1860: Grusel, Dusel, Heiterkeit
MÜNCHEN - Die Löwen ziehen ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Weil sie im Elfmeterschießen Nervenstärke zeigen. Viel Mut macht ihre Spielweise aber nicht. Aber immerhin können sie sich über die Extra-Einnahmen Freude.
Ja, tatsächlich, die Löwen stehen im Achtelfinale des DFB-Pokals. Sie können also weiter träumen vom Finale in Berlin, von Ruhm, Ehre, von guten Zeiten.
Schließlich haben sie momentan nicht so viel, wovon sie sonst zehren können. Denn auch dieses 5:4 im Elfmeterschießen gegen Duisburg war ein Spiel der grausameren Sorte. Bezeichnend, dass Daniel Bierofkas Ball beim entscheidenden fünften Strafstoß nur mit letzter Kraft ins Tor duselte.
Etwa genauso saft- und kraftlos, wie sich die Löwen in den 120 Minuten davor präsentiert hatten. Sie spielten so mutlos, dass die nur 5500 Zuschauer in der Allianz Arena schon Mitte der ersten Halbzeit zu pfeifen anfingen.
Dabei hatte Trainer Marco Kurz sogar die Kritiker erhört – und in Mittelfeldspieler Timo Gebhart und Stürmer Manuel Schäffler die einzigen beiden Löwen, die am Freitag bei der 0:1-Pleite auf St. Pauli nach ihrer Einwechslung ein bisschen Spielfreude gezeigt hatten, von Beginn an ran gelassen.
Für Schäffler, den einzigen aktuellen U 20-Nationalspieler der Löwen, war es sein Debüt in der Anfangself. „Toni di Salvo ist momentan in einem kleinen Loch, und Manuel hat einen hervorragenden Eindruck hinterlassen zuletzt, wenn er reinkam“, sagte Kurz. „Aber alle sind gefragt.“
Und vielleicht lag auch genau hier das Problem. Denn das Löwen-Kollektiv spielte wieder schlecht. Und Gebhart und Schäffler passten sich dem Niveau ihrer Kollegen an. „Wir wollen euch kämpfen sehen“, riefen die wenigen, auf den Tribünen frierenden Fans. Ein Gruselspiel vor einer Geisterkulisse. Ach was, Trauerspiel! Ein Fehlpass-Festival war’s, eine Aneinanderreihung von fußballerischen Alibi-Aktionen, eine Partie, für die sich die Spieler eigentlich bei jedem, der’s gesehen hat, persönlich entschuldigen dürften. Alle Spieler, im Übrigen. Denn auch die Duisburger taten nicht viel mehr als die Löwen.
Und so passierte auf dem Platz kaum Erwähnenswertes. Dem Duisburger Makiadi gelang ein Tor, bei dem er mehr als einen Meter im Abseits stand (48.), Lars Bender tankte sich einmal durch das ganze Feld, zog ab, traf aber nur die Fäuste von Keeper Herzog (63.). In Minute 74 holten die Löwen ihre erste Ecke heraus. In der 90. Minute erzielte dann Kouemaha erneut ein Abseitstor für den MSV.
Die Kicker auf dem Rasen hielten das 0:0 sogar bis zum Ende der Verlängerung – ehe die Löwen im Elfmeterschießen endlich Nervenstärke bewiesen und sich letztlich jubelnd in den Armen lagen. Grusel, Dusel, Heiterkeit. „Wenn wir in der Liga auch so bescheiden spielen und trotzdem die Punkte holen, dann soll mir das Recht sein“, sagte Verteidiger Torben Hoffmann, „in Schönheit wollen wir im Moment sowieso nicht sterben.“ Und mittellos auch nicht. 1860 bekommt für das Erreichen der dritten Runde 454 267 Euro aus dem TV-Topf. Manager Stefan Reuter: „Für uns ist das Geld enorm.“ Wenigstens mal ein Lichtblick.
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