1860-Legende Werner Lorant wird 75 - Pacult gratuliert in der AZ: "I trink’ a Bierle auf dich"

München - Dreitausenddreihundertsechsundneunzig Tage - ebenso voluminös wie diese Verweildauer ausgeschrieben wirkt, sind auch die weiß-blauen Verdienste des Mannes, der es so lange an der Grünwalder Straße 114 ausgehalten hat und der am Dienstag seinen 75. Geburtstag feiert.
Die Rede ist von Löwen-Legende und Kult-Coach Werner Lorant. In 363 Pflichtspielen fuhr er 146 Siege, 93 Remis und 124 Niederlagen mit dem TSV 1860 ein und sah 584:528 Tore - regional, national, international. Zahlen und Fakten eines Giesinger Mythos'.
TSV 1860 mit Lorant vom Amateurfußball bis hin zur Champions-League-Qualifikation
Der Mann mit der grauen Mähne ist bis heute das Gesicht der glorreichen weiß-blauen Zeiten der jüngeren Vereinshistorie. Unvergessen, wie er nach seinem Amtsantritt im Sommer 1992 im Gespann mit Präsident und Patriarch Karl-Heinz Wildmoser den TSV aus dem Amateurfußball direkt mit zwei Aufstiegen in Folge wieder in die Bundesliga führte. Durchmarsch! Nicht nur das: Auf den Klassenerhalt folgten UI-Cup, Uefa-Pokal, Champions-League-Qualifikation.
Emotional vielleicht am wichtigsten: die ersten Derby-Siege über den großen FC Bayern nach 22 Jahren des Wartens. Wobei bei Letzterem das ja nicht zu 100 Prozent stimmt, schließlich musste ihn sein damaliger Co-Trainer Peter Pacult (siehe unten) beim ersten der beiden Derby-Triumphe in der Saison 1999/2000 vertreten. Lorant war gesperrt worden, da er beim Auswärtsspiel in Leverkusen rund einen Monat zuvor Linienrichter (heute würde man Schiedsrichter-Assistent sagen) Thomas Frank beleidigt haben soll. Ein typischer Lorant.
Lorant wird 2001 nach Klatsche gegen den FC Bayern entlassen
Am 18. Oktober 2001 endete die gemeinsame Geschichte von Lorant und Sechzig - nach einem 1:5 gegen den FC Bayern entluden sich die angestauten Spannungen zwischen dem Trainer und Präsident Wildmoser in Form der Entlassung des Kult-Coaches. Nicht wenige sehen in diesem Ereignis den Wendepunkt des weiß-blauen Weges, seitdem ging es für die Löwen nur noch abwärts. Zu seinem 70. Geburtstag sagte Lorant der AZ: "Ich glaube: 1860 in der Bundesliga erlebe ich nicht mehr. Muss ich eben auch 100 werden, wie meine Mutter - dann hätte Sechzig zumindest ein bisschen mehr Zeit."
Fünf Jahre später sieht es nicht viel besser aus, erst am Samstag schied 1860 gegen Bayernligist FC Pipinsried aus dem Landespokal aus (0:1). Hätte Lorant im Dachauer Hinterland auf der Bank gesessen und nicht sein x-ter Nachfolger Maurizio Jacobacci, die Folgen für das Team wären vorgezeichnet. Sein Credo: "Wer am Samstag nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle, der kann ja am Sonntag noch laufen." Hätten sicher einige Fans befürwortet.
1860-Legende Werner Lorant nimmt kein Blatt vor den Mund
Eckig, grantig, leidenschaftlich - und stets ehrlich. Lorant nahm und nimmt kein Blatt vor den Mund. Echte Typen voller Einsatzbereitschaft wollte er haben in seinem Team. Gejammer konnte er nicht ausstehen. "Ich wechsle nur aus, wenn sich einer ein Bein bricht" oder "Die Spieler sollen rennen und das Maul halten" waren nur einige seiner legendären Sprüche. Werner Beinhart eben.
Erst vor Kurzem hatte Lorant seinen Löwen einen Besuch auf Giesings Höhen abgestattet, sah die 0:1-Pleite gegen Jahn Regensburg. Geht es nach dem Willen des Löwen-Kosmos, dürfen gerne noch viele hinzukommen - bestenfalls nochmal bei einer Aufstiegsfeier. . .
Pacult gratuliert via AZ: "I trink’ a Bierle auf dich"
Mein lieber Werner, ich wünsche alles Gute und an schönen 75er – und noch gesunde 25 Jahre, denn es weiß ja jeder, dass du gerne 100 werden willst! Recht herzlichen Dank, dass du mir bei Sechzig damals zu meinem zweiten Frühling verholfen hast, als ich mit 34 Jahren gekommen bin und nicht jeder mehr einen Pfifferling auf mich gesetzt hätte – dann sind wir durchmarschiert bis in die Bundesliga, als erster Amateurverein. Du bist einfach Kult bei den Löwen, ein absolutes Unikat. Du hast dem Verein so viel Gutes getan: Du hast Sechzig Derbysiege gegen den FC Bayern geschenkt – auch wenn du unseren Derbysieg gegen die Roten damals verpasst hast und recht narrisch auf mich als deinen Vertreter warst, weil ich den Gerald Vanenburg ausgewechselt habe, weil er keinen Schritt mehr laufen konnte und auf dem Zahnfleisch gegangen ist (lacht). Du hast für Sechzig die Tür zur Champions League aufgemacht, leider sind wir damals nicht durchgegangen. Aber die Erinnerungen bleiben. In diesem Sinne: I trink’ a Bierle auf dich, wie du es früher immer nach dem Spiel gemacht hast. Prost!