1860: „Ich schicke Benny nicht mehr durch jedes Feuer“

Ewald Lienen gibt sich lernfähig – und seinem zuweilen launigen Kapitän einen Sonderstatus. Der Fall Lauth zeigt, dass der 55-jährige Trainer bei 1860 selbst noch in der Entwicklung ist
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Benjamin Lauth: Augsburg soll Interesse am 29-jährigen Löwen-Stürmer zeigen
Rauchensteiner/Augenklick Benjamin Lauth: Augsburg soll Interesse am 29-jährigen Löwen-Stürmer zeigen

Ewald Lienen gibt sich lernfähig – und seinem zuweilen launigen Kapitän einen Sonderstatus. Der Fall Lauth zeigt, dass der 55-jährige Trainer bei 1860 selbst noch in der Entwicklung ist

MÜNCHEN Es ist ja nicht so, dass Ewald Lienen mit seinen 55 Jahren ein unerfahrener Trainer wäre – doch es scheint ganz so, als habe der Ex-Profi musste nach seinem Griechenland-Abenteuer erst zum TSV 1860 in die Zweite Liga kommen müssen, um zu lernen, dass Fußball-Profis unterschiedlich behandelt werden müssen. Das Parade-Beispiel: Benny Lauth, der launige Löwen-Kapitän.

Nachdem Lienen lange über Lauths Formkrise rätselte, ihn beim 1:3 in St. Pauli sogar auf die Bank setzte, hat der 1860-Trainer jetzt eine Weg gefunden, den erfolgreichsten Torschützen des Zweitligisten (vier Saisontreffer) zu führen – an der langen Leine. „Wenn wir lang und intensiv trainieren, ist das nichts für ihn“, berichtet Lienen vor dem Auswärtsduell beim FSV Frankfurt (Samstag, 13 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de), „dann nehme ich ihn lieber raus. Ich schicke Benny nicht mehr durch jedes Feuer. Er ist ein Sprintertyp. Wir probieren bei ihm nun Dinge aus, damit er nicht mehr an die Schmerzgrenze muss.“

Für Lienen ist das eine neue Erfahrung – er lernt durch den Fall Lauth, dass er Profis unterschiedlich behandeln muss, um sie zu kitzeln. „Lienen zeigt damit“, sagt Sportdirektor Miki Stevic zur AZ, „dass er lernfähig und selbstkritisch ist. Das hat er ja schon im DFB-Pokal gegen Hertha bewiesen.“ Damals hatte Lienen nach dem dramatischen 6:3-Triumph im Elfmeterschießen sich hinterher selbst in Frage gestellt und seine eigenen Auswechslungen kritisiert: „Wenn wir heute verloren hätten, hätte es nur einen Schuldigen gegeben: Mich!“

Seine Ehrlichkeit bringt Lienen Sympathien, nicht nur bei den Fans. Für Stevic ist die Offenheit des Trainers ein normaler Vorgang, weil auch er weiß: Auch ein Trainer braucht seine Eingewöhnungsphase. „Auch ein Trainer muss die Chance bekommen, sich zu akklimatisieren“, sagt Stevic, „das ist wie bei den Spielern. Die müssen sich an den Trainer gewöhnen, andersrum ist es nicht anders. Aber jetzt haben wir alle die richtige Formel gefunden.“

Was Lauth zugute kommt. Der 28-Jährige bekommt durch Lienens Wandel noch mehr Freiheiten als früher. Sein Star dankt es ihm – wie beim 3:1 gegen Duisburg, als der Ex-Nationalspieler sich wie ein echter Kapitän präsentierte, ungemein unterwegs war, rackerte – und sogar das letzte Löwen-Tor erzielte. „Benny ist da mit gutem Beispiel vorangegangen“, sagt Lienen, „so wollen wir ihn alle sehen.“

Ein Kompliment, dass der Publikumsliebling gerne zurückgibt. Er lobt vor allem Lienens neuen Mut zum Risiko. „Dass wir gegen Duisburg so offensiv wie nie gespielt haben“, sagt Lauth, „das hat mir sehr gut getan, war positiv für unser Spiel.“ Deswegen wird Lienen beim Zweitliga-Letzten in Frankfurt der selben Mannschaft das Vertrauen geben, die gegen Duisburg startete – also auch mit Messi-Cousin Emanuel Biancucchi. Lauth: „Jetzt wird’s Zeit, dass wir auch auswärts punkten.“ Oliver Griss

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