1860 greift durch: Abpfiff für die Cosa Nostra

Die Löwen reagieren auf Randale und ziehen die Fangruppe Cosa Nostra kollektiv zur Verantwortung. Die Nachricht schlug ein wie ein Blitz. Kritik gibt es vom Münchner Fanprojekt.
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Dem Verein ein Dorn im Auge: Fans der Gruppierung Cosa Nostra.
Rauchensteiner/Augenklick Dem Verein ein Dorn im Auge: Fans der Gruppierung Cosa Nostra.

Die Löwen reagieren auf Randale und ziehen die Fangruppe Cosa Nostra kollektiv zur Verantwortung. Die Nachricht schlug ein wie ein Blitz. Kritik gibt es vom Münchner Fanprojekt.

MÜNCHEN Sie sagen, sie hatten keine andere Wahl. Der TSV 1860 fühlte sich in der Pflicht, vorzugehen gegen die Chaoten, die vergangenen Freitag beim Spiel der Löwen-Amateure in Mannheim randaliert und für eine zweiminütige Spielunterbrechung gesorgt hatten. Auch weil der DFB die Löwen, wie schon so oft, zu einer Geldbuße – diesmal 3000 Euro – verdonnert hatte. Die Löwen werden nun Stadionverbote aussprechen gegen die Verantwortlichen.

Und sie gehen noch einen Schritt weiter – und wollen im Handstreich die Fan-Gruppierung „Cosa Nostra“ mundtot machen. „Erstmals wird der TSV 1860 München auch eine Fan-Gruppierung kollektiv zur Verantwortung ziehen“, heißt es in einer gestern verschickten Pressemitteilung des Klubs, „ab sofort sind alle Utensilien (Fahnen, Banner, Spruchbänder und ähnliches) der ,Cosa Nostra’ in der Allianz Arena sowie im Grünwalder Stadion verboten.“

Das Aus für die „Cosa Nostra“, die so genannte Ultra-Gruppierung der Löwen-Fans. Immer wieder musste der Klub letzte Saison Strafen an den DFB bezahlen, weil Anhänger Leuchtraketen oder bengalische Feuer abgefeuert hatten und es danach zum Streit mit den Ordnungskräften und zu Randale gekommen war.

Laut Angaben des Vereins soll sogar der Großteil der an der Mannheimer Randale beteiligten Personen dem Umfeld der „Cosa Nostra“ angehören. Wohl zwei Chaoten hatten Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen. Als Ordner das unterbinden wollten, kam es im Block zu Rangeleien. Nicht einmal die Löwen-Spieler konnten den Anhang in der Kurve beruhigen.

„Mannheim hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagt 1860-Manager Stefan Reuter zu diesem drastischen Mittel. Mehr wollte Reuter nicht sagen, andere Vereinsverantwortliche ließen sich gestern verleugnen. Klar ist: Weitere Schritte und Verbote wollen sich die Löwen vorbehalten. Das jetzige Vorgehen sei mit dem DFB abgestimmt.

Nun aber kommt es vor dem ersten Heimspiel der Löwen am Sonntag gegen Mainz (14 Uhr) zur Konfrontation mit den eigenen Fans. Die „Cosa Nostra“ ist es, die auch in der von vielen Löwenanhängern ungeliebten Allianz Arena für Stimmung sorgt. Dies ist nun verboten. Auf der Fanseite loewenforum.de gibt es Aufrufe zu einer Demonstration am Freitag auf der Geschäftsstelle des TSV 1860 – und zu einem kompletten Boykott der Nordkurve am Sonntag beim Heimdebüt.

Überzogene Reaktionen? Lothar Langer vom Münchner Fanprojekt sagt: „Die ,Cosa Nostra’ war sicher an einigen Aktionen beteiligt – aber nicht alleine“, erklärt Langer, „für mich ist diese Aktion nur dazu da, dem DFB zu zeigen, dass man Herr der Lage ist.“ Er bezeichnet die Reaktion des Vereins als „fatal“: „Fahnen und dergleichen zu verbieten, ist nicht sachgemäß. Das zeugt von Unkenntnis und das ist ein Vereinsproblem. Schade drum.“

Die Mitarbeiter des Fanprojekts, deren alltäglicher Job es ist, zwischen den Fronten zu vermitteln, mit Fans und Verein zusammenzuarbeiten, klagen nicht zum ersten Mal die Kommunikationspolitik des TSV 1860 an. Langer: „Mannheim ist eine Hausnummer wie Dresden mit einer krassen Fanszene, ein Zugpferd für jegliche krasse Aktionen.“ In Mannheim seien auch gewaltbereite Löwen-Fans gewesen, die sonst nicht zu Amateur-Spielen kommen. „Trotz aller Brisanz hat es im Vorfeld keine Kommunikation zwischen Fanbetreuung und 1860 gegeben.“ Natürlich, sagt auch Langer, habe es die Gruppierung „Cosa Nostra“ dem Verein immer leicht gemacht, weil sie immer dabei war. „Aber was soll man nach dieser General-Pauschal-Verurteilung noch richten?“ Sippenhaft sei abgeschafft worden, 1860 führe sie wieder ein.

Zuletzt habe es viele gute Gespräche zwischen Vereinsvertretern und jener Fangruppierung gegeben. Jetzt das. Langer sagt: „Das ist die unnötigste Art aller Arten, einfach eine Pressemitteilung rauszugeben. Wenn die Fanarbeit von der Presseabteilung gemacht wird, wo soll das noch hinführen?“

thk, fil, og., rf

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