1860: Kochen mit Lienen

Die AZ erklärt das neue Erfolgsrezept – und wieso Fans gegen Koblenz sogar noch draußen blieben
MÜNCHEN 1860-Ikone Petar Radenkovic (75) ist ein eher seltener Gast am Trainingsgelände. Doch am Montag zog es den ehemaligen Weltklasse-Torwart doch mal an die Grünwalder Straße. Radi war guter Laune. Der Erste, dem er nach dem glanzvollen 2:0-Startsieg gegen Koblenz gratulieren wollte, war Ewald Lienen. Radi nahm den Trainer liebevoll in den Arm, klopfte ihm auf die Schulter.
„Wir haben die letzten fünf Jahre keinen Trainer gehabt. Kurz, Wolf und wie sie alle hießen, die kannst du vergessen“, meinte der Ex-Torwart. „Lienen ist der erste Trainer seit Werner Lorant, der’s kann. Endlich bewegt sich wieder was bei 1860.“
Dieses Lob mag eigenwillig sein. Tatsächlich aber hat Lienen ja noch mehr davon bekommen. Etwa von Sportdirektor Miki Stevic. Der hatte nach dem Sieg über Koblenz gesagt: „Das hat geschmeckt. Jetzt müssen wir dieses Rezept lange beibehalten.“ Wie also kocht Lienen? Die AZ erklärt seine Zutaten.
Die Achse: Gabor Kiraly im Tor, Radi Felhi als Abwehrchef, Florin Lovin als Abfangjäger in der Zentrale, dazu Benny & Kenny (Lauth und Cooper) im 1860-Angriff. Eine ordentliche Mischung. Stevic schwärmt: „Jetzt haben wir eine Achse – und vorne sogar eine auf zwei Rädern.“
Spielkultur: „Wir haben endlich mal Fußball gespielt“, lobte Lienen. Anders als in den Vorjahren, als der TSV 1860 die Fans mit teilweise eher destruktiver Spielweise enttäuscht und viele Heimspiele verloren hat. Radenkovic: „Jedes Jahr haben wir zittern müssen, dass wir absteigen. Jetzt aber spüre ich, dass es nach oben geht.“
Kenny & Benny: Das neue Sturmdoppel der Blauen. Hier der bewegliche Sturm-Tank Cooper (1,92 Meter), dort der schnelle Lauth (1,79 Meter), der sich vielleicht seltener auffällig, aber wirksam in Szene setzt. Gegen Koblenz haben beide getroffen. Torwart Gabor Kiraly lobte: „Die beiden im Sturm – das passt einfach. Kenny hatte einen überragenden Einstand.“
Die Reserve: Wenn 1860 neuerdings auswechselt wie gegen Koblenz (Ignjovski, Pappas und Schäffler kamen rein), gibt’s keinen spürbaren Substanzverlust mehr. Kapitän Lauth hat das registriert: „Wenn wir auswechseln, dann werden wir nicht schwächer, sondern stärker. Das kann am Ende ein großes Plus sein.“
Die Begeisterung: Nach dem Koblenz-Triumph ging Lienen in die Kurve zu den Fans und feierte mit ihnen. „Das war ein Dankeschön“, sagte der Trainer, „das ist für mich Teamwork.“ 25800 kamen nach Fröttmaning – und es hätte einige mehr sein können. Offenbar hatte es vor dem Anpfiff Ärger gegeben. AZ-Leser Stephan Dockhorn: „Ich wollte die Löwen unbedingt sehen“, sagte er, „aber die Kassenhäuschen waren völlig unterbesetzt. Mit mir sind rund 500 Fans einfach wieder nach Hause. Das war eine Blamage.“ Manfred Stoffers entschuldigt sich, zur AZ sagte der Geschäftsführer: „Mir tut das leid. Aber innerhalb der letzten Stunde vor Spielbeginn haben wir 7000 Tickets verkauft, das ist weit mehr, als die Kapazität zulässt. Hinzu kam noch das große Unglück, dass der Zentral-Computer der Arena-Kassen genau anderthalb Stunden vor Spielbeginn abgestürzt ist. Leider ist die Arena ist nicht für das Tages-Ticket-Geschäft gebaut.“Oliver Griss