1860: Hilfe vom Papst-Klub

Janusz Filipiak, Millionär und Klubbesitzer,steigt bei den Löwen als Geldgeber ein. Hier erklärt der Pole seine Pläne mit Sechzig. Er will Spieler tauschen – und Hauptsponsor werden.
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Freut sich, einen neuen Großsponsor an Land gezogen zu haben: Löwen-Geschäftsführer Manfred Stoffers.
Griss Freut sich, einen neuen Großsponsor an Land gezogen zu haben: Löwen-Geschäftsführer Manfred Stoffers.

Janusz Filipiak, Millionär und Klubbesitzer,steigt bei den Löwen als Geldgeber ein. Hier erklärt der Pole seine Pläne mit Sechzig. Er will Spieler tauschen – und Hauptsponsor werden.

MÜNCHEN Manfred Stoffers kann diesen Donnerstag kaum erwarten. Deswegen wird der Löwen-Geschäftsführer Vertrag und Stift mitnehmen zum Empfang des polnischen Gastes am Flughafen. „Ich werde schauen, dass die Tinte warm ist“, sagt Stoffers, „dann kann Herr Filipiak gleich nach seiner Ankunft unterschreiben.“

Janusz Filipiak, polnischer Software-Manager, mit seiner Firma „Comarch“ Selfmade-Millionär und Klub-Eigentümer des polnischen Erstligisten Sportowy Cracovia. Und nun auch Großsponsor bei den Münchner Löwen. Einer, der Sechzig in der Bundesliga sehen, Spieler nach Polen holen und als Hauptsponsor auf dem Trikot werben will.

Doch wer ist der Unternehmer mit den kühnen Plänen? Und warum steckt er viel Geld in einen mittelmäßigen Zweitliga-Klub?

In Polen verkörpert der 57-Jährige den Traum des erfolgreichen Aufstiegs vom Studenten zum Selfmade-Millionär. Als Ingenieur arbeitete er in Frankreich, Australien, Kanada, wurde Informatik-Professor, gründete mit drei Mitarbeitern 1994 das Unternehmen Comarch. Erster Jahresumsatz: 50 000 Euro.

Inzwischen beschäftigt der Software-Entwickler 3500 Angestellte, bei einem Umsatz von 200 Millionen Euro. 2003 kaufte er den Traditionsverein Cracovia: Fünfmal polnischer Meister, zuletzt 1948, ein Traditionsverein, der bis 1978 regelmäßig von einem Karol Wojtyla auf der Tribüne angefeuert werde. Danach kam Wojtyla kaum noch, denn dann ging der Erzbischof und Kardinal von Krakau als Papst Johannes Paul II. nach Rom.

2003 dümpelte Cracovia in der 3. Liga herum. Mit Filipiaks Geld verstärkte sich das Team, ist inzwischen wieder erstklassig. „Das erhoffe ich mir auch mit 1860“, sagte Filipiak am Dienstag zur AZ, „ich will den Verein wieder oben sehen. In Polen sind die Löwen ein sehr bekanntes Team.“ Auch weil sie 1965 auf dem Weg zum Pokalsieger-Cupfinale in Wembley im Viertelfinale Legia Warschau (4:0 und 0:0) rauswarfen?

Filipiaks Einstieg bei 1860 hat freilich andere Gründe. 2008 übernahm er mit „Comarch“ die Mehrheit am Münchner IT-Anbieter „Soft M“, der auch als „Business-Partner“ die Löwen sponserte.

„Seitdem bin ich oft in München“, sagt Filipiak, „ich mag die Stadt, das Einkaufen, die bayerische Küche.“ Und die Löwen mag er jetzt auch.

An Allerheiligen, beim 0:1 gegen Lautern, traf er sich erstmals mit Manfred Stoffers in der Arena. Auf Einladung Filipiaks flogen Stoffers und Sportdirektor Miki Stevic kurz darauf nach Krakau, bald war man sich einig. „Cracovia hat eine ähnliche Kultur wie Sechzig, ehrlich, ursprünglich“, sagt Stoffers. „Das passt gut zusammen.“ Auch weil Cracovia in der Stadt der kleinere Lokalrivale ist, der FC Bayern Krakaus ist Serienmeister Wisla.

Schnell herrschte Einigkeit über Filipiaks finanziellen Einstieg. „Wir denken auch über eine sportliche Zusammenarbeit nach“, sagt Filipiak, „1860 hat viele gute junge Spieler, ich könnte mir vorstellen, dass einer für Cracovia spielt, und einer von uns nach München geht.“ Aber wer genau soll von der Isar an die Weichsel wechseln? „Das ist Sache der Trainer. Trainer sind sehr spezielle Menschen. Das muss mit dem Konzept stimmen.“

Stimmen muss auch das Geld, wenn Filipiak im Sommer als Hauptsponsor aufs Trikot will. Bisher zahlt Liqui Moly dafür rund 1,2 Millionen Euro im Jahr. „Im März werden wir darüber sprechen“, sagt Filipiak.

Dass Liqui Moly einen Vertrag bis 2011 hat, stört Stoffers nicht, im Gegenteil: „Was gibt es Schöneres als einen Bieterstreit, wenn gleich zwei Unternehmen auf unsere Brust wollen. Das ist doch wunderbar.“

Gleich den ganzen Verein 1860 übernehmen – wie bei Cracovia – will Filipiak nicht. „Ich kann nicht zwei Vereine besitzen“, sagt er und meint: „Das gäbe Ärger mit der Uefa, wenn etwa Cracovia und 1860 gegeneinander in der Champions League spielen.“ Immerhin: Janusz Filipiak hat nicht nur Geld. Sondern auch Humor.

Florian Kinast

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