1860 gegen Ismaik: Das Aus und die Folgen

Die Löwen wollen Investor Ismaik loswerden – aber wie kann das gelingen? Die AZ erklärt, wie eine Trennung ablaufen kann, was dem Verein droht und wie der Jordanier auf die Abstimmung reagiert
Matthias Eicher |
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Íst beim TSV 1860 zunehmend isoliert: Der jordanische Investor Hasan Ismaik. Rechts Ulla Hoppen, die ihren Antrag durchgebracht hat.
sampics/Augenklick, AZ-Collage Íst beim TSV 1860 zunehmend isoliert: Der jordanische Investor Hasan Ismaik. Rechts Ulla Hoppen, die ihren Antrag durchgebracht hat.

München - Welch Votum zugunsten des Präsidenten. Welch Watschn für den Investor. Und dennoch blieb bei Robert Reisinger, zuvor unter großem Jubel als Oberlöwe bestätigt, nach einer Entscheidung, dessen Tragweite noch nicht abzusehen ist, etwas zurück: Kopfweh.

"Ich habe Kopfschmerzen dabei. Dieser Antrag zwingt uns zu handeln, ohne dass wir darüber nachgedacht haben, ob dieses Handeln sinnvoll ist", erklärte Reisinger am Sonntag auf der Mitgliederversammlung des TSV 1860. Ulla Hoppen hatte zuvor ihre Forderung – die tatsächlich angenommen wurde – nach der Aufkündigung des Kooperationsvertrags mit Ismaik herausgeschmettert. "Es geht ihm nur ums Geld. Alle Treueschwüre sind nur Marketing", hatte Vereinsmitglied Hoppen erklärt. Dem Jordanier, den sie als "Vertragsbrüchigen mit übersichtlicher Kenntnis des deutschen Fußballs" bezeichnete, warf sie eine "undemokratische und ignorante Grundhaltung" vor.

Hoppen erklärte auf AZ-Anfrage gestern, dass sie zu ihren harten, jedoch nicht unbegründeten Vorwürfen keine Stellung beziehen werde – der Shitstorm aus dem Lager der Ismaik-Anhänger reiche bereits. Die AZ mit den wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Ismaik.

Was bedeutet Hoppens Antrag? Während bei Reisingers Wahl 1359 stimmberechtigte Mitglieder anwesend waren, wurde Hoppens Antrag mit nur noch 331 Ja-Stimmen angenommen (56 Gegenstimmen). In anderen Worten: Das höchste Vereinsorgan will, wenngleich viele Mitglieder längst nach Hause gegangen waren, die Trennung vom Investor.

Was das für den Klub bedeutet? Das Präsidium um Reisinger muss in den kommenden sechs Monaten auf eine Kündigung des Kooperationsvertrags mit Ismaiks Unternehmen HAM Unlimited hinarbeiten. Und das, obwohl man eben erst in harten Verhandlungen mit Ismaik und der Unterstützung von Sanierungs-Geschäftsführer Markus Fauser die Stundung von Ismaik Darlehen und damit "haarscharf", wie Fauser sagte, eine Abwendung der Insolvenz erwirkt hatte. Nun könnte ein verärgerter Ismaik seine Darlehen umgehen fällig stellen – und 1860 in den Ruin stürzen.

Gehen 1860 und Ismaik in einem halben Jahr getrennte Wege? Trotz des Votums äußerst ungewiss. Selbst wenn der Kooperationsvertrag gekündigt würde, bleibt Ismaik mit 60 Prozent (davon 49 stimmberechtigt) Anteilen der KGaA Hauptgesellschafter. Diese könnten zwar, was als äußerst unwahrscheinlicher Fall gilt, von 1860 eingezogen werden, aber nur aus wichtigem Grund. Und, da Ismaik mutmaßlich sowohl gegen die Kündigung des Vertrags, als auch gegen den Verlust seiner Anteile klagen würde, ein mindestens zwei bis drei Jahre andauernder Rechtsstreit entstehen. Würde Ismaik seine Anteile an den Münchner Unternehmer Gerhard Mey oder andere Investoren verkaufen, wäre der Vertrag hinfällig. Reisinger deutete an, dass man sich in Gesprächen befinde. Das Problem: Ismaik muss nach wie vor zustimmen.

Wie reagiert der Investor? Der Jordanier war lange untergetaucht. Seine letzte Botschaft über den zuvor rege genutzten Facebook-Kanal datiert vom 30. Juni, sein letzter Besuch auf Giesings Höhen liegt noch länger zurück. Im "Merkur" äußerte er sich nun und stellte klar: "Meine Antwort auf alle Vorgänge auf der Mitgliederversammlung lautet: Der Klub steht nicht zum Verkauf." Über das Votum sagte er: "Insgesamt gibt es 25 000 Mitglieder. Die sollen alle darüber abstimmen." Tatsächlich hat 1860 derzeit, wie Reisinger vorgestern erklärte, 20 409 Mitglieder. Beim großen Rivalen fand einer klare Worte über den 39-Jährigen: Uli Hoeneß. "Solange dieses Hickhack um den Herrn Ismaik nicht beendet ist, wird Sechzig nicht weiterkommen", sagte der Präsident des FC Bayern.

Wie reagiert das Präsidium? Es stimmte geschlossen gegen Hoppens Antrag. Reisinger, Hans Sitzberger und Heinz Schmidt reagierten sichtlich frustriert. Der Antrag setzt sie nun unter Druck, entweder sofort auf die Verweigerung des Jordaniers, die Lizenz für die Dritte Liga zu sichern, zu reagieren (was Hoppen als Hauptpflichtverletzung bezeichnet) oder einen neuen Verstoß zu finden. In jedem Fall muss 1860 den Fall rechtlich prüfen lassen – ob man will, oder nicht.

Lesen Sie hier: Reisinger: Hier muss er jetzt zupacken

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