1860: Keine Lust auf Platz acht
MÜNCHEN - Eigentlich wollten die Löwen mit zwei Siegen in Serie zum Derby nach Augsburg reisen. Doch die maue Vorstellung beim 0:0 gegen Aue machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Nun droht das Positivgefühl vom Wochenstart wieder zu kippen.
Reiner Maurer gab sich beste Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Also rief er am Donnerstagmittag, als er vom Trainingsplatz kam, erst mal kräftig "Hallo" und setzte sich gemütlich auf der Terrasse des Löwen-Stüberls nieder und begann, über das schwache 0:0 gegen Aue vom Vorabend zu reden.
In seiner Hand hielt er dabei ein gemaltes Bild eines Fans, das einen gefräßigen Löwen zeigt, der zu einem Weißbier und einer Brezn genüsslich einen Datschiburger (gemeint ist ein Augsburger) verzehrt. "Das soll uns Mut machen", sagte Maurer, der mit seiner Mannschaft nach "zwei unnötigerweise liegen gelassenen Punkten" am Sonntag (13.30 Uhr) im Derby vor einer schweren Aufgabe steht.
Zumal der selbsterklärte Aufstiegskandidat FC Augsburg nach seinem guten Start mit drei Siegen in Folge zuletzt auch etwas schwächelte, nur einen Zähler aus zwei Spielen holte und sich gegen die Löwen keinen weiteren Patzer erlauben will. "Wir wissen, dass uns in Augsburg eine ganz andere Qualität erwartet. Gegen Aue mussten wir gegen eine kompakte Defensive spielen. Diesmal wird es wieder mehr Platz geben, da Augsburg nach vorne spielen wird, um uns unter Druck zu setzen."
Zu Beginn der Woche hatte man an der Grünwalder Straße mit besten Kräften versucht, so etwas wie Aufbruchsstimmung zu entfachen. Der Auswärtserfolg von Düsseldorf war auf die intakte Moral der Sechzger zurückgeführt worden, zudem hatte Geschäftsführer Robert Niemann vom Zuwachs im Sponsoren- und Business-Ticket-Bereich geschwärmt. Doch nach dem 0:0 gegen Aue, bei dem nur bedingt Selbstvertrauen und Dringlichkeit zu spüren waren, müssen sich die Löwen mühen, die drohende Berg- und Talfahrt zu vermeiden.
"Es kann nicht unser Ziel sein, abwechselnd zu gewinnen und zu verlieren", hatte Maurer vor wenigen Tagen schon gesagt - und nun gilt es, genau diesem Schreckensbild aus dem Wege zu gehen. "Auf Platz acht hat hier keiner Lust", bestätigt Stürmer Djordje Rakic, dem zwar gegen Aue so gut wie nichts gelang, dessen Fehlleistung aber mit einer Art Übermotivation zu erklären wäre. Immerhin.
Und weil aus dem Aue-Spiel so gut wie nichts positives zu erkennen war, durfte sich Maurer wenigstens über eine Nachricht seines am Mittwoch wegen einer Oberschenkelzerrung aussetzen Kapitäns Daniel Bierofka Freude. Der 31-Jährige hatte sich gleich am frühen Donnerstagmorgen bei einem Chiropraktiker einen verrutschten Wirbel einrenken lassen, sprach hinterher mit seinem Trainer, und der erklärte kurz darauf: "Biero ist einsatzfähig."
Marco Plein