1860: Lars Bender will "endlich Klarheit"
Der Mittelfeldspieler findet die Debatte um seine Zukunft „belastend“ und hofft auf eine Einigung mit Löwen-Manager Miroslav Stevic.
MÜNCHEN Lars Bender ist nicht begeistert von den Spekulationen um seine Zukunft. Dass dem 1860-Talent von der spanischen Tageszeitung „Marca“ sogar ein gemeinsamer Wechsel mit Zwillingsbruder Sven zu Real Madrid angedichtet wurde, hält er für problematisch. „Ich bedauere es sehr“, sagt der U20-Nationalspieler, „dass jede Woche eine neues Gerücht aufkommt“.
Die Initiative allerdings ging zunächst mal von seiner Kölner Agentur um Manfred Schulte aus: Die Firma „Pro Soccer“ hatte im Herbst 2008, zweieinhalb Jahre vor Vertragsende, einem „Schnupper-Treffen“ Benders mit Bayer Leverkusen zugestimmt. Bender hatte sich dafür die Genehmigung vom damaligen Sportdirektor Stefan Reuter geholt.
Nun aber, nachdem 1860-Sportdirektor Miroslav Stevic öffentlich den vorzeitigen Verkauf Benders im kommenden Sommer verkündet hat, spürt Bender, dass die Debatte ihm schadet. Der 19-Jährige, beim 1:1 am Freitag gegen den FSV Frankfurt wegen einen Oberschenkel-Verhärtung nicht dabei, fühlt sich unwohl. „Das ganze Theater ist eine Belastung für mich“, sagt er der AZ. „Das ist natürlich im Hinterkopf – auch wenn ich versuche, es zu verdrängen.“ Bender fordert nun: „Ich will endlich Klarheit, was der Verein mit mir vor hat. Man sollte eine Einigung finden.“
Für die nächsten Tage ist ein Treffen zwischen Lars Bender und Sportdirektor Stevic angesetzt. Wird da der Abschied des Super-Talents, das 2010 dank einer Vertragsklausel für festgeschriebene zwei Millionen Euro den Verein verlassen könnte, besiegelt? Inzwischen interessiert sich die halbe Bundesliga für Bender. Neben Leverkusen und Bremen hat nun auch Aufsteiger Hoffenheim sein Interesse am U19-Europameister bekundet. Und es gibt Anfragen aus dem Ausland.
Bender im Transfer-Blickfeld: Wird er am Ende schwach und wechselt den Verein, so wie Stevic es beabsichtigt? „Eigentlich wollte ich auch nächste Saison für 1860 spielen“, sagte Bender der AZ, „aber jetzt“, also nachdem der Manager an die Öffentlichkeit ging, „müssen wir uns zusammensetzen, was das Beste für den Verein ist.“ Benders Zusatz: „Außerdem weiß ich ja nicht, was nächste Saison bei 1860 los ist, wer Trainer ist. Für mich ist es momentan schwierig.“
Vor allem, weil jene Klausel, die Bender bei der letzten Vertragsverlängerung dem damaligen Sportdirektor Stefan Reuter abrang, nun für beide Seiten ein Problem darstellt. 1860 glaubt, in diesem Sommer eine wesentlich höhere Ablöse erzielen zu können als die für 2010 festgeschriebenen zwei Millionen. An der Grünwalder Straße spekulieren sie auf bis zu vier Millionen Euro Ablöseeinnahme. Deshalb will Stevic nun handeln und für Bender den besten Preis erzielen.
„Manchmal ist man halt auch in Not, zu verkaufen“ sagt Stevic, dessen Vorgänger Reuter im Winter erst Timo Gebhart zum VfB Stuttgart ziehen ließ. Schon vor Gebhart und jetzt womöglich Bender musste 1860 immer wieder sein Tafelsilber verkaufen und die besten Talente abgeben. „Das machen Bremen oder Gladbach jedes Jahr so“, rechtfertigt sich Stevic. „Die müssen auch immer wieder ihre besten Spieler abgeben. Verkaufen gehört zum Geschäft.“
Stevic macht den Benders ein Gegen-Angebot: „Wenn Lars will, verlängern wir sofort seinen und auch Svens Vertrag. Aber ohne Klausel.“ Ob die Benders dies akzeptieren können?
Oliver Griss