eigentor) vorgelegt, doch die Ernüchterung kam schnell. Tabellenführer Kaiserslautern mit Ex-Löwen-Trainer Marco Kurz hat 14 Punkte Vorsprung auf die Löwen, der Zweitplatzierte St. Pauli immerhin noch 13. Komfortable Polster.
Das weiß auch Kapitän Benny Lauth – deswegen spekuliert der 28-jährige Ex-Nationalspieler nicht mehr auf die direkten Aufstiegsränge, sondern auf den derzeit vom acht Punkte enteilten FC Augsburg besetzten Relegationsplatz. „Lautern und St. Pauli sind schon zu weit weg“, vermutet Lauth, „aber Platz drei behalte ich schon noch im Blick.“ Was natürlich auch für Geschäftsführer Manfred Stoffers gilt. Er schrieb zu seinem Vorwort fürs Stadion-Magazin einen beachtenswerten Zusatz: „PS: Damit ich nicht vergesse zu erwähnen: Ob nah oder fern – der Aufstieg bleibt unser Ziel.“ Löwen-Träume.
Besonders ärgerlich findet Lauth, dass der TSV 1860, der nun bereits seit sieben Spielen in der Zweiten Liga unbesiegt ist, Punkte leichtfertig und völlig unnötig abgegeben hat. Wie beim 0:0 in Ahlen, wie beim desaströsen 2:3 gegen den FSV Frankfurt – oder zuletzt dem unnötigen 2:2 in Koblenz. „Wir haben viel liegengelassen“, ärgert sich Lauth, „uns bleibt jetzt nichts anderes übrig, als den Rückstand wieder aufzuholen. Ich hasse nichts mehr, als in der Zweiten Liga im Mittelfeld rumzugurken.“ Deswegen fordert Lauth: „Wir dürfen uns jetzt nicht mehr viele schlechte Spiele erlauben, wir wollen uns jetzt Schritt für Schritt nach vorne arbeiten.“
Wie das klappen könnte, verriet nun Trainer Lienen: „Wir haben jetzt 26 Punkte. Die nächsten sechs Spiele sind gegen Mannschaften, die alle mit uns im Mittelfeld stehen. Wenn wir noch nach oben wollen, dann müssen wir uns genau gegen die durchsetzen.“ Erster Beweistermin: Am Sonntag in Karlsruhe (13.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de).
Ob danach weitergeträumt werden darf bei den Löwen? Dass die Möglichkeit durchaus besteht, nach einer verkorksten Vorrunde nochmal ganz oben mitzuspielen, beweist die Saison 2004/2005: Der TSV 1860 startete damals eine Serie von 16 Spielen ohne Niederlage, wurde am Ende unter Trainer Reiner Maurer allerdings hinter Köln, Duisburg und Eintracht Frankfurt nur undankbarer Vierter. Ein bisschen höher müsste es diesmal schon gehen.
Oliver Griss